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Was ist teurer: Ös­ter­reich­weite Öffis mit Wien-Dichte/Taktung oder Tesla für jede Österreicher:in?

25.10.2021·Kommentare:  5Retweets:  0 3

Es war eigentlich Teil einer längeren Antwort auf die (berechtigte) Frage, was passieren muss, damit Landbewohner:innen aufs Auto verzichten von Hannes Tschürtz auf Twitter. Meine längere Antwort ist vielleicht einmal was für später (ich stelle mir die Frage als Landbewohner ja selber oft), viel witziger finde ich aber die Fragestellung, was eigentlich teurer ist: Den Öffiverkehr österreichweit mit einer Dichte und Taktung wie in Wien zu betreiben, oder einfach jeder Österreicher:in über 18 einen Tesla zu schenken. Ich habe entsprechende Zahlen gesucht und ein wenig gerechnet und möchte euch die Antwort nicht länger vorenthalten.

Disclaimer

Gleich vorweg, es handelt sich bei den hier präsentierten Zahlen und Fakten natürlich um »nutzloses Wissen« und der Vergleich selbst ist irgendwo zwischen hinkend und extrem fragwürdig einzuordnen. Auf die Idee gekommen bin ich eigentlich nur, weil aus meiner Sicht der Öffi-Ausbau eine bestimmte (sehr hohe) Schwelle überschreiten muss, damit er angenommen und als echte Alternative zum Auto wahrgenommen wird. Und ein (extremer) Ankerpunkt dafür ist eben jener, österreichweit wie in Wien Öffis nutzen zu können. Ich möchte damit jedenfalls niemanden anfeinden oder verärgern und eigentlich auch nur »eine Welt, in der ich aus einer Toilette trinken kann, ohne Ausschlag zu kriegen« – nehmt es also nicht ganz so ernst, einverstanden? Also gut, los geht’s!

Öffi-Utopie

Gehen wir von der Vision aus, in ganz Österreich könnte man wie in Wien von A nach B kommen. Heißt, Gänserndorf, Schönkirchen-Reyersdorf, Gänserndorf Süd und Strasshof sind durch ein Straßenbahnsystem erschlossen, von Krems nach Paudorf kommt man über den Göttweiger Berg mit einer Gondel, von Melk über Dürnstein nach Krems operiert ein dichtes Wassertaxi-Netz auf der Donau, usw. Also komplett utopisch, aber halt so, dass man echt kein Auto mehr braucht.

Das Rechenbeispiel: Öffis vs. Tesla

Öffis wie in Wien

Jetzt ist Österreich 84.000 km2 groß, Wien 414 km2. Aufbau und Wartung dieses Netzes wäre also rund 200 mal so groß wie in Wien. 2014 erwirtschafteten die Wiener Linien 60 % der Betriebskosten und damit 495 Millionen Euro (falls jemand aktuellere Daten hat, freue ich mich über einen entsprechenden Tipp). Gesamtkosten wären also 825 Millionen Euro für Wien allein. 825.000.000 mal 200 ergeben ca. 165 Milliarden Euro pro Jahr (nur Betrieb, Aufbau nicht mitgerechnet).

Ein Tesla für jede Österreicher:in

In Österreich leben ungefähr grob 7,2 Millionen Menschen über 181, die also theoretisch einen Führerschein haben könnten. Gehen wir vom »Volks-Tesla« Model 3 um 50.000 Euro aus, dann kämen wir mit 7.200.000 mal 50.000 auf 360 Milliarden Euro (vermutlich gewährter Mengenrabatt nicht mitgerechnet).

Ja, eine Bestellung dieser Größenordnung könnte Tesla ohne Trabi-artige Wartezeiten gar nicht bewältigen. Ebenso wenig wie die Stromversorgung Österreichs das Auftanken. Auch die Straßennetze in Ballungsräumen wären hoffnungslos überlastet. Interessant ist aber, dass bereits im 3. Jahr die Tesla-Lösung viel billiger als der Öffi-Betrieb wäre (wie lange funktioniert ein Tesla ohne größere Wartungsarbeiten? Ein paar Jahre? 10 Jahre? Wäre auch noch spannend).


  1. Wirklich nur ganz grob aus den verlinkten Zahlen der Statistik Austria abgeleitet, da die Zahlen dort nur in 5-Jahresschritten erfasst sind. 

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