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Kritik: »Ambulance«

Spoilerfrei·2.5 / 5Sterne·15.4.2022·Kommentare:  0Retweets:  0 0

Ach ja, Michael Bay. So schnell der Shooting Star mit Peak-Popcornkino wie »The Rock« und »Armageddon« in den 1990ern aufgestiegen ist, so tief ging’s mit der Transformers-Reihe in 2000ern wieder nach unten. Zumindest qualitativ und meinem Gefühl nach. In den letzten 10 Jahren waren aber auch immer wieder mal interessante(re) Projekte dabei: »Pain & Gain« oder »13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi« beispielsweise. Und jetzt eben »Ambulance«.

Dabei handelt es sich übrigens nicht, wie ich während des Films noch dachte, um ein originales Drehbuch (endlich mal kein Franchise oder die x-te Fortsetzung!) sondern um ein Remake des dänischen Films »Ambulancen« von 2005. Aber gut, die Idee ist halbwegs originell und schnell erklärt: Banküberfall geht schief, Räuber flüchten inklusive Sanitäter und verletztem Polizisten in Rettungsauto. Eine einzige Verfolgungsjagd als Action-Kino – das hat in »Mad Max: Fury Road« schon funktioniert, warum nicht auch hier?

Nun, zum einen scheint sich Michael Bay über die Jahre kaum weiterentwickelt zu haben – wenn überhaupt. Nach einem durchaus starken Anfang, vor allem dank der Einführung der Sanitäterin Cam (Eiza González), driftet der Film dann in eine actionlastige Hochglanz-Verfolgungsjagd ab, bei der manchmal weniger mehr gewesen wäre.

Optisch machen Bays bekannte Luft- und Dolly-Kamerafahrten nach wie vor was her (und sind auch angenehmer mitzuverfolgen, als neumoderne Lensflare-Wackel-Einstellungen), aber der menschliche Faktor bleibt halt vor allem in Schlüsselszenen oft auf der Strecke. Momente, in denen es auf auf glaubwürdige Emotion oder Reaktion ankäme, enden im Bay-typischen Cringe.

Zum anderen sind die Charaktere in »Ambulance« zweidimensionale Schablonen, die wir in jedem Bay-Film schon x-mal gesehen haben: der übergewichtige, lustig daherredende Afroamerikaner, der klischeebehaftete Homosexuelle, die harten bewaffneten Rednecks entweder bei den Räubern oder Polizeieinheiten, der im Akzent sprechende Drogenbaron (Josh Brolin) – einiges davon (im besten Fall) politisch inkorrekt, das meiste aber eigentlich schon rassistisch und homophob.

Dass Bay das alles mittlerweile nicht selbst zu blöd ist, lässt nur den Schluss zu, dass in ihm nach wie vor der zwölfjährige Actionfan inszeniert und dabei Spaß zu haben scheint (denn sonst hätten seine Filme nicht solche Laufzeiten).

Genau der bleibt beim Publikum aber – trotz teils beeindruckender Action – oft auf der Strecke, in einem Film, der einerseits zu lang ist und bei dem man sich schon nach 20 bis 30 Minuten zu fragen beginnt, ob daraus mit einem anderen Regisseur nicht ein großartiger, kleiner Verfolgungsjagd-Thriller hätte werden können.

★★½☆☆


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Ambulance https://benedikt.io/2022/04/kritik-ambulance/ 2022-04-15 Michael Bay https://benedikt.io/media/movie-review.jpg Eine einzige Verfolgungsjagd als Action-Kino wie einst in »Mad Max: Fury Road«? Mitnichten.

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