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Kritik: »Liebe braucht keine Ferien«

Spoilerfrei·1 / 5Sterne·26.12.2006·Kommentare:  4

Zur Weihnachtszeit ist die ganze Familie zu Hause versammelt. Was passt da besser als ein lustiger Film, dem jedes Familienmitglied etwas abgewinnen kann? Immerhin ist ja Jack Black dabei – der Film kann also gar nicht so schlecht sein. Schlecht ist »Liebe braucht keine Ferien« keineswegs – er ist viel, viel schlimmer.

»Uh, ich hab das was im Auge« reibt sich Kate Winslet unschuldig das Gesicht, woraufhin Jack Black mit einem sympathischen »Warten Sie mal« zu Hilfe eilt. Auf diesem seichten Niveau plätschert Nancy Meyers neue Katastrophe dahin. Ohne lustig, spannend oder auch nur auf irgendeine Art und Weise unterhaltsam zu sein.

Dabei hat uns besagte Regisseurin vor Jahren noch mit »Was Frauen wollen« originell unterhalten und etwas später mit »Was das Herz begehrt« wenigstens noch halbwegs aus der Reihe getanzt. »Liebe braucht keine Ferien« beweist aber: Meyers fischt nicht mehr im Quellwasser Hollywoods, sondern wühlt lieber in den Abfalleimern drittklassiger Schmierfinke. Was werden die Stars wohl antworten, wenn sie nach ihrer Motivation gefragt werden? Etwa »Mir hat das Drehbuch gefallen«? Nicht einmal Sean Penn könnte diesen Satz glaubwürdig rüberbringen. Jeder der Schuldigen müsste mit Schamesröte eingestehen: »Hab das Drehbuch nicht gelesen – brauchte Geld.«

Leere Kassen scheint die hohe Riege der mitwirkenden Mimen letztendlich auch zu einen. Warum sonst würden Cameron Diaz, Kate Winslet (!), Jude Law (!!) und Jack Black (!!!) in einem Film mitspielen, dessen Skript auf einem Blatt Toilettenpapier Platz gefunden hätte.

Ein Beispiel: Cameron Diaz und Jude Law wachen nach einer Liebesnacht im Bett auf. Dass die Haare der beiden durchgestylt sind, ist man bei Produktionen aus dem sonnigen Kalifornien gewohnt. Dass beide Uhren tragen, sie noch dazu Ohrringe und einen BH (!), sagt alles, was man über den Film wissen muss, um seine Qualität zu beurteilen. Wenn die Produzenten sogar für die berühmte L-Decke (bei ihm bis zur Taille, bei ihr bis über den Busen) zu faul sind, dann beschreibt »Quickie« allerhöchstens die Produktion und nicht den Inhalt der Szene. Würde dieser Begriff zumindest auf die Länge des Films zutreffen, wäre er wenigstens schnell vorbei. Aber dieses Monster dauert sage und schreibe 138 Minuten!

Nach dieser Grenzerfahrung herrschte familiäre Einigkeit. Meine Eltern nickten während der Vorstellung ein, meine Schwester war tödlich gelangweilt und ich kann mit Fug und Recht behaupten: Noch nie haben mich die anrollenden Credits in der Abschlusseinstellung mit so viel Lebensfreude erfüllt.

»Liebe braucht keine Folter« 1 von 5 Sternen

Anmerkungen:


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4 Kommentare

#1 von Claudl am 26.12.2006, 22:47 Uhr

Naja, gemeinsame Schicksalsschläge schweißen ja bekanntermaßen zusammen- so betrachtet hat der Kinogang mit der Familie einen bindungsstiftenden Charakter, was zu Weihnachten nicht das Schlechteste ist!
Was die Mistkübel der drittklassigen Schmierfinke betrifft, wird sich Nancy Meyers dort eher nur etwas inspiriert haben lassen, da sie- soviel ich weiß- das Drehbuch selbst geschrieben hat…tja, es heißt wohl nicht umsonst »Schuster, bleib bei deinen Leisten«…

#2 von Benedikt am 26.12.2006, 23:08 Uhr

Hab gelesen, dass das Buch von Meyers selbst stammt – ich frag mich, ob sie wenigstens einmal drübergelesen hat. 😉

#3 von gernot am 28.12.2006, 14:54 Uhr

YEAH. Endlich wieder mal eine schlechte bissige Filmkritik. du sollstest dir öfters miese Filme anschauen Ben, das erhöht den Lesegenuß (und Spaß!). 😉

lg gernot

#4 von Benedikt am 28.12.2006, 17:19 Uhr

Tja, irgendwas muss man aus so einem Mist ja machen …

Lies dir außerdem auch die eben gepostete Kritik zu Eragon durch. Könnte dir gefallen … 😉

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