Kritik: »Eragon«
Ein dunkler Herrscher strebt nach Macht und unterjocht die Bewohner des Reiches. Durch Zufall fällt einem unschuldigen Knirps etwas in die Hände, von dem das Schicksal seiner Welt abhängt … Moment. Das ist »Der Herr der Ringe«. Also nochmal: Ein dunkler Herrscher regiert mit eiserner Faust. Ein kleiner Junge trägt eine Macht in sich, von der er noch nichts weiß. Erst als sein Familie getötet wird und sich ein Mentor seiner annimmt, beginnt er allmählich zu begreifen, dass das Schicksal der Welt in seinen Händen liegt … Moment. Das ist »Krieg der Sterne«.
In der Tat mag »Eragon« zunächst wie »Der Herr der Ringe« für Arme anmuten, tatsächlich handelt es sich aber fast um eine 1:1-Kopie von George Lucas Star-Wars-Reihe. Es sind so viele Elemente identisch, dass man sich fragt, warum der angekündigten Trilogie um Eragon keine Klagewelle vorausgeeilt ist.
Ein paar Beispiele (Spoiler voraus – Text markieren):
- Eragon ist ein Drachenreiter mit magischen Kräften. Allerdings weiß er nichts davon und als es erfährt, ist er nicht sehr begeistert.
- Eragons Onkel wird von den Schergen des bösen Herrschers ermordert, weil sie etwas suchen, das sie bei ihm nicht finden.
- Nach dem Tod des Onkels nimmt sich ein Mentor Eragon an. Dieser verheimlicht zunächst, dass er früher selbst ein Drachenreiter war und magische Kräfte besitzt.
- Auf der Reise nach Sonstwohin, befreien die beiden eine Prinzessin und treffen auf einen jungen Draufgänger.
- Der Mentor opfert sich, um Eragon das Leben zu retten.
- Beim Showdown gilt es mit einer Waffe präzise die Schwachstelle des Gegners zu treffen.
Aber gut, Lucasfilm ist nicht Microsoft. Und in Anbetracht der minderen Qualität, kann sich George entspannt zurücklehnen.
»Eragon« ist ein billiges Möchtegernspektakel. Es mag genug Kohle dahinter stecken, diese ist aber irgendwo zwischen gierigen Managern (»Ja, wir haben eine Trilogie! Und sie startet zu Weihnachten! Wie Herr der Ringe! Eine todsichere Sache!«) und einem offensichtlich nicht recht motivierten Produktionsteam verpufft. Das Drehbuch wurde bestenfalls von einem Anfänger umgesetzt, die Dramaturgie bewegt sich auf lächerlichem Niveau, der Schnitt wirkt überhastet und versucht anscheinend fehlende Details zu überdecken und es scheint so, als wäre der komplette Film mit nur einer Brennweite gedreht worden. Wie haben sich bloß Jeremy Irons und John Malkovich in diese Produktion verirrt?
Das aus dem Ganzen Schlamassel tatsächlich noch eine Trilogie wird, hoffen allerhöchstens noch die Produzenten. Die können froh sein, wenn es der zweite Teil als Zeichentrickversion direkt auf DVD in die Ramschkörbe von Müller, Media Markt & Co. schafft.
Anmerkungen:
- Der letzte Kino-Dezember war eindeutig besser.
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2 Kommentare
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YEAH! Ich frage mich oft warum ich solche Reviews nicht in der Zeitung lese, oder im Radio höre.
lg gernot
Ich schätze ein Großteil der österreichischem Medienlandschaft nimmt sich dafür zu ernst. Möglicherweise ist vielen Kritikern diese Art auch zu oberflächlich. Ein Blick auf den Kritikerspiegel Rotten Tomatoes zeigt aber, dass zumindest in den USA einige Kritiker eine recht lockere Art haben, was Filmkritiken angeht.