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Warum bestehen Zeitungen aus großen Papierfetzen?

21.2.2006·Kommentare:  12

Ich arbeite ja seit einigen Monaten für »Die Presse« oder genauer gesagt, für die Online-Redaktion. Seitdem befasse ich mich auch etwas genauer mit der sogenannten Printausgabe bzw. mit Zeitungen allgemein. Ich frage mich allerdings, warum fast alle Tageszeitung aus diesen übergroßen und absolut unhandlichen Papierfetzen bestehen.

Für mich ist es einfach unmöglich, eine Zeitung normal »durchzublättern«, weil die einzelnen Seiten, oder besser gesagt, ihre übergroßen Bestandteile nicht einfach umgeblättert werden können. Ich kann ja verstehen, dass man vor etlichen Jahrzehnten auf dieses kostengünstige und leicht zu produzierende Konzept zurückgegriffen hat, aber heutzutage ist das einfach nur unpraktisch. Gibt es einen logischen Grund, warum heutige Zeitungen noch in dieser Form erscheinen?

Es ist mir klar, das keine anspruchsvollere Zeitung auf das Format der berühmt berüchtigten »Krone« umsteigen will. Keine seriöse Zeitung will, dass mit ihr diesbezügliche Verlgleiche angestellt werden. Aber bei dieser Frage geht es ja auch nicht um Inhalt, sondern um ein benutzerfreundliches Format. Was ist z.B. mit der »Kleinen Zeitung«, der zweiterfolgreichsten Tageszeitung Österreichs? Diese nutzt das handliche Format schon länger. Haben die Verlage etwa Angst, alteingesessene Leser zu verärgern? Gerade Zeitunglesern, die an aktueller Information interessiert sind, dürfte das Format doch ziemlich egal sein – zumal sich in diesem auch die gleiche Menge an Information unterbringen ließe.

Also warum, um alles in der Welt, bestehen moderne Tageszeitungen noch immer aus diesen auseinanderfliegenden, übergroßen und unpraktischen Papierfetzen?


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12 Kommentare

#1 von gernot am 21.2.2006, 10:02 Uhr

Hi Ben.

Ich glaube das hängt damit zusammen wie wo und wann man eine Zeitung liest. Wenn ich zB am So meine Zeitung lese mag ich das von dir angesprochene Format eigentlich gerne (vor allem da die Wochenendausgaben ja um einiges dicker sind). Da schätze ich das Ritual, die Zeitung zu zerlegen und die Teile die ich lesen will zuerst zu lesen, usw…
Wenn du Zeitung in der U-Bahn list dann ists natürlich blöd.

lg gernot

#2 von Pietropizzi am 21.2.2006, 12:16 Uhr

Hmm … interessante Sichtweise vom Gernot. Ich glaube der kann ich mich anschließen. Wenn man sich am Sonntag auf sein Sofa setzt, einen Café am Tisch, und anfängt gemütlich Zeitung zu lesen, dann gehört dieses Format einfach dazu, es ist ganz anders als wenn man eine Zeitschrift aufschlägt. Ich würde sagen es ist so etwas wie ein Ritual, das man durchgeht, vielleicht vergleichbar mit Zigarren rauchen.

Hierzu braucht man die richtige »Ausrüstung« (Zigarre: Aschenbecher, Cutter, Feuerzeug, usw.; Zeitung: der Platz den man braucht), eine Reihenfolge (Zigarre: auspacken, anschneiden, RICHTIG anzünden; Zeitung: in einzelne Teile zerlegen, lese, vielleicht wieder zusammenlegen) und man braucht Zeit, es ist also etwas Gemütliches. Ich hoffe, das war ein Vergleich der dich anspricht ;).

Wenn man diese Zeit nicht hat, oder sich nicht nehmen will, dann ist ein anderes Format natürlich besser. Wie Gernot schon gesagt hat, ist vor allem die U-Bahn ein sehr gutes Beispiel dafür, dass das Format seine Nachteile hat. Vorschlag: Zwei verschiedene Formate drucken; eines für die Wochenendausgabe und eines für die Arbeitswoche.

#3 von Benedikt am 21.2.2006, 19:45 Uhr

Aha, Zeitunglesen als Ritual. Das kann ich einerseits verstehen, vor allem mit Peters vortrefflichem Vergleich. Aber das ändert andererseits nichts an der umständlichen Handhabung – ich kann diese Herumfalterei irgendie nicht genießen. Ich genieße den Kaffee oder den Artikel aber sicher nicht den Papierbausatz.

eigentlich gerne (vor allem da die Wochenendausgaben ja um einiges dicker sind).

Waah! Noch mehr Chaos! 😉

die Zeitung zu zerlegen und die Teile die ich lesen will zuerst zu lesen, usw…

Gernot, du zerlegst also die einzelnen Bücher (Inland, Ausland, …) und liest sie dann einzeln? Interessant.

wei verschiedene Formate drucken;

Peter, das ist witzig, das hab ich mir schon beim Lesen deines Kommentars gedacht.

#4 von Claudl am 21.2.2006, 20:26 Uhr

Ah, die erlesene Kunst des Zeitunglesens…ja, das Großformat hat mich in den Öffis auch schon oft zum Wahnsinn getrieben, aber irgendwie gehörts dazu: das laute Rascheln beim Umblättern, der riesige Papierknödel beim Versuch das Ding wieder ordnungsgemäß zusammenzufalten…einfach herrlich!
Die Idee mit dem »Wochentagsformat« erinnert mich irgendwie ein bißchen an die Printmedienversion des Junkfoods…hmm, vielleicht kann man demnächst bei der Abobestellung wählen: Zum hier lesen oder mitnehmen?

#5 von Benedikt am 22.2.2006, 12:08 Uhr

das Großformat hat mich in den Öffis auch schon oft zum Wahnsinn getrieben, aber irgendwie gehörts dazu:

Oh Mann, bin ich denn der einzige, der beim Lesen einer Zeitung nicht leiden will. 🙂

Die Idee mit dem “Wochentagsformat” erinnert mich irgendwie ein bißchen an die Printmedienversion des Junkfoods…

Naja, die Zutaten (der Inhalt) wären zumindest gleich. Sprich: gleiches Produkt, andere Verpackung. Aber es stimmt: das handliche Format verleitet vielleicht eher zum Lesen in der Trafik, was der eine oder andere Trafikant nicht so gern sieht.

#6 von Christoph am 22.2.2006, 19:38 Uhr

Ich bin durchaus ein Fan der großformatigen Zeiten (hauptsächlich aufgrund des besseren Journalismus, ihr wisst schon). Außerdem finde ich es praktisch, dass man, zB bei der Presse, so mehr Informationen auf einmal sieht und damit, vor allem in der Früh, wo ich persönlich meine Zeitung nicht ganz lese, sich die interessanten Dinge herauspicken kann. Das würde bei A4 ähnlichem Format länger dauern.

Und ja, ich muss zugeben, auch ich zerlege meine Zeitung. Erstens liegt das daran, dass man sie so mit Familienmitgliedern und Freunden teilen kann. Zweitens sind einzelne Dinge dann leichter aufzuheben, wenn man mal etwas wirklich Außergewöhnliches gefunden hat und drittens ist es enorm praktisch, dass ich, falls mir die Zeitung mal hinunterfällt, nicht jede Seite einzeln suchen muss (wem das schon mal bei einer Zeitung, die mit ‚K’ beginnt passiert ist, weiß wovon ich rede 😉 )

#7 von Benedikt am 23.2.2006, 17:41 Uhr

Ich bin durchaus ein Fan der großformatigen Zeiten (hauptsächlich aufgrund des besseren Journalismus, ihr wisst schon)

Ja, aber das hat ja mehr mit dem Inhalt als mit dem Format zu tun.

so mehr Informationen auf einmal sieht und damit

Das stimmt natürlich. Aber wenn man sich den Umfang eines normalen Zeitungsartikels anschaut, ließe sich dieser auch locker auf einer A4-Seite unterbringen.

interessanten Dinge herauspicken kann.

Meinst du, weil du mehr Infos auf einer Seite hast oder weil du sie zerlegen kannst?

rstens liegt das daran, dass man sie so mit Familienmitgliedern und Freunden teilen kann.

OK, aber könnte man das nicht auch mit A4-Format anstellen? Ich weiß, die Seite müssten anders zusammengelegt werden, aber technisch müsste das gehen.

Weil das im Artikel vielleicht nicht so rüberkommt: Ich habe kein Problem damit, dass Zeitungen nicht gebunden sind. Das Auseinanderfallen bezieht sich auf die großen Seiten, die sich nicht so leicht handhaben lassen und folglich auch leichter durcheinander geraten.

Zweitens sind einzelne Dinge dann leichter aufzuheben

Wirklich? Warum ist das bei großformatigen Zeitungen leichter?

falls mir die Zeitung mal hinunterfällt, nicht jede Seite einzeln suchen muss

Naja, ob man jetzt die Kleine Zeitung neu zusammenbauen muss oder den Standard ist ja fast schon egal. Großformatige Zeitungen haben aber vielleicht den Vorteil, dass sie auch in Modulen funktionieren (z.B. nur Sport), A4-Zeitungen aufgrund ihrer »Faltung« aber genau in der richtigen Seitenreihenfolge zusammengesetzt werden müssen.

#8 von Christoph am 23.2.2006, 21:48 Uhr

Meinst du, weil du mehr Infos auf einer Seite hast oder weil du sie zerlegen kannst?

Weil ich bei einem größerem Format auf einmal mehr sehe, als bei A4. Somit kann ich auf einen Blick Artikel erfassen, die mich interessieren und brauche dazu nicht so oft umzublättern.

OK, aber könnte man das nicht auch mit A4-Format anstellen? Ich weiß, die Seite müssten anders zusammengelegt werden, aber technisch müsste das gehen.

Ich denke nicht, dass das mit A4 so leicht funktionieren würde. Außer du willst sie dann auf A5 zusammenklappen, was dann doch schon ziemlich klein ist und sicherlich auch zu dick wird, was wieder bei der Produktion/Auslieferung ein Problem wird.

Wirklich? Warum ist das bei großformatigen Zeitungen leichter?

Bei großformatigen Zeitungen habe ich meine Themenbereiche, mit vielleicht 7-10 Seiten. Die kann ich bequem herausnehmen, ohne dass ich Dinge dabei habe, die mich nicht interessieren (bei A4 hab ich die hinteren Seiten der Ausgabe auch dabei). Kommt natürlich auf die Faltung an, aber siehe oben.

Wäre interessant das mal einen Chefredakteur/… zu fragen. Benedikt?

#9 von Christian am 24.2.2006, 4:42 Uhr

In Deutschland hat man zumindest in größeren Städten die Wahl, die große »Welt« oder die handlichere »Welt kompakt« zu kaufen. Letztere kostet nur 50 ct, hat teilweise inhaltsgleiche Artikel und läßt sich auch in der U-Bahn bequem lesen. Während meiner Arbeit in Berlin, die mit längerer täglicher Anfahrt verbunden war, fand ich das ganz praktisch. Momentan bin ich aber wieder sehr glücklich mit der großformatigen FAZ.

#10 von Gregor am 24.2.2006, 13:57 Uhr

Zeitung zerlegen, dafür bin ich zu ‚monkisch‘. Aber Vorteile haben die Großformate allemal. Ich kann den Biomüll darin einwickeln und entsorgen (ebenso Glas und Dinge die unauffällig verschwinden sollen 😉 ), bei Bedarf Wohnung ausmalen, mich daraufsetzen wenn das Parkbankerl schmutzig ist und Hüte falten. Ansonsten haben sie gegenüber Elektronischen Endgeräten den Vorteil das sie keine Akkus brauchen, die Schriftgröße keine Kopfschmerzen verursacht (kein Briefmarken LCD).Und man sie wie oben genannt ohne große finanzielle Einbußen verwenden kann!

#11 von Benedikt am 25.2.2006, 12:34 Uhr

Christian, schön wieder mal von dir zu hören!

Letztere kostet nur 50 ct, hat teilweise inhaltsgleiche Artikel und läßt sich auch in der U-Bahn bequem lesen.

Das heißt aber, dass die Inhalte doch verschieden und/oder gekürzt sind, oder? OK, wenns dafür billiger ist …

Momentan bin ich aber wieder sehr glücklich mit der großformatigen FAZ.

Aufgrund des Formats oder des Inhalts? 😉

Christoph,

Weil ich bei einem größerem Format auf einmal mehr sehe, als bei A4.

Das mag sein, aber dafür musst du die Zeitung zuerst zerlegen und das Riesenblatt scannen. Ich glaub der Aufand eine A4-formatige Zeitung zu durchstöbern ist nich viel größer. Man könnte das mal mit ein paar Usability-Tests untersuchen … 😉

Wäre interessant das mal einen Chefredakteur/… zu fragen. Benedikt?

Das könnte ich mal versuchen. Witzigerweise ist mir aber innerhalb der Presse schon öfters zu Ohren gekommen, das bei Tests und Umfragen das Format als eher unhandlich empfunden wird.

Gregor,

Aber Vorteile haben die Großformate allemal.

Gegen die von dir aufgezählten Vorteile lässt sich nun wirklich nichts einwenden. Außer vielleicht, dass ich mich auch auf eine A4-Zeitung setzen kann – kommt natürlich auf die Größe des jeweiligen Hinterns an.

Zu den Vorteilen gegenüber elektronischen Endgeräten kann ich nur ein technophiles »Noch!« erwidern. 😉

#12 von Christian am 27.2.2006, 13:48 Uhr

@ Benedikt

Die Artikel in der »Welt kompakt« sind z.T. gekürzt, und es fehlen bestimmte Atikel, die in der großformatigen Ausgabe zu finden sind. Dabei handelt es sich meinem Eindruck nach vorwiegend um Berichte mit Hintergrundinformationen, Kommentare, kleinere Meldungen, Kunst und Kultur etc. Bei sehr aktuellen Ereignissen hat die »Welt kompatkt« allerdings die Nase vorn: Da sie nur in den großen deutschen Städten erhältlich ist und nicht die Fläche versorgen muß, liegt der Redaktionsschluß häufig nach Mitternacht. Dadurch ist die Titelseite oft aktueller als bei anderen Zeitungen.

An der FAZ mag ich eigentlich alles. Als Mensch über 190 cm hat man mit dem großen Format generell weniger Probleme (meine Freundin, 163 cm, haßt es wie die Pest). Außerdem mag ich die alte Rechtschreibung, die vielen politische Hintergrundberichte aus aller Welt, den wunderbaren Sportteil und das Feuilleton – das regelmäßig z.B. über Opernaufführen, Theaterinszenierungen und Kunstausstellungen aus Wien und Salzburg berichtet. Über Österreich wird in deutschen Medien sonst sehr wenig berichtet. Aber dafür gibt es ja auch die Onlineausgaben von Presse, Standard usw.

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