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Test: Keychron K3 (ISO) – eine gute mechanische Tastatur (an der ich aber gescheitert bin)

4.0 / 5Sterne·10.12.2021·Kommentare:  2Retweets:  0 2

Meine Affinität zu Gadgets aller Art, eine viel zu lange Pandemie (ok, alle Pandemien sind viel zu lang), das damit einhergehende Homeoffice und die ständige Auseinandersetzung mit der Gestaltung des eigenen Arbeitsplatzes führten dazu, dass ich mir mit dem Test der Keychron K3 seit langem wieder einmal eine mechanische Tastatur angeschaut habe. Nach gut einem Monat im Einsatz wird es – nach meinem meinem Ersteindruck – Zeit für ein Fazit.

Keychron K3 mit ISO-Layout, Qwertz-Belegung und aktiver RGB-Beleuchtung.

Auf einen Blick

  • + Sehr gutes Schreibgefühl
  • + Betrieb mit Bluetooth & Kabel
  • + Wechselbare Keycaps
  • + Wechselbare Switches
  • + Alternative Tasten für Mac, Win
  • – Einstellungen via Tastenkombos
  • – Keine autom. Mac/Win-Erkennung
  • – Beleuchtung nicht sehr hell
  • – Keycaps aus ABS
  • – Viel Zwischenraum für Tastengröße
  • – Kurze Akkulaufzeit
  • – Lahmes Aufwachen aus Sleep

Grundvoraussetzungen: ISO-Layout (Qwertz), Bluetooth & flaches Profil

Es gibt mittlerweile sehr viele Anbieter mechanischer Low-Profile-Tastaturen mit Bluetooth. Viele davon bieten aber kein deutsches Layout nach ISO an, was für mich – im Software-Entwicklungsumfeld deutschsprachiger Nachrichtendienste – ein absolutes K.O.-Kriterium ist. Ebenfalls Voraussetzung, um überhaupt wieder eine mechanische Tastatur auszuprobieren, waren für mich aber auch Bluetooth und ein niedriges Profil. Kabel am Schreibtisch versuche ich zu vermeiden und flache Tastaturen mit niedrigem Profil bin ich mittlerweile so gewöhnt, dass ich mir Tippen auf einer hohen mechanischen Tastatur gar nicht mehr vorstellen kann. Auf diesen entscheidenden Faktor komme ich am Schluss noch einmal zu sprechen.

Hinweis: Dies ist ein unabhängiger, nicht kommerziell ausgerichteter Testbericht basierend auf meinen Erfahrungen. Ich habe das getestete Produkt selbst bezahlt, mir stand weder ein Testmodell oder eine Leihgabe zur Verfügung, noch enthält dieser Artikel Affiliate-Links. Ich stehe zudem in keinerlei Beziehung zum Hersteller und/oder Händler. Mehr zur nicht-kommerziellen Ausrichtung von benedikt.io gibt’s unter Über.

Packung & Inhalt

Die Packung kommt in Folie eingeschweißt, ist mattschwarz und versprüht mit dem glänzenden Silberaufdruck für Produktname und Outline-Druck der Tastatur fernöstliches Flair (Keychrons Hauptsitz ist in Hongkong) – also alles im grünen Bereich. Der Packungsinhalt ist zudem durch einen Schaumstoffpolster an wirklich jeder Seite geschützt, die Tastatur selbst einerseits noch einmal in einem Kunststoffbeutel mit Produktnamen-Print eingepackt und die Keycaps mit einer Kunststoffabdeckung geschützt (die sich im Betrieb als Staubabdeckung nutzen lässt). Mitgeliefert werden zudem ein hochwertiges, mit Stoffgewebe ummanteltes USB-C-auf-USB-A-Kabel mit Entstörungsspule und großzügiger Länge von 1,20 Meter.

Zwei der Key-Features der Keychron K3 sind einerseits die wechselbaren Keycaps und andererseits die hotswappable Switches. Folglich liegen in der Packung auch ein Keycap- und ein Switch-Puller bei. Zudem werden 15 zusätzliche Keycaps mitgeliefert, um die Standardbelegung für Mac auf Windows umzurüsten und noch einmal zwei farbliche Alternativen für die Esc-Taste links oben und die Beleuchtungstaste rechts oben (wahlweise in der Farbe Grau oder Orange).

Für die Windows-Belegung gibt es in der Ziffernreihe die Zeichen 0, 2, 3, 7, 8, 9 und ß als Keycaps, die Buchstaben Q (mit @), L (ohne @), M (mit μ), sowie die Sonderzeichen +, <>, Windows-Taste (1 ×), Alt und Alt + Gr.

Verarbeitung ok

Die Verarbeitung der K3 ist prinzipiell ok, wenn man genau ist, kann man aber zwei Dinge bemängeln. Erstens sind die Füßchen zum Einstellen des Neigungswinkels relativ filigran bzw. rasten diese nicht schön hochwertig via Klick ein, wenn man sie aufstellt. Zugutehalten muss man Keychron allerdings, dass es überhaupt Füßchen gibt (die allererste Version vor Revision 1 hatte keine) und, dass sie im Betrieb von der Stabilität her passen.

Zweitens sind die Keycaps nicht aus PBT (wie z.B. bei der hier mehrfach referenzierten MX Keys Mini, die ich ebenfalls im Einsatz habe – siehe auch meinen Test), sondern aus ABS. Diese Kunststoffart neigt früher zur Abnutzung, ist glatt und hat die Eigenschaft, dass natürlich abgesondertes Hautfett besonders gut sichtbar ist (glänzende Tasten).

Das Gewicht beträgt 475 Gramm (laut meiner Messung) und sorgt für einen stabilen Stand. Wie auch die Rahmenkonstruktion, die ich als ausreichend stabil empfinde. Dass man die K3 mit Gewalt verbiegen kann, mag sein, bei normaler Benutzung sehe ich hier aber kein Problem.

Der Akku ist übrigens fix integriert. Obwohl Keychron es nicht empfiehlt und natürlich vor Garantieverlust warnt, kann die Keychron K3 relativ problemlos mit Schraubenzieher und Spachtel geöffnet werden (versucht das mal bei einer Logitech-Tastatur). Wer nach Jahren also einmal den Akku tauschen muss, hat zumindest eine Chance.

Nur 2 von 3 Neigungswinkeln brauchbar

Apropos Füßchen, die Keychron K3 bietet drei Aufstellungswinkel: Füßchen eingeklappt für den flachsten Winkel, die kleinen Füßchen für den mittleren Winkel und die großen Füßchen.

Mein erster Instinkt war, die Füßchen eingeklappt zu lassen (es gibt für diesen Fall zusätzlich aufgeklebte Gummifüßchen für einen stabilen Stand) um ein möglichst flaches Profil zu erreichen (in dem Modus ist die niedrigste Stelle der K3 exakt gleich hoch, wie die höchste Kante der MX Keys Mini).

Dann hat man aber das Problem, dass die Tasten nach hinten abfallen, womit die Tastatur für mich unbenutzbar ist. Erst mit den kleinen Füßchen erreicht man ein ebenes Tastenniveau (damit ist die niedrigste Stelle der K3 aber bereits einen Spur höher als die höchste der MX Keys Mini).

Windows oder Mac?

Im Gegensatz zu einer »echten« Multi-OS-Tastatur wie der Logitech MX Keys Mini sind die diversen OS-spezifischen Tasten für Mac und Windows nicht doppelt bedruckt, sondern müssen gewechselt werden. Allerdings funktioniert die Keychron K3 natürlich auch ohne Tausch der Tasten sowohl unter Windows, als auch am Mac – auch, dass die entsprechenden Tasten korrekt belegt sind, ist gewährleistet, wenn man den Schiebeschalter an der Kopfseite entsprechend einstellt.

Prinzipiell gibt es also mannigfaltige Einstellungsmöglichkeiten, was aber eben auch bedeutet, das vieles nicht automatisch passiert. So kann ich mit der MX Keys Mini problemlos zwischen Mac und Windows (mittels F1–F3) wechseln und die Tastenbelegung passt sich automatisch an. Bei der Keychron K3 funktioniert z.B. Alt Gr + L für @ aber nur, wenn ich vorher auch den Switch umgelegt habe. Wenn man die Keychron K3 hauptsächlich mit einem Rechner verwendet und nur selten wechselt, ist das kein Problem. Für ständige Wechsel ist die Tastatur aber nicht ausgelegt.

Betrieben werden kann die Tastatur übrigens neben Bluetooth auch via Kabel. Auch dafür gibt es an der Oberseite einen Schiebeschalter mit den Optionen Bluetooth, Aus, Kabel.

Keine App, aber viele Tastatur-Shortcuts

Eine weitere Sache, von der ich nicht dachte, dass sie störend sein kann: Es gibt keinerlei Software-Unterstützung für die Keychron K3. Was meine ich damit genau? Einerseits gibt es keine App, um z.B. die Beleuchtungseffekte gezielt einzustellen. Andererseits meldet die K3 ihren Akkustand auch nicht via Bluetooth an Windows.

All das löst Keychron mit Shortcuts direkt auf der Tastatur, welche durch einen entsprechenden Beleuchtungseffekt die passende Rückmeldung liefert. Der Nachteil dabei: Man muss sowohl die Shortcuts kennen, als auch wissen, was der Lichteffekt bedeutet.

Es liegt eine sehr hilfreiche Infokarte mit den wichtigsten Funktionen bei. Dass man aber z.B. den Akkustand mit Fn + B abfragen kann (Tastatur leuchtet grün bei > 70 %, blau zwischen 70 % und 30 % und rot bei < 30 %), muss man auf der Supportseite nachschlagen. Ein wichtiger Shortcut ist auch das Sperren des Beleuchtungseffekts: Mir ist es nämlich oft passiert, dass ich den gewünschten Effekt unabsichtlich umgestellt habe, weil ich die Taste für den Effektwechsel (die orangene Taste rechts oben) versehentlich erwischt habe. Dann muss man wieder so lange durchschalten, bis man wieder zum ursprünglich eingestellten Effekt zurückkehrt (und da muss man schon ungefähr 15 Mal drücken).

Gesperrt wird dieser übrigens mit Fn + L + Lightkey. Dann ist zwar die Beleuchtungstaste gesperrt (Tastatur blinkt bei Betätigung rot), aber man kann die Farbe des eingelockten Effekts weiterhin mit Fn + Links/Rechts ändern. Ich hab mich nämlich selber mal gewundert, warum trotz Lock die Farbe umgestellt wurde. Eben vermutlich, weil ich versehentlich Fn + Links oder Rechts erwischt habe (z.B. beim An/Abstecken des USB-C-Kabels).

Trotz Effekte »nur« zweckmäßige Beleuchtung

Es gibt die Keychron K3 neben einer RGB-Version, die ich habe, auch um 10 Dollar günstiger mit nur einer weißen Beleuchtung (die hell- und dunkelgraue Tastenverteilung ist hier auch genau umgekehrt). Mich hat RGB interessiert und habe mich folglich dafür entschieden. Darauf, dass die Beleuchtung im Vergleich zu Konkurrenz-Modellen nicht sehr hell sein soll, konnte ich mich aufgrund anderer Tests schon einstellen. Und das stimmt auch, gerade tagsüber ist selbst die stärkste Stufe gerade einmal wahrnehmbar. Wenn es dunkel wird, ist die Beleuchtung aber ok und definitiv hilfreich.

Die vielen Effekte habe ich übrigens relativ schnell als Spielerei abgetan. Mir hat die fixe Beleuchtung ohne Effekte in Weiß bzw. Gelb am meisten getaugt. Den Zweck, im Dunkeln gut Tippen zu können, erfüllt die Beleuchtung allemal, die Effekt-Features sind durchaus ok und eine Zeit lang witzig, haben aber eher Demo- bzw. Deko-Charakter.

Kurze Akkulaufzeit

Apropos Beleuchtung: Diese hat weder einen Helligkeits-, noch einen Annhäherungsensor wie z.B. die MX Keys Mini. Um Akku zu sparen, ist von Haus aus ein Timer aktiv, der die K3 nach 10 Minuten Inaktivität in den Sleepmodus versetzt. Dieser ist, ebenfalls via Shortcut mit Fn + S + O für 3 Sekunden, ein- und ausschaltbar.

Ich habe ihn nach ein paar Tagen auf Aus gestellt, weil das Aufwachen und Verbinden nach 10-minütiger Inaktivität immer ein paar Sekunden gedauert hat (da sind andere Modelle viel schneller) und dann die ersten Tastenanschläge nicht übernommen werden. Das nervt, denn man stellt im Arbeitsalltag vor allem in Meetings schnell fest, dass man doch öfter länger als 10 Minuten nichts auf der Tastatur tippt.

Daher war meine erste Lösung, den Timer einfach auszuschalten. Mit aktiver Beleuchtung auf Maximalstufe leuchten die Tasten dann eben die vollen 10 Minuten und das saugt den Akku innerhalb weniger Tage leer. Während ich bei der MX Keys Mini gefühlt wochenlag mit einer Akkuladung und angemessener Beleuchtung durchkomme, musste ich die Keychron K3 und ungefähr alle drei Tage aufladen. Kein Dealbreaker und wenn man immer brav die Beleuchtung ausschaltet oder reduziert sicher etwas erhöhbar, aber eben nicht so bequem wie bei der Konkurrenz.

Gutes Tippgefühl, aber keine leichte Umstellungsphase

Ich habe mich nach einiger Recherche für die braunen Switches entschieden, weil diese für Umsteiger von flachen Tastaturen am angenehmsten sein sollen, aber trotzdem noch einen klaren Druckpunkt aufweisen. Diese Wahl habe ich nicht bereut und würde diese erneut nehmen. Wie gesagt, die Switches können zudem gewechselt werden, in dem Fall sollte man den gewünschten alternativen Switch-Typ gleich mitbestellen.

Ungewohnt war für mich die Relation des Zwischenraums der Tasten zur Tastengröße. Lange hatte ich den Eindruck, dass die Tasten nur unterdurchschnittlich groß wären. Dabei sind die Tasten genau so groß wie die recht großen Tasten der MX Keys Mini, einen Hauch größer als jene des Apple Magic Keyboards und schon ein ganzes Stück größer als jene des K810. Allerdings ist der Zwischenraum der K3 dafür so bemessen wie der Logitech K810 – also ca. 2 bis 2,5 mm (dazu später mehr).

Die Integration der Cursor-Tasten direkt in den alphanumerischen Block empfand ich ebenfalls als gewöhnungsbedürftig. Die Oben-Taste hat zwar eine Relief-Markierung zur blinden Erkennung, ist aber zu subtil, bei der Benutzung habe ich mich oft vertippt.

Von einer flachen Tastatur kommend (in meinem Fall konkret Logitech K810, Apple Magic Keyboard und eben Logitech MX Keys Mini) sind die mechanischen Tasten schon eine sehr große Umstellung und erfordern einiges an Eingewöhnungszeit. Das ist jetzt kein Manko der K3, aber eine Warnung an alle, die, so wie ich, mit der Idee liebäugeln, mal wieder eine mechanische Tastatur auszuprobieren: Es könnte sein, dass ihr damit einfach nicht klarkommt.

Umstieg gescheitert

Ich habe die Umstellung nämlich nicht durchgezogen – und ich hab’s echt versucht. Ich hatte die Keychron K3 4 Wochen im Einsatz und konnte mich einfach nicht an das Tippen gewöhnen, obwohl ich Druckpunkt und das angenehme Klackern der braunen Switches als durchaus gelungen empfunden habe.

Gelegen hat das meiner Meinung nach einfach an allen Aspekten einer mechanischen Tastatur: Trotz flachem Profil physikalisch bedingt höhere Bauweise, das macht das Tippen schon einmal grundsätzlich anstrengender. Vor allem, wenn man nicht auf die eigentlich dafür gedachte Schwebehaltung der Handballen umsteigt (diese Umgewöhnung wäre bei mir ohne zwei Wochen Urlaub für entsprechendes Maschinschreib-Bootcamp wohl unmöglich).

Dazu kommt der lange Tastenhub und ein relativ großer Zwischenraum bei eigentlich schon überdurchschnittlich großer Tastengröße. Selbst nach Wochen war für mich flüssiges Schreiben ohne ständige Korrekturen nicht möglich. Wie gesagt, abgesehen vielleicht von der Wahl des Zwischenraums (bin aber kein Experte für mechanische Tasturen), ist das kein Manko der K3. Ihr solltet aber, gerade wenn ihr von klassischen flachen Chiclet-Tastaturen kommt, wissen, worauf ihr euch einlasst.

Fazit

Die Keychron K3 ist eine sehr gute flache, mechanische Tastatur mit nur wenigen Schwächen. Die größte ist für mich dabei weniger der Akku, sondern der Wechsel zwischen Mac und Windows via Schiebeschalter. Wer viel am Mac und in Windows programmiert und auf korrekte Tastenlabels angewiesen ist, wird sich da noch schwerer tun. Wer aber hauptsächlich nur in einer der beiden Welten unterwegs ist, für den sollte die K3 eine gute, vielleicht sogar sehr gute Wahl darstellen – wenn die Umgewöhnung klappt.

★★★★☆


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2 Kommentare

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#1 von Steven am 25.1.2022, 8:30 Uhr

Danke, deine Bewertung hat mir sehr gut gefallen, ich hatte das Gefühl sehr gut in dich hineinversetzt zu werden, aber freue mich dennoch auf meine K3, die mich heute erreichen wird 😛

#2 von Benedikt am 25.1.2022, 12:15 Uhr

Hi Steven, vielen Dank – freut mich, wenn dir der Test gefallen hat! Für mich mag sie vielleicht nicht gut funktioniert haben, aber die K3 ist schon eine sehr gute Tastatur. Ich wünsch dir jedenfalls viel Spaß damit! Würde mich auch interessieren, wie du sie findest.

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Keychron K3 https://benedikt.io/media/18788/keychron-k3-iso-qwertz-rgb.jpg