Erster Eindruck: Nokia T10 – ein günstiges UND gutes 8-Zoll-Android-Tablet?
Ich will ja Impulskäufe vermeiden, aber einerseits ist ja »Techtober« und andererseits, was eigentlich mehr wiegt, wollte ich den 8-Zoll-Formfaktor bei Tablets doch noch irgendwie ausprobieren. Und um da nicht 550 Euro für ein iPad mini auszugeben (Update: Seit Mitte Oktober gar 650 Euro 🤯), habe ich mich für das recht neue Nokia T10 entschieden.
Update: Mein ausführlicher Test zum Nokia T10 ist da!
- Das Nokia T10 in der einzig verfügbaren Farbe »Ocean Blue«.
Gleich vorweg: Eine Alternative wäre vielleicht auch das 1½ Jahre alte Samsung Galaxy Tab A7 Lite. Letzteres ist aber eben schon älter und ich wollte Samsung nach der Sache mit Dual Audio nicht noch mit weiteren Käufen »belohnen« (dazu weiter unten mehr).
Hinweis: Dies ist ein unabhängiger, nicht kommerziell ausgerichteter Erfahrungsbericht basierend auf meinen ersten Eindrücken. Ich habe das Produkt selbst bezahlt, mir stand weder ein Testmodell oder eine Leihgabe zur Verfügung, noch enthält dieser Artikel Affiliate-Links. Ich stehe zudem in keinerlei Beziehung zum Hersteller, Händler und/oder Verleiher. Mehr zur nicht-kommerziellen Ausrichtung von benedikt.io gibt’s unter Über.
Doch zurück zum Nokia T10, von dem ich mir übers vergangene Wochenende folgende erste Eindrücke verschaffen konnte:
- Bestellt via Gomibo, einem niederländischen Händler, der seit einiger Zeit auch mit eigener at-Toplevel-Domain in Österreich vertreten ist. Bestellt am Mittwoch spätabends, geliefert am Freitag Vormittag via UPS – und das, obwohl Zustellung am übernächsten Tag nur bei Bestellungen bis 19:00 garantiert wird. Top.
- 158 Euro für die Variante mit 3 GB Ram und 32 GB Speicher. Es gibt auch eine Version mit 4 GB Ram und 64 GB Speicher sowie LTE-Option, deren UVP nur 20 Euro höher sein soll, als ich es bestellt hatte im Handel aber erst ab 200 Euro zu haben war. Für meinen Einsatzzweck war es mir das nicht wert.
- Geliefert in einer Verpackung die nur aus Karton besteht und wie in diversen YouTube-Unboxing-Videos nicht verschweißt aber links und rechts jeweils einmal mit einem abgerundeten, durchsichtigen Klebestreifen versiegelt ist. Finde ich gut.
- Weniger gut: In einer so hohen Verpackungshöhe verkauf’ ich 3 Tablets, nicht nur eins: Das Tablet liegt ganz oben in einem Plastiksackerl, darunter mit viel, viel Hohlraum Kleingedrucktes, ein langsames Standardladegerät und ein USB-A-auf-USB-C-Kabel.
- Beim Start erfolgt zunächst die Einrichtung des W-Lans und dann ein 501 MB großes Google-Update, währenddessen das Tablet nicht genutzt werden kann und das inklusive »Optimierung« zwischen 60 und 90 Minuten in Anspruch nimmt. Sowas ist echt keine gute Inbetriebnahme-Erfahrung. Dazu kommt noch, dass mein T10 sich dabei einmal nicht mehr aufwecken ließ, neu gestartet werden musste und erneut am »Gerät wird optimiert«-Screen fest hing.
- Apropos Updates: Nokia verspricht 2 Jahre Android-OS-Updates und 3 Jahre Sicherheits-Updates. Für die Preisklasse ungewöhnlich aber Nokia vermerkt das sogar als Features auf der Verpackung, sie dürften es also ernst meinen. Exzellent.
- Während des langen Installationsvorgangs bei der Ersteinrichtung hat man übrigens genügend Zeit sich mit dem Screen und dem Gehäuse auseinanderzusetzen. Klar, mit unter 160 Euro ist das T10 eher als Billigtablet einzustufen. Insofern finde ich das Kunststoffgehäuse in der einzig verfügbaren Farbe Ocean Blue ganz ok. Die geriffelte Rückseite in der Theorie auch. Aber als jemand der bei der Erstinspektion eines Geräts äußerst penibel vorgeht, kann ich euch sagen, dass so eine Rückseite je nach Lichteinfall nie wirklich sauber aussieht – auch frisch aus der Verpackung genommen.
- Der Screen hat bei 8 Zoll eine Auflösung von 1200 × 800 Pixel und damit 189 DPI. Mit so einem DPI-Wert bei so einer Diagonale habe ich mich bisher noch nie auseinandergesetzt, aber es stimmt jedenfalls, dass man die Pixel auch aus weiterer Entfernung wahrnimmt. Hat ein bisschen was von Billig-Android-Smartphones von vor ein paar Jahren. Ob das auf Dauer auch negativ auffällt, wird die Praxis zeigen.
- Das Display ist gleichmäßig ausgeleuchtet und hat keine Pixelfehler oder sonstige Macken wie Farb- oder Helligkeitsverläufe. Auch die Blickwinkelstabilität ist gut. Einzig der Blaustich (für LCDs dieser Preisklasse aber wohl normal) ist mir zunächst negativ aufgefallen. Dieser Eindruck dürfte aber tatsächlich dem Standardhintergrundbild geschuldet sein (Strand mit Meer von oben – siehe auch Foto oben), das mir nicht vernünftig nachbearbeitet erscheint. Denn der Strand sieht von der Farbe her eher aus wie ein Parkplatz und verstärkt mit seiner Kühle den Blaustich. Ich habe ein anderes, wärmeres Hintergrundbild gewählt und den Weißabgleich in den Einstellungen etwas erhöht – viel besser.
- Ebenfalls auffällig: Der Helligkeitssensor reagiert am Abend bei künstlichem Licht sehr nervös und springt je nach Neigungswinkel merklich hin und her. Und ich meine nicht die generelle Dimmung nach ein paar Minuten Inaktivität, sondern bereits davor. Vielleicht fällt es beim hauptsächlich weißen Setup-Screen auch stärker auf.
- Das T10 liegt gut in der Hand und ich finde den Formfaktor faszinierend: Groß genug für Splitscreen, klein genug fürs Halten in einer Hand. Schnell ins Hochformat drehbar um bequem mit beiden Daumen zu tippen – perfekt irgendwie. Aber: Ob die 375 Gramm auf Dauer nicht doch zu schwer sind?
- Die Tasten und Verarbeitung sind sehr gut, nichts knarzt. Die nicht exakt zentriert im Cutout montierte Frontkamera ist dafür aber wieder eher ein Biligtablet-Indiz.
- Dafür entschädigen die Stereolautsprecher, von denen ich sehr positiv überrascht war. Die Lautsprecher sind im Querformat für eine gute Stereo-Separation nämlich nicht nur links und rechts untergebracht, auch die Soundqualität ist recht ordentlich für ein Tablet dieser Größe und in der Preisklasse.
- Die Performance ist für meine angestrebten Tasks (Surfen, RSS-Feeds lesen, Mails checken, Musik hören, Banking, Logitech-Harmony-Steuerung etc.) in Ordnung. Der verbaute Unisoc T606 liefert eine ähnliche, sogar leicht bessere Leistung als der Mediatek MT8768T im Galaxy Tab A7 Lite. Unmittelbar nach dem Setup ist Google noch mit allerlei Updates beschäftigt, worunter die Performance merklich leidet, aber danach kann man sich eigentlich nicht beschweren.
- Es gibt zwar keinen Fingerabdrucksensor (übrigens auch nicht beim Galaxy Tab A7 Lite), allerdings funktioniert Google Face Unlock mit der Frontkamera recht gut. Mangels 3D-Abtastung nicht so sicher wie Apples Face ID und leider auch nur bei guten Lichtverhältnissen. Im eigenen Haushalt tagsüber aber durchaus brauchbar und auch schnell genug. Sicherheitstechnisch heiklere Apps wie z.B. fürs Banking erfordern zur Authentifizierung aber den eingestellten PIN, das Muster oder Passwort.
- Was ist mir sonst noch aufgefallen? Meine Sony WF-1000XM4 verbinden sich (im Gegensatz zu meinem Tab S5e) standardmäßig mit aktivem LDAC. Es gibt eine UKW-Radio-App, sie sogar ohne angeschlossene Kopfhörer brauchbaren Empfang liefert (schon lang nicht mehr gesehen). Und dementsprechend ist natürlich auch ein Kopfhöreranschluss vorhanden. Nett.
- Alternative: Samsung Galaxy Tab A7 Lite? Wie eingangs erwähnt gäbe es mit dem Galaxy Tab A7 Lite bereits seit letztem Jahr ein sehr ähnliches Tablet (in Bezug auf Größe, Leistung & Gewicht). Und bezüglich Updates ist Samsung eigentlich recht gut, auch wenn sie es nicht wie Nokia beim T10 garantieren. Ursprünglich hatte ich in der Einleitung auch ein paar schlaue Worte in Richtung »der Markt regelt’s« parat, weil ich Samsung wegen des willkürlichen Entfernens von Features wie Dual Audio (siehe auch meinen Post dazu) meiden wollte. Allerdings habe ich einen Tag, nachdem ich das T10 ausgepackt habe auf Geizhals entdeckt, dass der dänische Versandhändler Proshop das A7 Lite bis 16.10. um 99 Euro abverkauft (es gilt mein Unabhängigkeits-Disclaimer von oben). Als Geschenk oder eben für einen selbst zum Testen des 8-Zoll-Formfaktors also vermutlich ein guter Deal.
Unterm Strich …
… habe ich einen recht positiven ersten Eindruck gewonnen und das Preis/Leistungsverhältnis scheint mir, insbesondere in Anbetracht der versprochenen Software-Unterstützung für 3 Jahre, recht gut zu sein. Natürlich stellt sich einem sofort die Frage: Wäre dann ein iPad mini nicht noch besser? Wenn ich im Alltag mit der von mir beschrieben Nutzung nicht auf unerwartete Probleme stoße, dann nicht unbedingt. Zeigen wird das aber erst die Praxis – ein ausführlicher Test folgt.
Eure Meinung
Habt ihr auch das T10 oder ein vergleichbares 8-Zoll-Tablet und seid zufrieden oder unzufrieden damit? Habt ihr Fragen zum T10? Darauf freue ich mich wie immer in den Kommentaren!
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2 Kommentare
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Ich freue mich über jeden Kommentar und antworte gern innerhalb von 24 Stunden.
Ich überlege mir schon seit Jahren, mir ein Tablet zuzulegen. Fürs Sofa.
Tatsächlich habe ich aber keine Lust, mehr als zwei Geräte zu warten. Laptop und Smartphone. Es ist ja nicht nur die ständige Aktualisierung des Betriebssystems, sondern auch die Konfiguration der Apps (manche verlieren nach einem Update einige Einstellungen) und die Synchronisation der Daten. Ich habe auch keinen E-Reader, obwohl ich auch da alle Tests und Neuankündigungen lese.
Beide Geräte sind stets griffbereit und an. Wenn ich eine Signal-Nachricht bekomme, greife ich für die Antwort zum Laptop, weil ich mit einer physischen Tastatur einfach besser schreiben kann.
Ich überlege noch, ob ein drittes Gerät praktisch wäre, um auch für Gäste nützlich zu sein. Am Sofa liegend für alle erreichbar. Mit Zugriff auf Musik und Lautsprecher. Aber ich habe kein Smart Home, über das Gäste die Thermostate regeln könnten. Ich würde mit ihnen keine Serien und Filme darauf schauen. Ich nutze auch keine Lieferdienste.
Vielen Dank für dein Feedback, Peter!
Was die Wartung angeht, kommt es IMO drauf an. Wenn man oft Apps ausprobiert oder wechselt und auf allen Geräten denselben Stand haben will, dann kann das schon mühsam sein. Ich habe aber seit Jahren ein iPad Pro, ein Galaxy Tab S5e und ein iPhone und die meiste Arbeit war bei mir immer das initiale Setup (Apps erstmalig installieren, (E-Mail-)Konten einrichten etc.), ab dann lief es eigentlich immer ohne größeren Aufwand (auch Probleme durch Datenverlust bei App/OS-Updates hatte ich eigentlich nie).
Den von dir beschriebenen Anwendungsfall für Gäste hatte ich mir immer für Gartenpartys und die Musiksteuerung vorgestellt, aber da bin ich mittlerweile auf der Schiene, soll einfach jeder sein Smartphone via Bluetooth verbinden. Denn wenn man es auch für andere Dinge nutzt, hat man in solchen Fällen z.B. bzgl. E-Mail, Banking wieder die Privacy-Thematik, weil Tablet-OS keine Profile anbieten. Und nur als Terminal für Gäste wäre es IMO zu schade.
Im Gegensatz zu PC/Laptop und Smartphone kann man vermutlich keine klare allgemeine Empfehlung aussprechen, aber genau deswegen wollte ich ein 8-Zoll-Tablet unbedingt mal testen, um zu sehen, ob es für mich einen Mehrwert hat. Und da sehe ich den Anwendungsfall Sofa schon – ist aber zugegeben ein Luxus-Edgecase. Denn am Abend mit Fernseher/Beamer aus in Ruhe Musik hören und daneben Blogposts korrigieren oder ein paar Ideen festhalten geht am Tablet wegen Multitasking-Ansicht besser als am iPhone. Bin jedenfalls gespannt, wie’s langfristig aussieht.