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Wie Libro seine Chancen beim Online-Shopping verspielt

22.12.2014·Kommentare:  0

Hatte Libro in den 90ern noch alles, was ein Schüler zum Überleben brauchte (inklusive einem zum Spielen aufgestellten Sega Mega Drive), muteten Filialen, sofern man überhaupt noch eine aufsuchte, in den letzten Jahren eher wie schlecht sortierte Ramschläden an, die weder bei der Auswahl noch beim Preis mithalten können.

Positiv überrascht von libro.at

Umso erstaunter war ich, als ich vor kurzem beim Kauf eines Logitech-Produkts auf Amazon.de, noch einmal einen Blick auf Geizhals warf und dort feststellte, dass dasselbe Produkt bei Libro um 25 Euro billiger zu haben war. Nicht nur das, Libro hatte mit 90 Euro sogar den besten Preis. Einen 20-Euro-Gutschein hatte ich ebenfalls zu Verfügung – also 70 Euro statt 115 bei Amazon – nicht schlecht.

Noch erstaunter war ich, als ich auf libro.at nicht nur abfragen konnte, in welcher Filiale das Produkt lagernd war (!), sondern auch, dass ich dieses ohne Registrierung (!!) reservieren konnte. Name und E-Mail-Adresse waren ausreichend, um das offenbar noch einzig lagernde Exemplar zu reservieren. Ich war richtiggehend baff von dieser digitalen Service-Offensive, die weder Thalia, Müller noch Mediamarkt und Co. bieten – oder besser gesagt, nicht einmal anstreben. Mein zuvor beschriebenes, seit Jahren verinnerlichtes Bild von Libro war dabei, sich zu verändern. Bis ich das Produkt abholen wollte …

Enttäuschung im Shop

Am nächsten Tag erspähte ich in der entsprechenden Filiale, in der »Computer-Ecke«, das besagte Stück. Wie eine Reservierung in der Praxis abläuft, kann ich nicht sagen. Denn wenn das letzte vorhandene Stück trotz Reservierung nach wie vor ausgestellt ist, wird man einem potenziellen anderen Käufer an der Kassa nicht sagen, dass er es wieder zurücklegen soll. Egal, ein Exemplar war noch da und ich griff zur Schachtel – und stellte prompt fest, dass diese leer war.

Als ich einem Mitarbeiter die Situation erklärte, meinte er, dass das aufgrund des Produktwerts aus Sicherheitsgründen manchmal gemacht werde, er sich aber gleich darum kümmern werde. Zehn Minuten später tauchte der, durchaus freundliche und bemühte, Mitarbeiter wieder auf. Allerdings ohne Produkt und erklärte, dass er es nicht finden könne und dass es nur noch die Möglichkeit gebe, den Lagerstand anderer Filialen zu überprüfen. Auf meine Frage, ob es hier Unterschiede zwischen dem Stand auf der Webseite und dem internen System gebe, meinte er, dass diese fast (an die genaue Wortwahl kann ich mich leider nicht mehr erinnern) gleich sein müssten. Ich fand mich also damit ab, das Teil bei Amazon zu bestellen.

Kurz nach Verlassen der Filiale startete ich spontan einen Versuch beim Hartlauer (auch so ein 90er-Laden), denn auch hier lag noch ein Gutschein zu Hause, hatte dort aber ebenfalls kein Glück. Ich beschloss noch einmal beim Libro vorbeizuschauen und mir doch die Info geben zu lassen, ob ich das Logitech-Produkt in einer anderen Filiale lagernd war.

Ein anderer Mitarbeiter tippte die Artikelnummer in das Kassenterminal und meinte erstaunt, dass es sogar in dieser Filiale noch drei Stück (!) geben müsse. Die Antwort auf meine kurz davor gestellte Frage, wie es denn sein könne, dass es zu einer leeren Schachtel keinen Inhalt mehr gebe, nämlich »muss ich Ihnen das jetzt wirklich sagen?« (und die ich ernsthaft nicht einmal ansatzweise deuten kann) war da ob meiner Verwunderung nur mehr nebensächlich. In der Zwischenzeit war auch der erste Mitarbeiter bei der Kassa und meinte schließlich zu seinem Kollegen, dass er sich schon darum kümmern würde. Wieder verschwand er für ein paar Minuten und kam – zu meinem Erstaunen – mit einem nigelnagelneuen, originalverpackten Exemplar zurück. Ich freute mich aufrichtig, bedankte mich und löste meinen Gutschein ein.

Fazit

Ende gut, alles gut – aber natürlich stellt sich die Frage, wie entschlossen man bei Libro eigentlich sein muss, um Geld auszugeben. Denn einfach war dieser Kauf ja nicht. Das ist insofern schade, weil bis zum letzten Schritt, der Shop-Erfahrung vor Ort, die nur noch aus Abholen und Bezahlen besteht, alles gepasst hat. Ja, die Filialen sind nicht die hübschesten, die Auswahl bei weitem nicht die größte und auch die Blu-ray-Regale sind alles andere als übersichtlich. Solange ich im Web aber prüfen kann, dass ich ein gesuchtes Produkt in einer Filiale zu einem Preis, der für mich ok ist, bekommen kann, ist das alles nebensächlich und Libro könnte seinen Vorteil, echte Shops zu haben, voll ausspielen. Aber dieser eine Punkt, dass das Produkt dann auch wirklich lagernd ist, muss passen – denn sonst verschwendet man, im Gegensatz zum reinen Online-Shopping, nur seine Zeit.


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