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»The Orville«, Staffel 3 auf Disney+ – warum ihr die Serie unbedingt sehen solltet

15.2.2023·Kommentare:  10Retweets:  0 1

Nachdem die 3. Staffel von »The Orville« bzgl. der »Weltpremiere« mit ähnlichen Problemen wie »Star Trek: Strange New Worlds« zu kämpfen hatte, ist Mitte Jänner still und heimlich die 3. Staffel mit dem neuen Untertitel »New Horizons« auf Disney+ gestartet. Warum ihr »The Orville« in Anbetracht von »Picard« & Co. eine Chance geben solltet und die Serie nicht so ist, wie ihr aufgrund des Promomaterials vielleicht denkt, darum geht’s in diesem Post.

Schriftzug The Orville vor Sternenhimmel. Darüber Star Trek durchgestrichen, darunter Season 3 als Info.
Vielleicht nicht offiziell »Star Strek«, aber im Geiste jedenfalls.

Diesen Freitag startet die 3. Staffel von »Picard« – und natürlich hoffen wir trotz desaströser Staffel 2 das Beste. 🤞🖖 Falls das Ganze aber nicht so werden sollte, wie wir uns das vorstellen, weil vor allem das TNG-Flair fehlt, gibt es da eine Alternative, die in meinen Augen viel zu wenig Beachtung bekommt: »The Orville«.

Warum sollte gerade diese Serie eine Alternative zu »Picard« oder gar zu »The Next Generation« sein?

Nun, vielleicht geht es euch ja wie mir. Als ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal davon hörte, dass Serienschöpfer Seth McFarlane eine Science-Fiction-Serie plant, dachte ich unweigerlich an eine Star-Trek-Persiflage. Nicht nur, weil man McFarlane hauptsächlich mit dem Komödienfach assoziiert. So schuf er die Serien »Family Guy« (1999) und »American Dad« (2005) und zeichnete für Filme wie »Ted« (2012) oder »A Million Ways to Die in the West« (2014) verantwortlich. Aber, er ist auch großer Star-Trek-Fan und manchmal sogar in »Star Trek«-Making-of-Material als Interviewter zu sehen. Nicht nur das, in »Star Trek: Enterprise« (2001) spielte er in einer der späteren Staffeln sogar ein Crew-Mitglied.

Sieht sehr nach Star Trek aus

Verstärkt wurde der Eindruck von Satire zudem vom Promomaterial, wie z.B. Gruppenfotos der Crew. Das sah halt alles sehr nach Star Trek aus. Sogar mit Data-Verschnitt als Teil der Crew, im leicht lächerlichen 50s-Look. Das kann doch nur als »Spaceballs«-Pendant zu Star Trek gemeint sein, sowas wie »Galaxy Quest« (1999) zum Beispiel, oder? Allerdings, wenn die Qualität passt, warum auch nicht?

Ich glaube auch, dass man dieses »Sich drüber lustig machen« in den ersten Folgen noch mehr verfolgt hat. Schnell wurde aus »The Orville« aber eine ernstzunehmende Science-Fiction-Serie, mit ausgearbeiteten, wenn auch nicht wirklich eigenem Universum. Denn so gut wie alles, was man in »The Orville« sieht, ist eine Parallele zu Star Trek. Sei an der Stelle gleich angemerkt, dass mit Penny Johnson Jerald sogar eine Star-Trek-Veteranin (sie spielt Captain Ciscos Partnerin in späteren »Deep Space Nine«-Staffeln) als Doktor fixer Bestandteil der Crew ist.

Star Trek in einem Paralleluniversum?

Im Prinzip ist die ganze Struktur 90er-Jahre-Star-Trek entnommen: Es gibt ein Schiff, das den Weltraum erforscht. Die Stories drehen sich dabei um die Brückencrew. Der Roboter Isaac als Pendant zu Data. Die Orville als Enterprise, klar. Moclaner als Platzhalter für die Klingonen. Und die Krill vereinen Cardassianer und Romulaner als Gegenspieler.

Ja, natürlich, da gibt es schon mehr Humor und mehr Augenzwinkern als in »Star Trek«. Egal, ob der Captain seine Missionsansprache nicht vorbereitet hat und mit »… und möge die Macht mit euch sein« schließt oder auf eine ernst gemeinte Frage zur Analyse der Situation eine Blödelantwort eines Crew-Mitglieds kommt, seine humoristische Ader kann »The Orville« nicht ganz unterdrücken.

Das zieht sich auch durch die an Star Trek angelehnten Rassen wie z.B. die Moclaner. Die erinnern eben sofort an Klingonen. Und da spielt The Orville halt perfekt mit Vorurteilen und Klischees, denn unter Moclanern gibt es kein weibliches Geschlecht, eine auf Satire-Ebene »absolute Kriegerrasse«, wenn man so will. Der logische Umkehrschluss: Moclaner leben in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und zur Fortpflanzung wird ein Ei gelegt. Was wiederum zu klassischen Alltagsproblemen bzgl. Familienplanung und Betreuungsfragen im Alltag des Lebens auf einem Raumschiff führt. Solche Dinge kann »The Orville« einfach wirklich gut.

Viel mehr als nur Satire & Blödelei

»The Orville« deswegen als reine Blödelei abzustempeln wäre aber nicht fair. Denn da sind eben auch noch die durchwegs interessanten und spannenden Stories, die direkt aus einer TNG-Folge entlehnt sein könnten – auf eine gute Art. Die meisten davon in sich geschlossen, mit dem einen oder anderen Zweiteiler mittedrin. Und ja, da gibt es die eine oder andere Sache, die sich wie ein Spannungsbogen über mehrere Folgen zieht, im Großen und Ganzen aber Old-School wie einst in den Neunzigern aufgebaut ist. Hatte ich schon erwähnt: Auf eine gute Art. 😉

Abseits des Inhalts erinnern aber auch Musik und Inszenierung an diese Zeit. Auf eine – ihr wisst schon. 😁 Da gibt’s schon mal die eine oder andere einleitende Sequenz eines Raumschiff- oder Shuttle-Flugs zu den bombastischen Klängen des Orville-Themes.

Ober eben die Kamera: Diese Serie ist nicht kinoartig dunkel (also nicht auf die Thematik bezogen, sondern tatsächlich aufs Bild), wie moderne »Star Trek«-Ableger, sondern hell und bunt wie einst TNG. Auch was Sets und Einstellungen angeht: Kein Rauch, keine Lensflares, das komplette Set ist hell erleuchtet bis runter zur Sesselleiste sichtbar. Da geht ja mittlerweile jede Serie schon ganz andere Wege, »The Orville« zelebriert aber das altmodische Fernsehmachen der 80er und 90er. Das mag vielleicht für nicht für jeden funktionieren, im Zeitalter auf Kinooptik durchgestylter Streaming-Serien, ist das aber fast schon wieder eine interessante Abwechslung.

Fazit

Unterm Strich ist »The Orville« der wahre geistige Nachfolger von TNG. Und das bewusst von den Machern so eingefädelt: Die Art, wie die Storys geschrieben sind, über Sets und Inszenierung bis hin zur Musikuntermalung – so sähe ein wahres TNG-Revival heute aus. Ja, wohl nicht so modern wie – das ebenfalls sehr gute – »Strange New Worlds«, aber mit besseren und interessanteren Geschichten jedenfalls als »Discovery« und »Picard«. Der Trailer von Staffel 1 vermittelt nach wie vor einen guten ersten Eindruck davon, was einen erwartet.

Egal, ob uns »Picard« am Freitag enttäuschen oder entzücken wird, schaut auf jeden Fall »The Orville« – und möge die Macht mit uns sein!

Eure Meinung

Kennt ihr »The Orville« schon und seid Fans? Oder nicht? Haltet ihr die Serie für einen würden (geistigen) TNG-Nachfolger? Über euer Feedback freue ich mich wie immer in den Kommentaren!


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10 Kommentare

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#1 von Michael am 16.2.2023, 8:39 Uhr

Danke, Benedikt, für diesen letzten Stupser. Ich habe aus den ohnehin von dir genannten Gründen – ich dachte, The Orville sei eine reine Persiflage auf ST – mich absichtlich von dieser Serie ferngehalten. Aber was du da schreibst, ist ja eine eindeutige Empfehlung. Ab geht’s, also!

#2 von Benedikt am 16.2.2023, 20:38 Uhr

Hi Michael, bitte, gern – freut mich! Dachte mir schon, dass ich mit meiner damaligen Außenwahrnehmung von »The Orville« unmöglich der Einzige sein kann. 🙂

Es ist eben auch bzw. sogar mehr Hommage als Persiflage – und daher wohl auch schwierig zu vermarkten. Daher war ich die ersten zwei bis drei Folgen leicht irritiert, weil meine Erwartungshaltung eine ganz andere war – aber dann war ich bald richtiger Fan. Bin gespannt wie/ob dir die Serie gefällt!

#3 von Stefan am 16.2.2023, 23:16 Uhr

Ganz spannend das so zu lesen. Ich war, als die Serie neu war, eher interessiert als abgeschreckt, vermutlich auch weil es einige Family Guy Folgen gibt, die ich ganz fantastisch finde. Der Humor ist zwar teilweise recht dümmlich aber dann kommen wieder intelligente Witze, die begeistern.

So war es für mich auch bei den ersten 2 Staffeln von The Orville. Natürlich sind diese voll mit Star Trek Anspielungen aber meistens mit einem neuen Ansatz darin, gute Ideen gepaart mit brauchbaren Jokes.

Leider ist nun dieser Witz aber in der 3. Staffel verloren gegangen (zumindest für mich) und die Serie wirkt jetzt tatsächlich mehr wie eine Hommage, die dem Sci-Fi erfahrenen Zuschauer kaum noch Neues bietet. Bis jetzt bin ich eher enttäuscht von der neuen Saison aber ein paar Folgen hab ich ja noch.

#4 von Benedikt am 17.2.2023, 14:40 Uhr

Hi Stefan, danke für dein Feedback!

Ja, das habe ich auch beobachtet, dass die aktuelle 3. Staffel den Humor etwas zurückgefahren hat. Dachte zunächst, es läge an den Storys, denn die ersten drei Folgen haben alle etwas leicht (bis eigentlich sogar schwer) Düsteres an sich. 4. Folge fehlt mir aktuell noch – finde die Staffel aber bis jetzt trotzdem gut.

Es stimmt allerdings auch, dass es künftig wieder etwas mehr Humor sein dürfte. Wobei ich mittlerweile glaube, dass das ein schmaler Grat für »The Orville« ist, die »Star Trek«- bzw. TNG-Fans mit genau der richtigen Mischung aus Hommage und Persiflage anzusprechen und nicht zu vergraulen. Denn ich frage mich, ob die Serie außerhalb dieser Bubble überhaupt eine Zuschauerbasis hat (ich hoffe es natürlich, aber Sci-Fi ist schon so Nische genug).

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