Filmkritik: »Fall: Fear Reaches New Heights«

Telefonzellen, Särge, Skilifte, Haifischkäfige – was war nicht schon alles beengter Schauplatz eines (Survival-)Thrillers. In »Fall: Fear Reaches New Heights« kommt nun die Spitze eines über 600 Meter hohen Funkturms dazu, auf dem zwei Kletterinnen festsitzen.

Als mir das Teaser-Bild auf Amazon Prime Video zum ersten Mal begegnet ist, war ich mir zuerst nicht sicher, ob sich dahinter ein ganz billiger Mockbuster verbirgt, ein zumindest halbwegs seriös inszeniertes B-Movie oder gar ambitionierter Indy-Survival-Horror wie einst »Open Water«.

Bei »Fall« hilft es jedenfalls vorm Ansehen zwei Fragen zu klären: Erstens, klettern Menschen, wie in der Intro-Seqzenz von »Fall«, tatsächlich mehrere hundert Meter eine Felswand ohne jegliche Sicherung hoch? Ja, tun sie (und empfehle diesbezüglich die hervorragende Doku »Free Solo«, auch wenn man mit Klettern nichts am Hut hat). Zweitens, und damit die viel wichtigere Frage, gibt es tatsächlich derart hohe Funktürme (immerhin doppelt so hoch wie der Eiffelturm)? Ja, gibt es: So diente der 625 Meter hohe KXTV/KOVR Tower in Kalifornien als Vorlage.

Und der Film selbst? Ich muss sagen, der ist ganz witzig – also von der Idee her, nicht unbedingt was die Story angeht. Denn die beiden Kletterinnen sitzen eben nicht nur oben am Turm fest, sondern sie verbindet auch eine gemeinsame Vergangenheit. Garniert ist das Ganze mit modernem Bezug zum Influencertum und auch so mancher Erklärung, warum dieses oder jenes Gadget, das man heutzutage so dabei hat, nicht schnell eine Lösung herbeiführen kann.

Ja, da wird auch fast kein Klischee ausgelassen und so 100 % glaubwürdig ist so manche Akrobatik-Aktion nicht. Und auch, wenn die Spitze des Turmes auf einem Berg für realistischere Aufnahmen nachgebaut wurde (auf jeden Fall die richtige Entscheidung – diese Aufnahmen sehen gut aus!), so wirken gerade jene mit Blick nach unten zum Boden eher unecht.

Aber das Kribbeln aufgrund der schieren Höhe, wie einst beim Showdown von »The Walk« hat man hier schon ab den ersten Filmminuten – allein deswegen kann man sich »Fall« schon geben.

★★★½☆