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Kritik: »Sicko«

Spoilerfrei·4.0 / 5Sterne·16.10.2007·Kommentare:  2

Michael Moore macht keine Dokumentationen, er führt Krieg. Und so berichtet er auch in seinem neusten Film einseitig und populistisch über ein Thema, das ihm nicht in den Kram passt: das marode US-Gesundheitssystem. Das mag hart klingen, dennoch ist »Sicko« ein »ehrenwerter« Film. Seine Absichten sind edel und führen vor allem eines vor Augen: ein privatisiertes Gesundheitssystem hat nur Gewinnmaximierung zum Ziel und muss deswegen im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gehen.

So zeigt »Sicko« schockierende Fälle und präsentiert markerschütternde Interviews. Die Richtung stimmt, der Film ist bewegend und unterhaltsam. Der Aufbruch nach Kuba zählt beispielsweise zu den besten Sequenzen in Moores bisherigen Filmen.

Als gute Dokumentation kann »Sicko« freilich nicht durchgehen: Moore greift sich einfach die passenden Argumente und lässt alles andere außer Acht. Deutlich wird dies zum Beispiel, wenn im Film ein weltweites Ranking der Gesundheitssysteme präsentiert wird. Die USA befinden sich ganz weit unten, einen Platz vor Slowenien. Wer genauer hinschaut erkennt, dass sich unter Slowenien Kuba befindet. Eben jenes Land, dessen Gesundheitssystem er eine Stunde später als eines der besten der Welt preist (Fehler bereits bei der IMDb eingereicht).

Nichtsdestotrotz ist »Sicko« ein cineastisches Muss – schon allein deshalb, weil man sich im Anschluss als Europäer wie im gelobten Land vorkommt. Zudem hat Moore einige Asse im Ärmel, die einem ein spontanes »Das gibt’s ja nicht!« entlocken (z.B. eine Audioaufnahme von Nixon oder ein pikantes Detail zur kritischen Webseite moorewatch.com).

Interessant ist auch Moores Versuch, den Amis die Furcht vor dem bösen S-Wort zu nehmen, indem er europäische (sprich staatliche) Gesundheitssysteme als Vergleich heranzieht. Alles gratis, alles super lautet hier die Devise. Und auch wenn dem nicht ganz so ist, kann man z.B. als Österreicher nur zustimmen und die Probleme mit der E-Card oder den Pflegenotstand beinahe als Sturm im Wasserglas abtun. Wer den Film nicht gesehen hat und trotzdem schon widersprechen möchte, soll sich einfach nur mal überlegen, wo er 12000 Dollar für das Annähen einer Fingerkuppe (!) herbekommt.

Zusammengefasst ist »Sicko« ein unterhaltsamer Angriff auf das US-Gesundheitssystem, der durch schockierende Details bewegt und trotz einseitigem Ansatz zumindest zum Nachdenken anregt.

Unterhaltsam & bewegend 4.5 von 5 Sternen


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2 Kommentare

#1 von gernot am 17.10.2007, 10:42 Uhr

Freu mich schon drauf. Macht lust zum ansehen dein Bericht!

lg gernot

#2 von Benedikt am 17.10.2007, 13:52 Uhr

Freut mich! Bin mir ziemlich sicher, dass er dir gefallen wird.

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