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»Welcome to Wrexham« (Doku-Serie) – Kritik: Führ’ mich zum Schotter?!

Spoilerfrei·3.5 / 5 Sterne·11.12.2022·Kommentare:  0Retweets:  0 0

Irgendwas mit Ryan Reynolds und Fußball meine ich in den letzten Monaten zwar mitbekommen zu haben, als ich über diese Dokuserie auf Disney+ im Stars-Channel gestoßen bin klingelte es zunächst aber nicht. Noch schlimmer: Das Promomaterial vermittelte für mich gar den Eindruck, als würde es sich um einen Spin-Off von »Ted Lasso« handeln: Ryan Reynolds und Rob McElhenney kaufen runtergwirtschafteten Fußballclub.

Das war tatsächlich mein Gedankengang: In irgendeiner »Ted Lasso«-Folge (ich kenne nur die ersten paar), taucht Ryan Reynolds auf, legt sich mit Ted Lasso an und kauft sich seinen eigenen Fußballverein. Aus dieser versteckten Pilot-Folge wurde dann aufgrund des Erfolgs ein Spin-Off kreiert. Dem ist aber natürlich (?) nicht so.

Wenn man sich allerdings Ryan Reynolds’, wenn man so will, Geschäftspartner Rob McElhenney genauer ansieht, wirft diese Dokuserie gleich noch mehr Fragen auf. Der Name mag nicht so geläufig sein, aber auch McElhenney ist Schauspieler und einigen vielleicht aus der Apple-TV-Plus-Serie »Mythic Quest« bekannt (wahre Fans kennen ihn aus »It’s Always Sunny in Philadelphia« freilich schon länger). Und ja, mal ganz bös formuliert, der spielt dort eine der Hauptfiguren, die wie ein Ryan-Reynolds-Abklatsch konzipiert ist.

Es wird also immer schräger: Eine Dokuserie, deren Idee von einer US-Fußball-TV-Serie stammen könnte, mit zwei Hollywood-Schauspielern, die sich so ähneln, als wären sie bei der Geburt getrennt worden, als Investoren? Was kommt als nächstes? Jessica Chastain und Bryce Dallas Howard kaufen den Wiener Sport-Club – die neue Doku-Reihe »Welcome to Wien Hernals«, live von der Friedhofstribüne?!

Zurück zu »Welcome to Wrexham«: Ich vermutete kurzweilige Unterhaltung und es gibt aktuell nur 6 Folgen zu je ungefähr 30 Minuten – ein Commitment, wo man nicht viel falsch machen kann. Und ja, man bekommt hier eine halbwegs abwechslungsreiche, natürlich durchgeplante Dokumentation darüber serviert, wie zwei Hollywood-Stars tatsächlich einen mehr oder weniger am Boden liegenden Fußballclub in Wales kaufen und ihn aus der National League nach oben führen wollen.

Update:: Die erste Staffel besteht aus 12 Folgen – entweder habe ich das übersehen oder die Folgen wurden nachgereicht, jedenfalls bezieht sich meine Kritik auf die ersten 6 Folgen (Update liefere ich ggf. nach).

Da werden dann auch durchaus interessante Einblicke in das Leben eines (nicht sehr viel verdiendenen) Spielers eines solchen Clubs gewährt und auch die Herausforderungen bei der Umstrukturierung aus Managementsicht sind ganz spannend.

⚠ Mittelgroße Spoiler voraus
Gleich im nächsten Absatz folgen einige mittlere Spoiler. Wer die Serie nicht kennt, aber auch nur das geringste Interesse daran hat, sollte direkt zum Fazit springen.

Wobei man hier einerseits die Kirche im Dorf lassen und muss … und andererseits vielleicht auch die eine oder andere kritische Fragen stellen sollte. Für Wrexham und seine Fans, die in dieser Doku eine zentrale Rolle spielen, ist das ganze sicher eine tolle Sache.

Reynolds und McElhenney haben zwar Leinwandpräsenz, sind aber nicht direkt vor Ort und sind hauptsächlich telefonierend und in Videocalls zu sehen. Im Trailer sieht das zwar anders aus, das gezeigte Material kommt aber in der Serie so aber (noch) nicht vor. Fairerweise sei gesagt, dass die Serie Mitten in der Pandemie entstanden ist. Motivationsreden von Reynolds in der Kabine während der Pause darf man sich aber jedenfalls nicht erwarten.

Was die kritischen Fragen angeht: Natürlich wurden hier diverse Fan-Schicksale herausgepickt, weil sie eine gute Geschichte abgeben: Der Maler, der seinen Job hasst, von seiner Frau verlassen wurde, aber seine Kinder liebt – und den der Fußball quasi am Leben hält. Und die guten Absichten will ich Reynolds und McElhenney jetzt nicht in Abrede stellen, aber nur aus Spaß haben die beiden das Projekt wohl nicht gestartet. Auf diese Hintergründe geht die Doku klarerweise nicht ein. Und wer Reynolds’ vergangene Deals mit z.B. Aviation Gin kennt, der weiß, dass hier vermutlich das Business an erster Stelle steht – auch, wenn die regional gesetzten Handlungen und Aktionen nobel sein mögen.

Führ’ mich zum Schotter?!

Stellt man die kolportierten 20-Mio-Dollar Gagen eines Ryan Reynolds dem angelbichen Kaufpreis von 2,5 Mio Pfund für Wrexham gegenüber (+ wohl ein paar Zerquetschte für den Betrieb). Da könnte man ja fast glauben, jemand hätte hier eine lukrative Investitionsmöglichkeit entdeckt …

Fazit

Das macht »Welcome to Wrexham« nicht weniger unterhaltsam, aber ein warnendes »Was steckt da eigentlich dahinter?« schwingt halt schon auch mit.

★★★½☆


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Welcome to Wrexham (Doku https://benedikt.io/2022/12/welcome-to-wrexham-doku-serie-kritik/ 2022-12-11 Bryan Rowland https://benedikt.io/media/movie-review.jpg Ryan Reynolds und Rob McElhenney (ernstaft?!) kaufen einen Fußballclub (ernsthaft?!?).

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