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McPlant von McDonald’s – Ge­mü­se­laib­chen-Fail oder Weg­be­rei­ter fleisch­lo­ser Zukunft?

30.8.2021·Kommentare:  0Retweets:  0 2

So ganz blickt man sich bei McDonald’s Veggie-Strategie ja nicht durch: Gab es ab 2015 bereits einen beinahe perfekten (weil geschmacklich kaum zu unterscheidenden) vegetarischen Hühnerersatz, so ersetzte man diesen 2019 einfach gegen das altmodische, fade Gemüselaibchen und begab sich ernährungstechnologisch zurück ins 20. Jahrhundert.

Perfektes Werbefoto vor weißem Hintergrund des McPlants inklusive Spiegelung.
Fleischgeschmack für Vegetarier: Kann’s der McPlant richten? (© McDonald’s Österreich)

Die Krux mit dem Geschmack des Fleischersatzes

Warum ich das schreibe? Weil zumindest 33,3 % unseres Drei-Personenhaushalts seit den 1980ern Vegetarier sind und sich gerade in dieser Zeit, mit eiserner Disziplin, durch so manch klassische »Gemüseplatte mit Ei« kämpfen mussten – scheinbar das einzige Gericht, das Gaststätten damals ohne Fleisch zustande brachten. Dann gibt es von McDonald’s endlich ein vegetarisches Gericht, das der Fleischvariante zum Verwechseln ähnlich ist und dann heißt es gleich wieder »Stopp, doch wieder anders! Da habt ihr eure Gemüseplatte in Pattyform!«.

Der Grund dürfte damals laut »Standard« folgender gewesen sein:

Es war Fleisch nämlich absurderweise zu ähnlich: ›Das Feedback war: Wenn schon kein Fleisch, dann lieber eine gemüsigere Alternative‹, so Marion Hohenecker, Marketing-Chefin bei McDonald’s.

Wer sich jetzt wundert, warum Vegetarier kein Fleisch essen, der Markt für vegetarische Alternativen aber hauptsächlich Fleischprodukte nachbildet, dem sei verraten: Vielen Vegetariern schmeckt Fleisch! Sie verzichten wegen des Tierleids. Der gelegentliche Fleischverzicht zur Gewissensberuhigung mag für die breite Masse bereits ein guter, erster Schritt für nachhaltigere Ernährung sein. Bei McDonald’s, diesbezüglich mit dem perfekten McChicken-Ersatz schon recht weit, führte das aber dazu, dass (nicht vegetarische) Kunden diesen Verzicht bewusst wahrnehmen wollten: Dann soll es gleich gar nicht nach Fleisch schmecken – das Gemüselaibchen feierte seine Renaissance.

Foto eines McPlant auf einer Serviette auf einem Tisch, im Hintergrund Pflanzendeko, die so fotografiert ist, als würde sie aus dem McPlant wachsen.
IRL optisch nicht mehr ganz so g’schmackig wie am Werbefoto, aber es zählen ja die inneren Werte.
(© Andreas Tischler via McDonald’s Österreich)

Der McPlant: Wie Fleisch, nur ohne Fleisch?

Sprung nach vorn, August 2021. 2½ Jahre nach der Einstellung des »Make it Veggie«-McChickens lanciert man nun also den McPlant und geht doch wieder in Richtung voller (Fleisch-)Geschmack, dabei aber zu 100% vegetarisch. Oder zumindest fast: Denn, dass das Veggie-Patty am Grill durchaus mit tierischem Fett oder Fleisch anderer Laibchen in Berührung kommen kann, erwähnt McDonald’s fairerweise auf den Werbeplakaten (diese Offenheit ist begrüßenswert).

Hinweis: Dies ist ein unabhängiger, nicht gesponsorter oder in irgendeiner Weise kommerziell ausgerichteter Erfahrungsbericht. Ich stehe zudem in keiner Beziehung zu den erwähnten Unternehmen. Mehr zur nicht-kommerziellen Ausrichtung von benedikt.io gibt’s unter Über.

Schmecken tut er jedenfalls hervorragend und das liegt meiner Meinung nach an der Kooperation mit Beyond Meat. Dabei handelt es sich um das aktuell wohl bekannteste Unternehmen, das versucht Nahrungsmittel herzustellen, die nicht nur wie Fleisch, sondern sogar besser schmecken (daher das »Beyond« im Namen). Dazu vielleicht ein kleiner Einschub zum nicht vegetarischen Anteil unseres Haushalts, sprich, zu mir: Ich mag gutes Fleisch, aber ich bin auch kein Fleischfanatiker. Ich liebe Filetsteak, aber wenn mir jemand sagt, hier ist eine vegetarische Alternative, die genau so oder besser schmeckt, dann behaupte ich nicht, dass das nicht geht, sondern ich probier’s aus.

In vielen Lebensmittelbereichen funktioniert das bereits auch wunderbar: Z.B. bei Extrawurst (vom Steak zur Extrawurst ist es ein großer Sprung, ich weiß). Ich mag Extrawurst, aber deren Qualität hat mit dem tierischen Ursprung so viel zu tun wie … keine Ahnung – die Herstellung von Wurst ist dermaßen grauslich, dass mir kein passender Vergleich einfällt. Womit ich aber sagen will: Eine »Masse« wie Extrawurst muss wohl nicht unbedingt tierischen Ursprungs sein, um wie Extrawurst zu schmecken – und das kriegen die seit einigen Jahren erhältlichen fleischlosen Alternativen schon ziemlich gut hin.

Was kann Beyond Meat?

Von den hierzulande ebenfalls in Supermärkten erhältlichen vegetarischen Pattys von Beyond Meat bin ich ein großer Fan. Nicht nur das, ich bevorzuge deren Geschmack sogar gegenüber den, gerade zum Start der Grillsaison palettenweise, erhältlichen Billigfleisch-Laibchen. Ja, mit ungefähr 3 Euro pro Laibchen ist Beyond Meat sehr teuer. Und ja, ich finde es absurd, dass wir in einer Welt leben, in der es billiger ist, Lebewesen zu halten, zu ernähren, zu schlachten und zu verarbeiten, als ein vergleichbares Ersatzprodukt herzustellen, das auf Erbsen (!) basiert. Natürlich steckt da technologisch viel dahinter, natürlich läufts bei Fleischprodukten über die Masse (was ja auch der entsprechenden Tierhaltung ihren traurigen Namen gibt), aber dadurch wird es nicht weniger absurd.

Schmeckt Beyond Meat wie Fleisch?

Das ist eine gute Frage, weil die Beyond-Meat-Pattys einen ganz eigenen Geschmack haben. Der sagt mir persönlich zwar sehr zu – ich mag bereits das Aroma, wenn man die Tiefkühlverpackung öffnet. Manchen mag er aber zu eigen oder zu intensiv sein. Ich würde aber wetten, dass, wenn man jemandem bei einer Grillerei dieses Patty in einem Burger »unterjubelt«, dieser nie und nimmer vermuten würde, dass es sich dabei um ein vegetarisches Laibchen handelt.

Bezüglich Beyond Meat kann ich Interessierten übrigens wärmstes das Interview mit CEO Ethan Brown empfehlen, das Nilay Patel im Rahmen von The Verges Decoder-Podcast geführt hat. Zwei Stellen sind mir nämlich in besonderer Erinnerung geblieben. Erstens jene, in der Brown auf die Geschmacksfrage eingeht:

There’s a quote in my office from Mother Jones in January 2015, written by Tom Philpott. It’s motivational.

It says, ›Beyond Meat will never be able to introduce pea protein into one end of a machine, extrude a convincing substitute for seared steak or roasted chicken from the other.‹ He’s wrong, and we’re spending a lot of money to make sure that he’s wrong.

Und jene, wo es darum geht, dass klassische Schlachthöfe (aus offensichtlichen Gründen) keine Besucherführungen machen, er bei Beyond Meat aber genau diese Möglichkeit verspricht:

[…] we’re very proud of our process. You could come, drive out to Missouri, knock on the door of our facility, and I’d absolutely make sure you had a tour.

Fazit

Jedenfalls scheint die Produkteinführung des McPlants gelungen, denn für mich ist er eine geschmacklich ebenbürtige Alternative zu Big Mac, Hamburger & Co. Hoffen wir, dass er nicht nur fix im Programm bleibt, sondern McDonald’s die Produktpalette diesbezüglich erweitert (und hey, das Milchprotein-Schnitzel für den McChicken & Co. könnte man ja bei der Gelegenheit auch wieder einführen).


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