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Kritik: »Der dunkle Turm«

Spoilerfrei·3.5 / 5 Sterne·3.9.2017·Kommentare:  0

Wenn ein mehrteiliges Fantasy-Epos vom Horror-Altmeister Stephen King als 95-Minüter ins Kino kommt, beschleicht einen schon ein bisschen das Gefühl, dass hinter den Kulissen nicht alles rund gelaufen ist – was übrigens auch der Fall gewesen sein dürfte.

Dazu kommt »Der dunkle Turm« mit 60 Millionen Dollar Produktionskosten fast schon sparsam daher. Nachdem auch euphorische Budgets für »Warcraft: The Beginning« (160 Mio.) oder »Star Trek Beyond« (185 Mio.) letztes Jahr nicht den erwarteten Erfolg gebracht haben, hat man in Hollywood bezüglich Risiko wohl wieder einen Gang zurückgeschaltet.

Das Ergebnis ist, zumindest für Leute welche die Bücher nicht kennen, trotzdem ansehnlich. »Der dunkle Turm« bietet eine wirklich interessante Fantasy-Abenteuer-Story mit exzellenter Besetzung: Idris Elba versucht als letzter verbleibender »Revolvermann« in einer Mittwelt genannten Parallelwelt den »Mann in Schwarz« (bitterböse-brillant gespielt von Matthew McConaughey) zur Strecke zu bringen, bevor dieser das Universum durch die Zerstörung des dunklen Turms ins Chaos stürzen kann. Unerwartete Hilfe erhält er dabei vom New Yorker Teenager Jake (Tom Taylor, der in der ersten Folge von »The Last Kingdom« übrigens den jungen Uhtred mimt), der in seinen Träumen die von Mittwelt ausgehende Gefahr bereits erahnen kann.

Klingt alles nach einer aufgelegten Erfolgsreihe a la »Der Herr der Ringe« oder »Star Wars«? Wäre es eigentlich auch und die Inszenierung bewegt sich grundsätzlich auf ordentlichem Niveau. Als Kinogänger mit einer Affinität zum Fantasy/Sci-Fi-Genre erkennt man aber auch allerorts das verschenkte Potenzial: Eine westernartige Endzeitwelt, in der Revolver mythologisch den Platz des Schwerts eingenommen haben und wo, weil es halt nichts mehr gibt, Munition Mangelware ist. Dazu Portale in unsere Welt, in der Monster in Menschenkostümen ihr Unwesen treiben. Und wirklich coole Action-Ideen für einen Revolverhelden mit einem übernatürlichen Sinn fürs Waffenhandling.

Diese und viele weitere großartige Ideen werden aber leider wenig detailliert bzw. nur kurz ausgeführt und in viel zu knapp bemessener Spielzeit verramscht. Das schlägt sich auch beim Einspielergebnis nieder, wo »Der dunkle Turm« am Ende seines Kinolaufs noch weit von der Gewinnzone entfernt ist. Von jener Komfortzone, in der Produzenten auch gern in weitere Teile investieren, ganz zu schweigen.

Immerhin soll eine Fernsehserie in Planung sein. Und wer weiß: Wenn das Interesse aufgrund dieser Verfilmung samt TV-Fortsetzung wächst, gibt’s irgenwann mal einen wirklich epischen Kinoreboot. Es wäre nach versemmelten Versuchen wie Tim Burtons »Planet der Affen« (2001) und Ang Lees »Hulk« (2003) nicht das erste Mal, dass ein Franchise Jahre später erfolgreich auf die Leinwand zurückkehrt. Wobei »Der dunkle Turm« sogar in seiner jetzigen Form diesen Werken qualitativ weit überlegen ist und zumindest für Genre-Fans unterhaltsames Kino ist.

Viel verschenktes Potenzial ★★★½☆


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Der dunkle Turm https://benedikt.io/2017/09/kritik-der-dunkle-turm/ 2017-09-03 https://benedikt.io/media/movie-review.jpg Die Verfilmung nach einer Vorlage von Stephen King quetscht großartige Ideen und exzellente Besetzung in viel zu kurze Spielzeit.

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