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2001: Odyssee im Gartenbau

13.9.2018·Kommentare:  6Retweets:  0 3

Letzte Woche ergriff ich die Chance, um mir endlich »2001: A Space Odyssey« anzusehen – einen Film, den ich höchstens fragmentarisch aus meiner Kindheit in Erinnerung hatte. Das Gartenbaukino spielt derzeit die 70-mm-Version, deren Entstehung von niemand geringerem als Christopher Nolan beaufsichtigt wurde.

Der Filmbeginn verzögert sich

Ich bin nicht oft im Gartenbau und als der Film auch einige Minuten nach 20:30 nicht beginnt und auch keine Trailer oder Werbung gezeigt werden, denke ich mir zunächst nichts. Erst als eine Sprecherin das Publikum darüber informiert, dass es Probleme mit dem Ton gäbe, sie aber daran arbeiten, reagiere ich als Niederösterreicher reflexartig und rechne mir aus, bis wann der Film spätestens beginnen müsste, um noch den letzten Zug zu erreichen. Denn der Film ist mit 2 Stunden und 21 Minuten nicht gerade kurz.

Der Film startet, aber …

Mit einiger Verspätung, es müssen so 20 Minuten gewesen sein, startet der Film, allerdings ohne Ton. Es fällt nicht gleich auf, weil offenbar viele, so wie ich, den Film nicht kennen. Als nach den ersten paar Einstellungen in kompletter Stille die Affen und Schweine auftauchen und die Ersten im Publikum »unterstützend« Affenlaute und Schweinegrunzen von sich geben, frage ich mich noch, ob das vielleicht so ein »Ding« ist wie bei Vorstellungen von »The Rocky Horror Picture Show« mit Klopapier oder »The Room« mit Löffeln zu werfen. Ist es aber nicht. Der Film läuft ohne Ton, das Publikum grunzt und Kubrick rotiert im Grab.

Der zweite Versuch

Die Vorführung wird erneut unterbrochen, aber nach ein paar Minuten geht es weiter. Wieder ohne Ton.

Der dritte Versuch

Die Sprecherin meldet sich wieder mit Bedauern und bietet den Gästen an, ihre Tickets zurückzugeben – auch wenn sie die Problemlösung noch nicht aufgegeben hätten. Einige Gäste gehen tatsächlich. Auf den »Freibier!«-Ruf einer Zuseherin reagiert die Sprecherin etwas unvorbereitet mit »Das müssen Sie sich mit dem Buffet ausmachen.« Wir, mittlerweile in vollem Bewusstsein darüber, dass sich die letzte Schnellbahn so nicht mehr ausgehen wird, bleiben trotzdem. Schließlich will ich in ein paar Jahren nicht erzählen müssen, dass ich »2001: A Space Odyssey« einmal fast gesehen hätte, aber dann zum Zug musste. Mit ungefähr 50-minütiger Verspätung startet »2001: A Space Odyssey« bzw. wird an der Stelle der letzten Unterbrechung mit Ton fortgesetzt.

Überraschung in der Pause

Was wir nicht wissen, ist, dass der Film eine Pause enthält. Diese ist, wie bei früheren Langfilmen (wie z.B. auch bei »Der mit dem Wolf tanzt«) üblich, direkt am Filmmaterial mit einer »Intermission«-Texttafel enthalten. Der Vorhang geht nach unten, Gäste verlassen den Saal für WC und Getränke und plötzlich setzt sich ein Herr mit Mikrofon vors Publikum.

Es ist der Filmvorführer, der sich abermals entschuldigt und erklärt, was das Problem war und warum der Film beim 3. Versuch nicht von Beginn an gezeigt wurde. Der Fehler lag offenbar beim Ändern der Tonquelle. Der Ton liegt nämlich digital auf CD als DTS-Spur vor, die Quelle konnte aber offenbar einfach nicht umgestellt werden – begleitet wurde diese Erklärung auch mit einem Seitenhieb auf Windows-Tablets. Auch die Erklärung, warum der Film einfach fortgesetzt wurde und nicht von Anfang an abgespielt wurde, ist interessant: Offenbar ist das bei einer 70-mm-Rolle nicht so ohne weiteres möglich, ohne Gefahr zu laufen, die Filmrolle zu beschädigen.

Das finde ich eine nette Geste, die zeigt, dass man im Gartenbaukino schon noch aufs Publikum schaut und es auch respektiert – denn sich in so einer Situation erklärend vors Publikum zu setzen, würde wohl nicht jeder Filmvorführer machen. Außerdem habe ich so jetzt auch immer ein nette Geschichte parat, wenn das Thema auf »2001: A Space Odyssey« fällt. Also, schaut euch den Film im Gartenbau an, so lange er noch gespielt wird (es gibt noch eine Vorstellung am 21.10.)!

Heimgefahren sind wir dann übrigens nach einer ausführlichen Filmbesprechung im Billabong, einem Zwischensnack am Schwedenplatz und einem Cocktail im Dino’s mit der ersten Schnellbahn. Geht auch.


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6 Kommentare

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#1 von Bernhard am 17.9.2018, 11:59 Uhr

Wenn meine Kinder dann alt genug sind um den Film zu sehen, werde ich reminiszieren, „damals im Gartenbaue, da …”.

#2 von Benedikt am 18.9.2018, 18:13 Uhr

Wer weiß, da spielen’s ihn vielleicht eh wieder im Gartenbau und sie können das Tonmysterium gleich live miterleben. Leider hat uns der Filmvorführer ja die genaue Lösung nicht verraten, sonst könntest du dann auch noch als Retter in der Not brillieren, in dem du lässig aufstehst und dem Vorführer den Lösungsweg signalisierst. 😂

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