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Skullcandy Dime im Test: Wie kann billig nur so gut sein?

4.0 / 5Sterne·15.12.2021·Kommentare:  0Retweets:  0 1

Ich wollte wissen, wie gut billige True-Wireless-Ohrhörer mittlerweile klingen und habe mir für diesen Test die Skullcandy Dime näher angeschaut. Nach meinen ersten Eindrücken wird es nach mehreren Wochen im Einsatz Zeit für einen ausführlicheren Testbericht.

Skullcandy Dime – was taugt True Wireless um 40 Euro 25 Euro?

Skullcandy und ich

In der Altersgruppe Ü40 und nur mehr selten am Snowboard unterwegs gehöre ich wohl nicht mehr zur Kernzielgruppe von Skullcandy. Nichtsdestotrotz habe ich mir mein erstes Produkt des US-Unternehmens bereits 2008 gekauft: Ohrhörer-Pads für meinen Snowboardhelm (nur am Lift und im Bus verwendet; empfehle ich auch jedem – stay safe!). Das erforderte damals einerseits unter der Jacke die volle Verkabelung zum Smartphone und andererseits war mir die Lautstärke auch zu leise – aber die Idee war nicht schlecht. Sprung nach vorn ins Jahr 2021: Alles ist mittlerweile nicht nur kabellos, sondern preislich auch im sogenannten Billigsegment angekommen.

True Wireless: Von 400 bis unter 20 Euro alles dabei

Bzgl. True-Wireless-Ohrhörer gibt es nicht nur allerlei Amazon-only-Brands oder z.B. jene von Xiaomi, um 16 Euro vermutlich das billigste True-Wireless-Modell überhaupt. Im Verlauf des Jahres haben mich aber sowohl vom Farbstil her als auch vom Preis die Skullcandy Jib True Wireless interessiert. Dann sind heuer im April die noch günstigeren Dime erschienen, für die ich mich letztendlich entschieden habe. Damals noch um 40 Euro, jetzt sind sie sogar direkt bei Skullcandy um 25 Euro zu haben.

Es muss nicht immer Amazon sein

Eigentlich wollte ich diese schon fast bei Amazon bestellen, habe mir dann aber gedacht, ich probier’s einfach zwischendurch beim Libro, der die Modelle in Blau und Schwarz sogar vielfach lagernd am Produkthaken hängen hatte. Dieser war bei meiner Filiale sogar gesichert: Wer solche Produkte kaufen will, braucht zuerst eine Filialmitarbeiter:in, die den Haken »entsperrt«. Geklappt hat das aber alles problemlos und strenggenommen waren die Dime im Geschäft sogar um einen Euro günstiger als bei Amazon (welches bei Österreichpreisen oft auf seltsame Endpreise wie 80,66 statt 79 kommt).

Auf einen Blick

  • + (Sehr) guter Sound
  • + Sehr leicht (Case & Ohrhörer)
  • + IPX4
  • + Links/rechts einzeln nutzbar
  • + Preis/Leistung exzellent
  • – Keine App bzw. Konfig
  • – Kurze Akkulaufzeit
  • – Micro-USB (!)
  • – Lange Ladezeit (Case)
  • – Nur SBC

Packung und Inhalt

Die Verpackung ist für den Preis ordentlich mit Klebestreifen versiegelt, öffnet man diese kann man einen Kartonschuber herzausziehen. Darin befindet sich das Case, das nochmal in eine Schutzfolie gewickelt ist. Dabei fällt auf, dass das Case extrem klein ist. Und extrem leicht (zum Gewicht gleich mehr).

Die Cases von Sony WF-1000XM4, Skullcandy Dime, Sennheiser Momentum True Wireless und Earin M-2 im Vergleich, das der Skullcandy ist am kleinsten, jenes der WF-1000XM4 aber knapp dran.
Die Cases der Sony WF-1000XM4, Skullcandy Dime, Sennheiser Momentum True Wireless und Earin M-2 im Vergleich.

Witziges Detail: Das Case hat zwei Löcher, die im geschlossenen Zustand durch die Stiele der Dime ausgefüllt werden. Das Case hat trotz Schutzfolie an der Unterseite noch einmal eine Abziehfolie. Die Ohrhörer werden magnetisch im Case fixiert und sind sogar eigens mit Kontaktunterbrechern verklebt. Jeder separate Bauteil hat zudem das Skullcandy-Logo eingraviert oder als Relief aufgedruckt: Sowohl das Case unten, als auch die Ohrhörer auf den (physikalischen) Knöpfen, und ja, sogar auf den Silikonstöpseln prangt das Logo.

Hinweis: Dies ist ein unabhängiger, nicht kommerziell ausgerichteter Testbericht basierend auf meinen Erfahrungen. Ich habe das getestete Produkt selbst bezahlt, mir stand weder ein Testmodell oder eine Leihgabe zur Verfügung, noch enthält dieser Artikel Affiliate-Links. Ich stehe zudem in keinerlei Beziehung zum Hersteller und/oder Händler. Mehr zur nicht-kommerziellen Ausrichtung von benedikt.io gibt’s unter Über.

Im Lieferumfang enthalten sind ein Ladekabel und insgesamt drei Stöpselpaare in den Größen S, M und L. Die Ohrhörer selbst lassen sich schnell und bequem ins Ohr einsetzen, die physikalischen Tasten lassen sich zwar nicht unbedingt leicht drücken, sind aber prinzipiell ok.

All das können die Dime nicht

Bei unter 40 Euro muss man bei den Dime natürlich mit einigen Abstrichen leben. Oder, rein was die Quantität angeht, sogar mir vielen Abstrichen. So gibt es …

Von Multipoint müssen wir auch gar nicht erst anfangen, das kann man aber anscheinend nicht einmal von 400-Euro-Modellen erwarten. Leider fallen die Dime aber auch in die Kategorie Bluetooth-Ohrhörer, die man nicht einfach wie die Sony WF-1000XM4 mit einem neuen Gerät verbinden kann, ohne die bestehende Verbindung manuell zu trennen (sonst gibt das Gerät die Dime quasi nicht frei).

Somit gilt es also zu schauen, was da unterm Strich übrigbleibt. Das kann sich selbst in Anbetracht dieser Abstriche aber sehen lassen.

Wo die Dime glänzen

Für unter 40 Euro sind die Skullcandy Dime immerhin IPX4-zertifiziert und schalten sich bei der Entnahme aus dem Case automatisch ein und verbinden sich (beides hat z.B. Shure seinen Kunden des 180 Euro teuren True Wireless Secure Fit Adapters nicht gegönnt). Nicht nur das, die Ohrhörer können auch einzeln unabhängig von einander genutzt werden, auch das keine Selbstverständlichkeit. Sowohl das Case (25 Gramm laut meiner Waage), als auch die Ohrhörer (4 Gramm je Hörer) sind zudem ultraleicht. Und sogar beim beigelegten Ladekabel hat sich Skullcandy etwas überlegt, das nicht einmal Sony bei seinen 280 Euro teuren Sony WF-1000XM4 in Betracht gezogen hat. Der USB-A-Stecker sieht nämlich auf den ersten Blick seltsam aus. Meine Verwunderung darüber beantworten die FAQ mit:

With this new design there is no wrong way to plug the USB-A side of your cable into your power source.

Ok, hätten wir das nicht schon die letzten 20 Jahre haben können?

Günstiges Plastik, gut verarbeitet

Wie siehts mit der Verarbeitung aus? Ich find sie gelungen. Es sind sicher nicht die hochwertigsten Materialien, aber rauer Kunststoff – ein bisschen wie »hochwertiges« Kleinkinderspielzeug würde ich sagen. Klingt komisch, aber ich find, das passt schon. Und ja, im Gegensatz zu den Beats Flex gibt es natürlich keine Klebereste oder Partikel einer sich auflösenden Verpackung auf den Ohrhörern.

Sehr guter Tragekomfort, gute Stöpselgrößen

Meine Befürchtung beim ersten Eindruck, die Dime würden evtl. bei langen Sitzungen zu sehr auf den Tragus drücken, haben sich nicht bestätigt. Aufgrund ihrer Haptik (also sowohl Form als auch Material), lassen sie sich blitzschnell einsetzen. Die Computerstimme, die die Verbindung ansagt, klingt zwar gar etwas künstlich, aber mei, man kann nicht alles haben. Prinzipiell würde ich mir für Ohrhörer aller Art immer eigene Schaumstoff-Stöpsel von Comply Foam besorgen und würde das auch für die Dime machen. Dadurch wird das Einsetzen natürlich etwas langwieriger (weil man den Schaumstoff zusammendrücken muss), die vormontierte mittlere Größe passt bei mir aber so gut, dass ich davon vorerst abgesehen habe. Und sie sitzen damit auch sehr stabil.

Erschreckend guter Klang

Und wie klingen sie nun? Gut. Durchaus gut. Erschreckend gut. Das ist in Anbetracht meiner 280 Euro teuren Sony WF-1000XM4 zugegeben etwas irritierend. Letztere klingen schon besser und haben einen viel aktivieren, wärmeren & präsenteren Bass. Aber die Dime spielen laut und klar – ich würde sogar von einem kleinen Aha-Erlebnis sprechen. Vielleicht könnte man sogar vorsichtig sagen, dass sie von der Klangsignatur her in Richtung Shure SE535 gehen. Freilich, ohne deren Detailgrad bei der Klangausgabe zu erreichen, aber die Abstimmung scheint mir sehr neutral zu sein. Zisch- und S-Laute können zuweilen angriffslustig sein, es ist aber kein andauernd präsenter Störfaktor.

Da entsteht für mich schon etwas der Eindruck, dass man bei teureren Modellen nicht unbedingt immer für den Klang mehr zahlt, sondern oft für die Features. Sowohl was Software wie App und Einstellungsmöglichkeiten angeht, als auch für Hardware wie Touchbedienung und Akklaufzeit. Trotz gleicher Wertung meinerseits: Die Dime sind natürlich unterm Strich nicht gleich gut wie die WF-1000XM4. Für das 280-Euro-Preisschild müssen sich die WF-1000XM4 aber andere Kritikpunkte gefallen lassen und für aktuell 25 Euro kann man sich bei den Dime wahrlich nicht beschweren.

Vorteil Hardware-Buttons

Apropos Touchbedienung, die gibt es bei den Dime zwar nicht, dafür aber echte Buttons. Die Bedienung ist schnell erklärt:

Echte Knöpfe haben zudem beim Sport den Vorteil, dass sie bei Benetzung durch Schweiß nicht im Dauerfeuer auslösen, wie z.B. die Sony WF-1000XM4 oder die Sennheiser Momentum True Wireless. Auch die Verwendung in der Badewanne ist damit genau aus diesem Grund komfortabler und man drückt auch nie versehentlich auf Stopp, nur weil man kurz die Ohrhörer neu justiert (wie bereits erwähnt, sitzen sie aber so gut, sodass das kaum nötig ist).

Nur SBC als Codec – ein Problem?

Ein Kompromiss, mit dem man bei 40-Euro-Modellen leben muss, ist mangelnder Codec-Support (um Lizenzgebühren einzusparen). So unterstützen die Dime nur SBC. Videos latenzfrei schauen ist aber möglich (zwar nicht theoretisch, aber in der Praxis kaum wahrnehmbar) und es sieht für mich sehr danach aus, als würden die Dime die maximale Bandbreite von SBC ziemlich gut ausnutzen, denn irgendwelche Kompressionsartefakte (wie vor Jahren oft noch üblich) sind mir nicht aufgefallen. Ich vermute stark, dass das komplette Antennendesign mittlerweile so optimiert ist, dass die Bandbreite selbst bei Billigmodellen kein Problem mehr darstellt und auch ein Basis-Codec wie SBC seine Bandbreite voll ausnutzen kann und sich die Komprimierung daher arg in Grenzen hält.

Kurze Akkulaufzeit, lange Ladezeit

Günstig, klein und leicht – das heißt im Fall der Skullcandy Dime auch, dass die Akkulaufzeit mit 3½ Stunden relativ kurz ist (die genauen Werte findet man auch in in den FAQ). Im fabriksneuen Zustand ist das weniger ein Problem, weil die Dime die 3½ Stunden auch erreichen. Im Case brauchen die Dime eine Stunde für eine volle Ladung. Dieser Wert ist auf den ersten Blick nicht schlecht (die Sony WF-1000XM4 brauchen 1½ Stunden), in Anbetracht der kurzen Laufzeit relativiert sich der gute Wert aber wieder. 5 Stunden für das Case sind, vor allem für nur rund 2½ zusätzliche Ladungen (8½ Stunden), ebenfalls nicht sonderlich gut (Sony gibt z.B. für eine volle Ladung für Case und Ohrhörer 3 Stunden an).

Telefonieren mit den Dime

Telefonie (wie auch Musikhören) funktioniert wahlweise auch nur mit dem linken oder rechten Ohrhörer. Nimmt man den zweiten Hörer aus dem Case, schaltet sich dieser automatisch dazu (Telefonieren geht übrigens in Stereo). Legt man einen der Hörer wieder ins Case, spielt der andere einfach weiter. Das Mikrofon ist, wenig überraschend, etwas schlechter als bei teureren Konkurrenten (Beats Flex, Sony WF-1000XM4), aber benutzbar.

Fazit

Es ist wie bei Smartphones: »They have won«. Man muss bei True Wireless auch nicht mehr fürchten, bei Billigmodellen (zumindest nicht bei diesem), komplett schrottige Verarbeitung, zu hohe Latenz bei Video oder gar miserable Klangqualität zu erhalten.

In Kombination mit dem wirklich sehr leichten und sehr kleinen Case (inkl. Lanyard) sind die Skullcandy Dime ideale Ohrhörer für den Strand, die Badewanne oder prinzipiell jede Situation, bei der man um seine teures Highend-Equipment bangt.

Beim aktuellen Preis der Skullcandy Dime (25 Euro) wäre meine Empfehlung sogar, die Dime zusätzlich zum aktuellen (eventuell auch teuren) Daily-Driver zu besorgen. Nicht nur wegen des Strand-Beispiels, sondern auch, um die eigene Wahrnehmung etwas zu kalibrieren und an den Premium-Hersteller seiner Wahl beim nächsten Kauf wieder höhere Ansprüche zu stellen, damit der Abstand zum Mittelfeld und vor allem Billigsegment wieder größer wird.

★★★★☆


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