Navigation überspringen

Lenovo Yoga 6: Ein Jahr und eine sehr schlechte Support-Erfahrung später

29.12.2022·Kommentare:  0Retweets:  0 0

Ein Ersteindruck für einen Laptop, der vor 12 Monaten erschienen ist? Ja – und noch schlimmer: Abgesehen von hin und wieder neu Aufsetzen und etwas Herumprobieren, habe ich mein Yoga 6 (13ALC6) als Laptop auch kaum genutzt. Mein folgender Erfahrungsbericht kann aber selbst nach einem Jahr noch für den einen oder anderen potenziellen Käufer oder Yoga-Interessierten hilfreich sein (und einige Tipps gelten generell für Windows-Laptops in der Preisklasse).

Neues Modell 2022

Gleich vorweg: Vom Lenovo Yoga 6 ist heuer ein neueres Modell mit der Modellnummer 13ALC7 erschienen. Augenscheinlichste Änderungen: Es hat nun runde Ecken, ein 16:10- statt 16:9-Display, das zudem um 50 Nits heller ist und das in niedrigen Ausstattungsstufen bereits um unter 1.000 Euro zu haben ist. Die meisten meiner Beobachtungen kann man vermutlich auch auf dieses Modell umlegen.

Warum ein Laptop?

Warum habe ich mir das Yoga 6 Ende letzten Jahres zugelegt? Nach Jahren der Frustration mit Tablets und immer wieder positiven Erfahrungen mit dem Firmen-Laptop unterwegs, habe ich angefangen mit Laptops zu liebäugeln.

Macs bzw. MacBooks waren mir dafür aber zu teuer und mit Lenovo war ich von der Arbeit her recht zufrieden. Also habe ich immer wieder auf lenovo.com geschaut und einen guten Deal abgewartet. Das wäre übrigens grundsätzlich meine Empfehlung: Abwarten. Irgendwann »erwischt« einen Lenovo nämlich mit genau dem richtigen Angebot zum richtigen Zeitpunkt (es gibt dauernd irgendwelche Aktionen). In meinem Fall war es das Yoga 6 mit dem besseren Ryzen-Prozessor, 16 GB Ram, 512 GB SSD inklusive Lenovo Pen um 850 Euro.

Sehr schlechte Support-Erfahrung

Wobei ich diese Empfehlung gleich wieder zurücknehmen muss, denn ich hatte mit dem Yoga 6 eine wirklich sehr schlechte Support-Erfahrung mit Lenovo – viermal einschicken für einen defekten Lüfter? Ernsthaft?! Was mich zur leicht philosophisch angehauchten Frage bringt: Kann man das Produkt einer Firma empfehlen, wenn der Support so schlecht ist, das Produkt aber vielleicht ganz okay? Könnte bei mir ja nur ein Einzelfall gewesen sein. Okay, auch wenn sich solche Berichte auf entsprechenden Plattformen wie Trustpilot häufen, muss das ja nicht der Normalfall sein. Stimmt schon. Da das hier aber mein Erfahrungsbericht ist, sage ich hier auch klipp und klar: Lenovo empfehle ich im Privatumfeld nicht. Ich möchte nämlich echt nicht jemanden, der sich auf meine Empfehlung hin ein Lenovo-Produkt kauft, durch diesen Support-Dschungel guiden müssen. 🤷‍♂️

Warum ein Yoga 6?

Damit zurück zum Gerät: Das Lenovo Yoga 6 ist im Gegensatz zu den den vielen Yoga-7i-Versionen nicht mit Intel-Prozessor zu haben, sondern »nur« mit AMD – wobei das in der Windows-Welt ja mittlerweile auch die bessere Wahl sein kann.

Bei Laptops bin ich bei vermeintlichen Killerfeatures ja skeptisch, aber gerade wegen der vielen Features fand ich das Yoga 6 interessant: 360-Grad-Screen, Touch-Screen, dabei vollwertiger Laptop mit Windows 11 und inklusive Pen. Damit sollte ich jeden Use-Case erfolgreich abdecken und etwaige Anwendungs-Hirngespinste (die ich auch hatte) gleich als solche (z.B. für Blogeinträge) entlarven können.

Das Gewicht

Jetzt sudere ich jahrelang herum, dass Laptops zu schwer sind, Apple es nicht schafft einen Laptop unter einem Kilogramm Gewicht zu bauen und ich kaufe mir ein Yoga 6 mit über 1.300 Gramm?!

Ja, den Kompromiss bin ich eingegangen, weil der Preis fürs restliche Featureset gepasst hat. Und er ist in etwa so schwer wie ein MacBook Air.

Die Jeans-artige Oberseite

Ein besonderes Merkmal der Yoga-6-Reihe ist der Jeans-artige Stoff, mit dem die Display-Rückseite bzw. der Deckel überzogen ist (ich bilde mir ein, im asiatischen Raum gibt es das Yoga 6 auch mit Kunststoffrückseite). Die wollte ich jetzt zwar nicht unbedingt, finde sie aber eigentlich ganz witzig (erinnert auch ein bisschen an Sennheisers Stoffüberzüge). Und Sie hat gerade bei Lenovo einen großen Vorteil: Man sieht keine Fingerabdrücke – etwas, mit dem klassische Lenovo-Laptops, vor allem schwarze ThinkPads ein Produktleben lang übersäht sind, abwischen zwecklos.

Der Screen

Wenn es einen Grund gibt, das 2022er-Modell zu nehmen, dann ist es der Screen. Der ist bei meinem 2021er-Modell jetzt keine Vollkatastrophe und auch die Farben prinzipiell okay. Aber mit 250 Nits Maximalhelligkeit muss man da fast schon ein Auge zudrücken. Mein LG 32UN880B (32 Zoll) hat 300 Nits und das ist bei maximaler Leuchtkraft für Innenräume gerade gut genug. Das 2022er-Modell dürfte eine ähnliche Helligkeit wie mein LG haben und auch ein 16:10-Display, das die Größe des Laptops also viel besser für mehr Screeninhalt ausgenutzt.

Taugt das Yoga 6 fürs Streaming?

Ein gedachter Anwendungsfall wären diverse Streamingdienste direkt im Browser aufzurufen und im Tent-Mode (weil da der Lüfter nirgends aufliegt), z.B. im Bett oder auf der Couch zu nutzen. Da gibt es mit einem klassischen Laptop aber konkret zwei Nachteile und zwei halbe Nachteile (daher in Klammer):

  1. Kein Dual Audio. Wer zu zweit schaut, kann im Gegensatz zu iPads oder manchen Android-Tablets nicht zwei Kopfhörer gleichzeit damit verbinden. Das mag mehr an Windows 11 als an Lenovo liegen, aber wie gesagt, hier eine Erfahrung, die man auf alle Laptops ummünzen kann.
  2. Screen-Qualität matters. Der Screen ist halt nicht top-notch. Mag in der Laptop-Welt okay sein, aber selbst verglichen mit meinem Tab S5e, das ein OLED-Display hat, haben die Farben hier weniger Punch und kommen flacher rüber. Ein »Bonus«-Nachteil wäre vielleicht das spiegelende Display. Bei LCDs sollte das die Farben aber knackiger Wiedergeben, matt wäre es also womöglich schlimmer. Tagsüber im Freien streamen ist aber wenn überhaupt nur eine Notlösung.
  3. (Kein HD-Streaming bei Paramount+.) Ein Problem, dass ich gar nicht auf dem Schirm hatte. Paramount+ streamt als einziger (?) Anbieter im Browser nicht in Full-HD. Obwohl Windows 11 und sowohl Edge als auch Chrome rechtetechnisch dazu im Stande sein sollten, sieht das Video eigentlich nicht einmal wie 720p aus. Vielleicht ist es gar nur 480p? Jedenfalls eine echte Enttäuschung, mit der ich nicht gerechnet hatte – hier wirken Farben und Punch wohl aufgrund der niedrigen Übertragungsrate noch schlechter. Bei Netflix und Amazon Prime gibt es das Problem nicht und das Bild ist im direkten Vergleich mit dem Tab S5e nicht mehr ganz so weit abgeschlagen.
  4. (Lüfter brauchen feste, flache Oberflächen.) Wer gerne im Bett oder auf der Couch Filme und Serien schaut, braucht in der Regel irgendeinen festen Untergrund, damit die weiche Decke oder die Matratze den Lüfter bzw. den Auslass nicht blockiert. Da bin ich mittlerweile sehr vorsichtig, denn mit einem Rucksack als Unterlage habe ich auf einer Flixbus-Fahrt einmal meinen Dienstlaptop geschrottet (ein T440s 😥). Gerade aufs Yoga 6 trifft das aber nicht wirklich zu, da es dank 360-Display wie ein Zelt (»Tentmode«) aufgestellt werden kann und der Lüfter durch nichts blockiert werden kann. Dafür läuft der beim Streaming auch oft, ohne Kopfhörer also auch nicht wirklich ein Vergnügen.

Der Lüfter

Apropos Lüfter: Macs mögen performant und leise sein. Intel- und AMD-Rechner sind dafür AI-technisch viel weiter: Sie erkennen schon Sekunden vorher, wann man E-Mails checken will und werfen den Lüfter unter Volllast an. 😂 Scherz beiseite – oder vielleicht auch nicht: Denn der Lüfter läuft hier natürlich oft und laut und oft unabhängig davon, was der Rechner gerade tun muss. Damit hatte ich in der Windows-Welt in dem Preissegment aber gerechnet.

Die Lautsprecher

Die Lautsprecher scheinen mir okay zu sein. Im direkten Vergleich mit meinem Tab S5e ist der Sound beim Yoga 6 heller, mit weniger Bass, dafür irgendwie mehr Hall und sehr laut werden sie auch nicht. Am Tab S5e werden sie viel lauter bei ungleicher besserer Qualität.

Die Tastatur

Jetzt habe ich am Yoga 6 nicht viel geschrieben, die Tastatur scheint mir aber eine gute zu sein. Nicht ganz so gut wie auf ThinkPads, aber besser als jede Tablet-Tastatur und selbst für Notebooks weit über Durchschnitt. Spannend ist das physikalische Layout und die Aussparung für die Enter-Taste – es ist nämlich ein echtes deutsches Qwertz-Layout, aber die Aussparungen für die Tasten sind so gewählt, dass man für andere Layouts im Produktionsprozess nur andere Tasten einsetzen muss. Gut, zumindest spannend für mich.

Für viele ein Nachteil, für mich aber ein Vorteil ist das Fehlen des berühmten IBM- bzw. Lenovo-Knubbels, der zur Mauszeiger-Steuerung dient: Ich nutze ihn ohnehin nicht (auf meinem Arbeits-ThinkPad), spiele mich dafür immer mit der Gummikappe herum, indem ich sie von der Tastatur abziehe und darauf herumknete. Der Knubbel wird dadurch früher oder später kaputt und lässt sich nicht mehr auf den Stift zwischen den Buchstaben G, H und B stecken – gut sieht die Tastatur mit der Aussparung dann jedenfalls nicht mehr aus.

Der Stift

Der Stift ist eine dieser (zumindest für mich) spannenden Vertriebsgeschichten, wo es anscheinend auf das Land ankommt, ob der dabei ist oder nicht. In vielen US-Reviews zu dem Laptop wurde angemerkt, dass Pens zwar unterstützt werden, aber keine dabei ist. In Europa oder zumindest im deutschsprachigen Raum aber schon. Es ist zudem ein aktiver Stift mit 2 Buttons, der aus meiner Sicht tadellos funktioniert. Ich bin aber jetzt kein guter Zeichner, der über die Vor- und Nachteile berichten kann – ich würde davon ausgehen, dass der Stift für Gelegenheitszeichner und zum Notizen machen sehr gut ist. Schließlich kann man das Display ja komplett um 360 Grad drehen und den Laptop zum Zeichen- oder Notizblock machen. Brauchen wird man gerade für ersteres aber entsprechende Zusatzsoftware. Der Apple Pencil funktioniert auf Pro-iPads sicher viel besser, aber verglichen mit Android-Tablets, die Stifte oft gar nicht unterstützen oder Chromebooks, die schnell eine große Latenz bei Stifteingaben haben, scheint mir das hier eigentlich ein echt gutes Feature für den Preis zu sein – zumindest, wenn der Stift für das Geld wie in meinem Fall dabei ist. Sonst kostet er zwischen 30 und 60 Euro. Es ist übrigends nahzu unmöglich die genaue Stiftbezeichnung herauszufinden (innen im Batteriefach steht »Lenovo Base Pen II«) und zu prüfen, ob das jetzt USI 1 oder 2 ist etc. Der Stift kann nirgendwo am Yoga 6 an- oder untergebracht werden. Z.B. mit dem Stift im Tent-Modus die Wiedergabe steuern funktioniert zwar, man muss aber immer daran denken, den Stift dabeizuhaben.

Windows 11

Ich bin ja jemand, der mit Windows klarkommt und der mittlerweile auch zu der Einsicht gelangt ist, dass es für all meine schönen Tools am Mac mindestens ein genau so gutes Pendant, manchmal sogar bessere, unter Windows gibt. Das mag jetzt von Anwendungsfall zu Anwendungsfall variieren und ich mag macOS, die Frage nach dem Betriebsystem ist für mich aber keine mehr nach der höheren Effizenz.

Was ich in Windows 11 jedenfalls nicht mag: Die Taskleiste kann nicht mehr VERTIKAL am linken Bildschirmrand angeordnert werden. Man findet mit dem Suchbegriff 1000 Ergebnisse, wie die Taskleiste zwar links ausgerichtet werden kann, ABER eben weiterhin am unteren Bildschirmrand klebend. Microsoft schient hier auch keinerlei Anstalten zu machen, das zu ändern und es dürfte in Redmond offenbar ein riesengroßes, finanziell kaum stemmbares Problem sein, diese Funktion von Windows 10 zu übernehmen … 🤦‍♂️

Apropos Windows

Weil wir grad bei Windows sind: Nach dem 4. Zurückschicken zu Lenovo war Windows auf Englisch installiert und egal, was macht man macht (siehe meine Versuche hier), es gibt einfach englische Screens, die ich nicht und nicht wegbekomme! Z.B. ist der Welcome-Screen auf Englisch und schaltet erst nach ein paar Sekunden auf Deutsch um. Auch beim Neustarten bei Updates, erscheint zuerst »Herunterfahren« auf Deutsch und wechselt dann auf Englisch … nervt.

Fazit

Ich glaube, dass das Yoga 6 für damals 850 Euro und die Ausstattung objektiv betrachtet schon ein guter Deal bzw. auch ein guter Windows-Laptop ist. Dass ich mich insbesondere im Streaming-Bereich mal nach meinem Tab S5e sehnen würde, hätte ich aber nicht gedacht. Wenn das einer der Hauptanwendungsfälle ist, sollte man den Kauf überdenken und entweder ein großes Android-Tablet (günstiger, mit besserem Screen, Lautsprechern und besserer Bluetooth-Unterstützung) oder einen Laptop mit OLED-Display in Betracht ziehen.

Zu all dem kommt bei mir noch mein desaströses Support-Erlebnis, weswegen ich hier schlicht keine Empfehlung aussprechen kann.

Eure Meinung

Habt ihr ein Yoga 6, vielleicht auch das neuere Modell und ähnliche oder andere Erfahrungen? Habt ihr Tipps zu Alternativen? Über euer Feedback freue ich mich wie immer in den Kommentaren!


Neueste Artikel

Schlagwörter

· · · ·


Teilen & Favorisieren

Twitter (0 & 0) · Mastodon (0 & 0) · Facebook (0 & 0)

Kommentieren

Am liebsten hier, gerne aber auch auf Twitter, Mastodon und Facebook. Ich freue mich über jeden Kommentar (Guidelines) & antworte immer (meist < 24h), HTML erlaubt.