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ÖBB: Wenn die Schnell­bahn auf der Strecke kehrt­macht (und ein Vorschlag zur Ver­besserung der Kom­mu­nikation)

14.12.2018·Kommentare:  11Retweets:  0 2

Als Pendler erlebt man mit den ÖBB schon die eine oder andere skurrile Situation. Vor Kurzem war es auch im Dezember wieder so weit: Nachdem ich es mir in der Früh in einem CityJet der S1 bequem gemacht habe, stoppt der Zug nach wenigen Minuten Fahrzeit auf der weitläufigen Gleisanlage kurz vor Strasshof. Das ist an sich noch nichts Ungewöhnliches, da hier die Schnellbahn des Öfteren Zwischenstopps einlegt, um Regionalexpress- oder Güterzüge vorbeizulassen.

Wir bewegen uns, aber …

Als wir uns nach einigen Minuten Stehzeit wieder in Bewegung setzen, staune ich allerdings nicht schlecht und zweifle auch kurz am Koffeingehalt jener Kaffeebohnen, deren gemahlene und gebrühte Essenz noch aus meinem Thermobecher dampft: Fahren wir etwa rückwärts?!

Ich blicke auf den mit Neuwagen beladenen Güterzug auf einem der Nebengleise, um mich zu vergewissern, dass nicht dieser langsam an uns vorbeirollt und so den Eindruck von Bewegung unsererseits erweckt. Nein, er steht. Wir fahren. Zurück in Richtung Gänserndorf.

Mit Ohrhörern, ohne Plan

Natürlich habe ich mich seit Beginn der Fahrt in (falscher) Sicherheit gewogen und mit Ohrhörern Musik gehört. Entsprechende Durchsagen des Lokführers sind also nicht zu mir durchgedrungen. Also frage ich bei einem der Fahrgäste nach: Weichenschaden.

Wir rollen einige Minuten lang zurück und bleiben stehen, aber an keiner Station, sondern abermals Mitten auf der Strecke. Nach kurzer Wartezeit geht es wieder weiter, diesmal in die richtige Richtung – allerdings ohne weitere Durchsage. Als sich kurz vor Floridsdorf das Gros der Fahrgäste zum Aussteigen bereit macht, ist mir bereits klar, dass diese Schnellbahn aufgrund der angesammelten Verspätung hier endet. Dieses Mal immerhin an Bahnsteig 1 (in Fahrtrichtung) und nicht wie sonst üblich an Bahnsteig 4. Das hat nämlich den Vorteil, dass sich nicht über hundert Fahrgäste die Rolltreppe hinunter in die Halle und anschließend am anderen Bahnsteig wieder hinaufdrängeln müssen.

Endstation Floridsdorf

Auch bei vorzeitig deklarierten Endstationen wie Floridsdorf, z.B. aufgrund von Zug-, Gleis- oder sonstigen Schäden, sind es gerade die Musikhörer, die diesen Sachverhalt als Letzte mitbekommen. Lustiger Höhepunkt diesbezüglich: Als ich einmal festgestellt habe, dass die letzten verbliebenen Fahrgäste im Zug alle Ohrhörer in den Ohren hatten und der Zug in Floridsdorf endete.

Kommunikation verbessern

Schäden an Weichen oder Gleisen können passieren und geben bei entsprechend geringer Häufigkeit keinen Grund zur Kritik. Die Kommunikation mit Fahrgästen könnte man in solchen Fällen allerdings noch verbessern. Einige werden nun meinen: Hört man halt nicht Musik und achtet auf die Durchsagen. Dem würde ich entgegenhalten: Wenn das Pendeln mit dem Zug eine derartige Aufmerksamkeit bezüglich der Betriebsfähigkeit erfordert, gibt’s zum Auto nur mehr wenig Unterschied. Im Zug Musik zu hören muss drin sein, genauso, wie Videos anzuschauen oder, wie von den ÖBB gern in der Werbung dargestellt, zu arbeiten. Letzteres natürlich am Notebook, bei dem die meisten Leute was tragen, um sich abzukapseln und zu konzentrieren? Korrekt, Kopf- oder Ohrhörer!

Hinweis auf Durchsagen am Display

In den alten 4020er-Garnituren (die blauen, manche auch mit grau-rotem Wieselanstrich) kann man mangels Displays wohl wenig tun, aber in neueren Garnituren ginge das sehr wohl. Sobald der Lokführer eine Durchsage tätigt, könnte man das auf allen vorhandenen Displays anzeigen: Auf der orangefarbenen Matrixanzeige mit dem nächsten Halt und auch auf den blauen Displays mit allen Halten. Eine nette Piktogramm-Animation, eventuell auch mit Wellenform zur Audiovisualisierung, würde hier dem Großteil der audiotechnisch abgelenkten Fahrgäste signalisieren, dass etwas nicht nach Plan verläuft.

Weitere Ideen

Das wäre freilich nur die simpelste Option, die z.T. ja bereits in Flugzeugen bei Durchsagen der Crew zum Einsatz kommt. Technisch wäre natürlich weitaus mehr möglich: Spracherkennung und Anzeige der Durchsage in Textform wäre in Zukunft ebenso denkbar wie auf die aktuelle Garnitur zugeschnittene Notifications der ÖBB-Scotty-App. Und in ganz ferner Zukunft kann sich das Audiosystem des Zugs vielleicht auch in den eigenen Audiostream einklinken – optional, versteht sich.

Feedback

Was meint ihr? Unnötiges Overengineering für ein Luxusproblem oder gute Idee, für die es Bedarf und eine realisitische Umsetzungschance gibt? Feedback, weitere Vorschläge, eigene Erfahrungen oder auch Alternativen diesbezüglich gern in den Kommentaren!


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