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„Star Trek: Picard“ – Kritik, Staffel 2: Don’t make it so!

Spoiler!·1.5 / 5Sterne·13.2.2023·Kommentare:  6Retweets:  0 2

Nach meiner Kritik der ersten Hälfte von Staffel 2 bin ich noch die letzten 5 Folgen schuldig – und Staffel 3 startet ja auch bald. Wobei man sich hier nicht zu früh freuen sollte. Das nämlich gleich vorweg: Das Beste an Staffel 2 ist eigentlich der Cast-Teaser für eben jene Staffel 3, der komplettes TNG-Flair versprüht und wo es die „Star Trek“-Macher wieder einmal schaffen, Erwartungen zu schüren, obwohl wir, als geneigte Fans, es eigentlich schon besser wissen sollten.

Schriftzug in TNG-Blau vor einem Sternenhimmel: Star Trek Picard – Season 2 oder don’t make it so!
Vielleicht hätte Picard seinen Spruch auch mal umdrehen sollen …

Der Punkt ist erreicht …

Das mag jetzt recht zynisch und negativ klingen, aber man könnte auch sagen, dass sich diese Aussage seit 2017 mit dem Start und vor allem der Richtung, in die sich „Discovery“ entwickelt hat, schon rein empirisch ableiten lässt.

Spoiler-Alarm!
Gleich im nächsten Absatz geht’s los mit teils massiven Spoilern. Wer die Serie nicht kennt, aber auch nur das geringste Interesse daran hat, sollte hier aufhören zu lesen.

… wo’s nicht mehr geht

Ich habe bei „Star Trek“ in den letzten Jahren immer wieder versucht, positiv in neue Serien- und Staffelstarts reinzugehen, bei der 2. Staffel von „Picard“ ist aber der Punkt erreicht, wo’s nicht mehr geht. Zugegeben, ich war in der ersten Hälfte noch hoffnungsfroh, dass sich die ganze Story noch entwickeln würde. Dem war aber nicht so und es wirkt fast so, als hätte eine (schlechte) KI Themen ausgespuckt, die von einem Autor:innen-Team notdürftig zu einer Story zusammengeschustert wurden.

Ein überbordender Ideenmix …

Schauen wir uns dazu an, welche Handlungsstränge es in der 2. „Picard“-Staffel gibt. Rein aus meinem Gedächtnis heraus sind mir folgende eingefallen:

… und es gibt wohl noch ein paar mehr. Das alles jedenfalls in 10 Folgen. Das ist einfach alles zu viel, zu kompliziert, zu schlecht. Es liest sich eigentlich so sogar wie ganz fürchterliche Fan-Fiction.

… (extrem) schlecht umgesetzt

Wolltet ihr wirklich sehen, wie Picard ins Koma fällt und dann eine Folge lang in einem Kindheits-Flashback durch die Keller-Korridore von Chateau Picard irrt? Das ist fürchterlicher TV-Klischee-Unsinn – wer schreibt sowas? Das waren die fadesten Episoden zur TNG-Zeit.

Oder wie wär’s damit: Assimilierte Borg-Marines greifen Chateau Picard an? Besoffen an der Bar beim Brainstorming mag das nach einer tollen Idee klingen. Und selbst wenn man’s so wie hier durchzieht: Das ist eine der am schlechtesten inszenierten Phaser-Schießereien in der „Star Trek“-Geschichte, die irgendwie wohl eine – recht misslungene – Anspielung auf das Ende von „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ sein soll – es ist einfach eine Katastrophe.

Und die Sache mit Qs Tod. Da steckt gar nichts dahinter: er stirbt. Einfach so. Mit schmalziger „Hatten ja doch eine schöne Zeit“-Gruppenverabschiedung. Den Überclou, dass man da auch noch zwei parallele Lovestorys reinbringen musste, will ich da nicht mehr kommentieren. Es wirkt fast so, als strahlten Zeitreisen, bei denen das Schicksal der Menschheit auf dem Spiel steht, eine ganz besondere Romantik aus.

Ach, sei es drum: Seven-of-Nine wurde in 90ern als sexy Borg-Drohne in den Cast mitaufgenommen, um die Quote zu retten, das ist unbestritten (nie waren Förderations-Jump- näher an Baywatch-Swimsuits dran). Daher fällt es mir auch einfach schwer, ihre Beziehung zu Raffi jetzt als Zeichen für die LGBQT-Community zu sehen (andere Meinungen gern in in den Kommentaren) und nicht als nächsten billigen TNG-Nerdfantasie-Schmäh. Vor allem, weil es so plötzlich und total unmotiviert daherkommt. Und hey, wenn wir schon dabei sind, warum lasst ihr nicht auch noch Picard und Guinan ineinander verlieben – jeder kriegt hier eine Lovestory!

Eine gute Idee gibt es

Ich will jetzt nicht in 90s-Nostalgie abdriften und behaupten früher sei alles besser gewesen (denn, oh Mann, gab es früher schlechte Folgen!), aber so einen Story-Entwurf hätte man früher gekübelt. An dieser Stelle noch einmal kurz eine Spoiler-Warnung, sonst bitte zum nächsten Absatz springen. Wäre das Autor:innen-Team damals damit bei den Produzent:innen angetanzt, hätten die das Script gelesen und schlicht gesagt, „Das ist Müll. Die Story die ihr hier habt, ist die: Borg treten Föderation bei. Da machen wir einen soliden Zweiteiler draus.“ Diese eine Idee sind genau die ersten zwei und die letzten zwei Minuten Screentime der 2. Staffel von „Picard“.

Weder „Star Trek“ noch „Picard“

Das ist nicht „Star Trek“. Das ist nicht „Picard“. Das ist übrigens auch das Bizarre am eingangs erwähnten Cast-Teaser für Staffel 3. Denn neben den erwähnten TNG-Veteranen im Cast kommt da auch bewusst nicht Jeff Russos eher profilloses „Picard“-Theme zum Einsatz sondern Jerry Goldmiths legendäre TNG-Fanfaren aus dem „First Contact“-Soundtrack. Um eben genau jene TNG-Erwartungen zu schüren, die „Picard“ aber nicht liefern kann oder will.

Fazit

Und muss ja auch nicht sein. Aber dann bitte mit wirklich guten Ideen und nicht mit diesem wirren „Discovery“-Ansatz, wo Single-Episode-Ideen chaotisch zusammengemixt und parallel erzählt werden. Und dann nicht mal gute Ideen – von der Umsetzung ganz zu schweigen. Ja, natürlich werde ich mir Staffel 3 anschauen. Und natürlich gebe ich die Hoffnung nicht auf. Und ja, ich freu mich ja auch irgendwie drauf. Aber, ehrlich, ein bisschen Angst vorm 17. Februar 2023 kann ich auch nicht abstreiten.

★½☆☆☆

Anmerkung: Ich habe die ersten 5 Folgen damals relativ gut bewertet. Ob dieses derart schlechte Fazit für die ganze 2. Staffel oder nur die zweiten 5 Folgen gilt, sei dahingestellt. Es ist jedenfalls der Eindruck, mit dem einen die Staffel entlässt. 🤷‍♂️


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6 Kommentare

Hier (4) · Twitter (0) · Mastodon (2) · Facebook (0)

#1 von Peter am 13.2.2023, 11:34 Uhr

Ja wow. Genau so schlecht fand ich diese Staffel auch. Man fragt sich wirklich wer da gesagt hat: “Ja das ist gut so, super”.

Meine Hoffnungen für die nächste Staffel sind auf jeden Fall bei 0. Kann ja auch manchmal hilfreich sein.

#2 von Benedikt am 13.2.2023, 20:06 Uhr

Danke für dein Feedback, Peter! Ja, Erwartungshaltungsmanagement bei Franchise-Revivals im Streaming-Zeitalter ist definitiv kein Fehler – wie ich gerade selbst zuletzt immer wieder feststellen musste (siehe z.B. auch „Willow“). 😅 Ich bin ja echt auf Freitag gespannt …

#3 von onli am 14.2.2023, 15:59 Uhr

Die zweite Staffel war so schlecht, dass ich nichtmal drüber schreiben wollte.

> Es liest sich eigentlich so sogar wie ganz fürchterliche Fan-Fiction.

Ich kann dir auch sonst nur zustimmen, aber gerade diese Einschätzung trifft es gut.

Wobei es eigentlich noch schlimmer war: Picard wirkt, als sei es Fan-Fiction von Leuten, die Star Trek und Science-Fiction hassen – dann gibt es hier eine Supernova, da eine androidenhassende faschistische Föderation (Staffel 1). Und die Serie hat wirklich gezeigt, wie wenig die meisten alten Schauspieler ihre Rollen verstanden haben. Seven hat mit der Seven von damals null zu tun (sexuelle Orientierung braucht man dafür gar nicht anführen, der Rest reicht), aber bei Picard selbst ist die Unkenntnis überdeutlich. Der labert in einem weg in so romantischen Phrasen über das Licht des Weltalls, das man manchmal in sein Herz lassen müsse – kann sich Patrick Stewart wirklich nicht daran erinnern, dass Picard ein Bürokrat und Diplomat war, keine Fantasy-Figur aus einem Theaterstück des 19. Jahrhunderts? Kommt dieser Bruch also gerade wegen seinem Einfluss auf die Serie?

Riker und Troi kamen noch am besten weg, das mag an ihren kurzen Auftritten gelegen haben (und war ja auch in der ersten Staffel).

Staffel 3 würde ich mir nur bei guten Kritiken antun (also, schreibe bitte gf drüber 🙂 ). Nach dem furchtbaren Discovery und jetzt noch schlimmeren Picard habe ich die Hoffnung auf künftige gute Star-Trek-Serien aufgegeben und werde mir erstmal nichts davon mehr anschauen. Vielleicht haben wir das Glück, in ein paar Jahrzehnten eine echte Renaissance zu erleben.

Inzwischen schau ich nochmal DS9 fertig.

#4 von Benedikt am 14.2.2023, 19:08 Uhr

Danke für dein Feedback, onli!

Spannend, dass „Picard“ die Antithese einer guten Serie zu sein scheint, wo quasi jeder etwas findet, das ihm eben ganz besonders nicht gefällt. 😆 Ich finde die Art, wie die Storys geschrieben sind furchtbar, du die Charaktere etc. – unterm Strich jedenfalls kein rundes Ganzes.

Ich bin z.B. von Picards Abkehr der Sternenflotte und seiner damit einhergehenden Wandlung auch kein Fan, scheint aber der Vorgeschichte zu Season 1 (bzw. den Nachwirkungen aus der Zerstörung Romoulus’) geschuldet zu sein. Aber ja, wirkt ein bisschen wie auf Zwang TNG einen neuen Spin zu geben – und die daraus resultierenden Storys sind halt nicht besonders gut. Patrick Stewarts Einfluss auf die Serie? Gute Frage … gemacht hat er sie anscheinend nur, weil ihm die Story gefallen hat und es kein TNG-Aufguss war (und das war es, ob gut oder schlecht, ja definitiv nicht 😄).

Riker und Troi zu sehen war in Staffel 1 eh nett, aber so eine schrecklich langweile Folge, wo einfach nichts passiert ist. 🥱😪

Wenn du „Discovery“ und „Picard“ nicht magst, kann ich dir aber „Strange New Worlds“ ans Herz legen. Die ist trotz großteils gleichen Produzententeams ganz anders und richtig gut geworden – würde mich interessieren, was du davon hältst.

PS: Und ich werde natürlich auch zu Staffel 3 meinen Senf abgeben. 😁

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