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Ausgespielt: Ist »Apple TV« als Spiel­kon­so­le gescheitert?

12.10.2018·Kommentare:  0Retweets:  0 1

Ein Artikel auf The Verge über die Einstellung von Microsofts »Minecraft« für »Apple TV« wirft die Frage auf, ob damit das Ende von Apples Set-Top-Box als Spieleplattform eingeläutet sein könnte.

Das ist eine interessante Frage, weil der Spieleaspekt für mich Ende 2015, als »Apple TV« mit der Einführung von »tvOS« für Apps freigegeben wurde, durchaus ein Upgrade-Argument war. Nach Generation 2 (2010: endlich iTunes-Filme ausborgen!) über Generation 3 (2012: endlich 1080p!) eben zu Generation 4 (2015: endlich Apps!).

Gute Spiele gab’s jedenfalls

»Gamer« war ich da freilich keiner mehr: Meine »Game Boy«- und »Super Nintendo«-Zeiten waren bereits lange vorbei und die letzten am PC ausgetragenen Schwertkämpfe in »Rune« (3rd-Person-Hack-&-Slay) sowie Schusswechsel in »Operation Flashpoint« (Tactical Shooter) und Runden in »Need for Speed: Porsche« (Rennsimulation) lagen bereits 15 Jahre (!) zurück. Aber trotzdem lockten hin und wieder iOS-Spiele am iPad zum gelegentlichen Spielen: »Conquist« und »Real Racing« zum Beispiel. Und genau hier lag meine Hoffnung, dass sich einige dieser Spiele gut für den großen Schirm (oder in unserem Fall, da Beamer, Projektionsfläche) eigenen würden. Viele taten das auch, z.B. »Alto’s Adventure« (2D-Endless-Runner) – und ich hatte mir sogar den Controller von SteelSeries (den »Nimbus«) zugelegt.

Gameplaytechnischer Höhepunkt: »Sky Force«

Das für mich beste Spiel auf dem »Apple TV« war die Neuauflage des 2D-Shoot-’em-ups »Sky Force« – ein liebevoll gemachter Vertikalscroller, der aufgrund seiner extrem gut ausbalancierten Scrollgeschwindigkeit auch im 16:9-Format super zu spielen war.

Im Großen und Ganzen für Gamer uninteressant

Andere Spiele, wie z.B. »Transistor« (Action-RPG) oder »Galaxy on Fire: Manticore« (Weltraum-Shooter) waren für mich zwar ambitionierte, gelungene Spiele. Mir waren sie aber einfach zu wenig zugänglich und damit zu zeitaufwändig – trotz Kauf, bin ich hier nie hineingekippt. Und ich glaube, dass das genau das Problem von einer Set-Top-Box als Spieleplattform ist: Während mir die – im Vergleich zu echten Konsolen – schwache Hardware egal ist, solange es die richtigen Spiele gibt, ist so ein Gerät für klassische PC- und Konsolenspieler genau so uninteressant wie für Casual Gamer, die am Smartphone spielen.

Erstere (PC-Spieler) rümpfen bezüglich Controller ohnehin die Nase. Konsolenspieler bekommen die meisten »Apple TV«-Games auch für die Xbox One bzw. PS4 – sofern sie an Nischengenres überhaupt interessiert sind. Und letztere, die Casual Gamer, werfen für eine Runde »Real Racing« wohl kaum den Fernseher an, wenn es ihr Spiel überhaupt für »Apple TV« gibt (vgl. mit »Clash Royale« und »Mini Metro«). Für den Rest, die gern am »Apple TV« spielen (würden), gibt’s meiner Meinung nach zu wenig Angebot bzw. ist dieses im App-Store-Interface auch schwer zu finden – und spätestens seit der Nintendo »Switch« ist auch klar, wo solche Spieler vielleicht besser aufgehoben sind.

Randnotiz: Controller vs. Touch-Remote

Zum Start der 4. »Apple TV«-Generation wurde oft kritisiert, dass jedes Spiel mit der etwas missglückten Touch-Remote spielbar sein musste. Der eigens von SteelSeries für »Apple TV« produzierte »Nimbus«-Controller durfte nur optional unterstützt werden. Diese Einschränkung hat Apple zwar 2016 aufgehoben, wie groß der angerichtete Schaden dieser Einschränkung bis dahin wirklich war, lässt sich allerdings nur schwer abschätzen. Ich bezweifle jedenfalls, dass sich der Spielebereich auf »Apple TV« besser entwickelt hätte, wenn einige Spiele (des ohnehin überschaubaren Angebots) ohne dem 60-Euro-Controller erst gar nicht spielbar gewesen wären.

Unbestritten ist jedenfalls, dass die Touch-Remote Apple ziemlich misslungen ist: Während das Touch-Konzept mit der Steuerung der Oberfläche eigentlich ein erfrischend neuer Ansatz ist, ist die symmetrische Form einfach eine Farce. Ständig nimmt man die Fernbedienung im Dunkeln falsch herum in die Hand und stoppt die Wiedergabe und/oder spult versehentlich vor oder zurück. Ob der neue Gummiring an der 4K-Version hier tatsächlich Abhilfe schafft, wage ich zu bezweifeln.

Für Video-on-Demand-Nutzer zunehmend unnötig

Ein weiterer Grund, warum »Apple TV« die potenzielle Spielergemeinde (vor allem Gelegenheitsspieler) abhanden gekommen ist, ist wohl auch, dass Smart-TVs mittlerweile brauchbare On-Board-Apps für Netflix, Amazon Prime, Sky Ticket und Co. mitbringen. Nur für Filme aus dem iTunes-Katalog holt sich, vor allem in Österreich, sicher niemand mehr ein »Apple TV« – der Kauf von Serien war bei uns ohnehin nie möglich und hat sich mit dem durch Netflix ausgelösten Eigenproduktions-Hype auch schon wieder überlebt.

Apples Vorhersage 2015, Apps seien die Zukunft des Fernsehens, hat sich drei Jahre später jedenfalls weder im Spielebereich, noch für irgendwelche anderen Anwendungen bewahrheitet. Bleibt die Frage, ob Apple mit seinem Einstieg in die Contentproduktion das Ruder herumreißen kann. Dass Apple damit allerdings »Apple TV« als Spieleplattform am Leben erhalten bzw. wiederbeleben kann, ist fraglich.

Die Hoffnung lebt

Dennoch hoffe ich, dass zwischen dem In-App-Purchase-Wahn auf Smartphones und den, man könnte fast schon meinen, 3D-Shooter-only-Konsolen (meine PS4 verstaubt zusehends) ein Markt für interessante Spiele besteht, den eine Midrange-Konsole wie »Apple TV« bedienen kann. Vielleicht könnte sich Apple ja hier ein bisschen an Nintendo orientieren?


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