20 Jahre benedikt.io (ehem. bensite.net)
20 Jahre. Das ist wirklich lang. Nicht nur relativ, sondern auch absolut gesehen. Vor allem für eine, nennen wir es einmal Freizeitaktivität wie Bloggen (um sowohl den etwas lahmen Begriff »Hobby« als auch das extreme »Leidenschaft« zu vermeiden).
- Die Header im Wandel der Zeit – siehe auch komplette Screenshots früherer Designs.
Wie kam es überhaupt dazu?
Bevor mein Blog unter der Domain bensite.net im Oktober 2000 online ging, war ich noch nicht einmal Student, hatte kein Handy, die portable Musiklösung meiner Wahl war ein MiniDisc-Player, Fotos aus einer Digitalkamera sahen so aus und der Download einer 6 MB großen Spieledemo kostete in Telekom-Bandbreite damals umgerechnet 5 Euro1. Wie kam ich also überhaupt auf die »progressive« Idee, ein Blog zu starten?
Als Erstes muss man wohl erwähnen, dass der Begriff selbst offiziell erst kurz zuvor, nämlich Ende der Neunziger, »erfunden« wurde – meiner Erinnerung nach wurde er in unseren Breitengraden aber erst Jahre später in den 2000ern geläufig. Gedanken habe ich mir aber damals weder über die Publikationsform Blog, noch sonst groß über Homepages oder Websites gemacht. Bis mir eines abends mein Vater im August 2000 ein paar HTML-Befehle gezeigt hat und wie man damit eine Homepage bauen kann. Ich will diesen Moment nicht überbewerten, aber rückblickend betrachtet hatte er doch starken Einfluss auf meinen beruflichen Werdegang.
Das Jahr 2000: Faszination WWW
Der faszinierendste Aspekt einer Website war damals natürlich noch das ursprünglichste Feature: Dass man etwas veröffentlichen kann, das theoretisch jeder Mensch auf diesem Planeten lesen kann. Und so bastelte ich einige Wochen lang mit Framesets & Dropshadow-Effekten (natürlich als Grafik) und ohne irgendeinen Plan, was Inhalte angeht, an meiner Website, die exakt heute vor 20 Jahren zum ersten mal online ging.
Das schöne an HTML und CSS: Man konnte (und kann) schnell etwas erreichen, etwas bauen und es sofort jedem zur Verfügung stellen. Dieser letzte Aspekt war ebenfalls ein großes Novum im Vergleich zu z.B. dazu, bei jeder neuen Version des selber programmierten Computerspiels am nächsten Schultag Disketten an seine Freunde zu verteilen.
Eine der bereits damals bedeutendsten Eigenschaften von Hypertext, nämlich die Möglichkeit der Verlinkung, hatte ich damals gar nicht groß beachtet. Was wohl auch daran lag, dass man nach der Einwahl ins World Wide Web natürlich gezielt eine Seite oder ein Portal angesteuert hat und man sich nicht in den endlosen Klicks der Content-Aggregatoren verlor.
Der Wandel zum klassischen Blog und eine Einsicht
Was man am Anfang als persönliche Kolumne, die Alltagsgeschehnisse humoristisch beleuchtet (oder besser gesagt, dies versuchte – ich war 19), hätte bezeichnen können, wandelte sich im Lauf der Zeit dann doch zu einem klassischen Blog mit (Consumer-)Technologie-Bezug und das blieb benedikt.io bis heute.
Natürlich träumt man gerade am Anfang davon, wie es wäre, vom eigenen Blog leben zu können – oder, seien wir ehrlich (ich war 19), rockstarmäßigen Bloggerruhm zu erlangen. Für die meisten klappt wohl weder Ersteres und schon gar nicht Letzteres. Bis man zu der Einsicht gelangt, dass das eigentlich nichts macht, solange einem das Bloggen und gelegentliches Relaunch-Webdesign einfach Freude bereitet. Okay, das und, seien wir ehrlich (ich bin bald 40 und hab das Träumen noch nicht aufgegeben), solange man trotzdem das Ziel verfolgt, rockstarmäßigen Bloggerruhm zu erlangen, indem man einfach am längsten durchhält und irgendwann das älteste Blog Österreichs (oder gar der Welt?) betreibt.
Spaß beiseite, Bloggen ohne jegliche Einkünfte hat, wie sich gerade im Lauf der letzten fünf Jahre gezeigt hat, zumindest den Vorteil, dass einem eine Menge Scherereien erspart bleiben (z.B. Werbung/Datenschutz, verkaufte Inhalte/Integrität etc.) und man dadurch einfach freier ist. Das soll keine Kritik an kommerziell betriebenen Blogs sein (und auch keine Ausrede für mangelnden finanziellen Erfolg), aber ein alternativer Blickwinkel unter dem man ein Blog auch abseits der »Wirtschaftlichkeit« mit Freude und Motivation betreiben kann.
Party oder was?
Natürlich schwirrte hin und wieder die Idee einer Party in meinem Kopf herum. Das war natürlich vor Corona und selbst da noch nicht sehr ausgeprägt, in welcher Form und Umfang diese stattfinden könnte. Aber ich versprech’s, spätestens zum 25. Jubiläum, machen wir was.
Danke!
Zum Schluss möchte ich auch heuer an dieser Stelle wieder die Gelegenheit nutzen, mich bei allen Leserinnen und Lesern sowie und Kommentatorinnen und Kommentatoren zu bedanken – zum 20. Jubiläum ganz besonders! Ich freue mich auch in den nächsten 20 Jahren benedikt.io wieder auf euch!
- Jupp, für 6 MB und nur einen Level – aber es war der Snowspeeder-Level aus »Shadows of the Empire« und das war es wert. ↩
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Wie hat sich dein Technologie Stack über die Jahre verändert?
Alles Gute zum Jubiläum und auf (mindestens) weitere 20 Jahre!
Bernhard, am Anfang statisches HTML (mit Tables, Framesets und mit allem, wie man es aus heutiger Sicht nicht machen soll), dann kamen mit ASP 3.0 (wurde damals auf einem Windows-Server gehostet) interaktive Funktionen hinzu (Umfragen), dann um 2003 herum habe ich mein eigenes ASP-CMS inkl. Forumsfunktion gestrickt. Dann kam die Zeit der Webstandards und ich habe die Gelegenheit genutzt damit 2004 auch gleich auf PHP und WordPress umzusteigen – und bin seitdem dabei geblieben. Ich habe auch zum 15-jährigen Jubiläum ein bisschen darüber geschrieben.
Stefan, vielen lieben Dank!
Jetzt muss ich doch endlich gratulieren (ein wenig verspätet 😉).
20 Jahre sind eine lange Zeit und dass man da sein Blogverhalten ändert ist wohl der eigenen Entwicklung geschuldet. Schön ist aber, wenn es einem so lange Freude bereitet.
Je nach Betrachtungsweise blogge ich seit 2005 oder sogar seit 1997. Ich hatte auch mal die „Ich könnte damit Geld verdienen Phase“. Ich habe es aber gelassen. Gut so. Jetzt kann ich auf meinem Blog experimentieren, auch andere Themen aufbringen oder sogar mal Blogpausen einlegen.
Wo immer sich bloggen in den nächsten 20 Jahren hinbewegt, wir sind vielleicht dabei. Und möge es dann noch immer Freude machen.
Vielen Dank, Robert! Ja, das ist das Schöne, wenn man sein eigenes Ding durchziehen kann: man kann die Richtung ändern, wie man will bzw. Dinge einfach nicht mehr machen oder einfach mal was Neues ausprobieren und beibehalten, wenn es sich bewährt (oder auch einfach nur Spaß macht).
Über deine Website-Änfänge 1997 zu PDAs habe ich in deinem About-Bereich gelesen, sehr interessant. Und du bist offenbar auch einer der wenigen (der einzige?) aktive Blogger, der je über Tel.Me-Smartphones berichtet hat (die kannte ich damals, waren aber preislich eher nichts für Studenten, wenn ich das noch richtig in Erinnerung hab).
Was den Erfolg angeht hat mir immer der Gedankengang geholfen, dass man auch ohne tragfähige Monetarisierung eine Menge Leute erreicht, was früher (Pre-Web sozusagen) für einzelne Personen gar nicht möglich gewesen wäre – auch wenn ein Post vielleicht »nur« 100 Zugriffe hat.
Dem kann ich mich nur anschließen!
Genau. Das experimentieren und ausprobieren ist das feine am eigenen Blog.
Wenn ein Beitrag nur 10 erreicht und es sind die „richtigen“ ist es auch fein. Ich habe über mein Bloggen direkt und indirekt viele Menschen, Ideen und Projekte kennengelernt. Und das will ich nicht missen.
Ja, TEL.ME. war meine Supernische. Ich betrieb eine Website, ein Forum, ein Wiki, machte Beta-Test. Das Forum war quasi das offizielle Supportforum. Hat Spaß gemacht.