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Kritik: »Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith«

Spoilerfrei·3 / 5Sterne·19.5.2005·Kommentare:  6

Aus dem Hollywood-Einmaleins:

Obwohl alle diese Regeln auf »Die Rache der Sith« zutreffen, so gebührt George Lucas dennoch Respekt. Immerhin hat er sich im Alleingang in eine Position katapultiert, in der er seine Visionen ohne Kompromisse und ganz nach seinen Vorstellungen umsetzen kann. Leider heißt das nicht unbedingt, dass dabei etwas besonders Großartiges herauskommen muss.

Episode III leidet nämlich an den gleichen Schwächen wie seine Vorgänger. Während im ersten Teil noch Liam Neeson dabei half, im von überdrehten Charakteren bevölkerten Star Wars-Universum (Stichwort »Jar Jar Binks«) für Ausgeglichenheit zu sorgen, so muss Ewan McGregor diese Aufgabe seit Episode II allein erledigen. Bei Filmpartnern wie Hayden Christensen, bei dem man einfach davonlaufen möchte sobald er den Mund aufmacht, kein leichter Job.

Die Einstellungen und Kamerfahrten während großer Special-Effects-Szenen sind wie gewohnt ausgezeichnet, bei zwischenmenschlicher Interaktion werden hingegen nur uninspirierte und banale Bildausschnitte präsentiert. Dialogführung zählt einfach nicht zu Lucas’ Stärken – nicht dass Star Wars berühmt dafür wäre – aber ein bisschen mehr als das aus dem Hollywood-Einmaleins Gebotene hätte es schon sein dürfen. Ein ironischer Sidekick wie einst Han Solo (Harrisson Ford) wäre dafür schon ausreichend gewesen, aber den gibt es eben nicht. So versucht Obi Wan (Ewan McGregor) ein paar lustige Sprüche zu klopfen, was ihm leider nur mäßig gelingt.

Glücklicherweise gibt es auch Positives zu vermelden. Die Zusammenhänge zu Episode IV wurden sehr schön herausgearbeitet und fügen sich nahtlos in die Erzählung ein ohne dabei als Fremdkörper zu wirken – bei der Videorekorder-Abdeckung an Darth Vaders Brust drücken wir einfach mal ein Auge zu. Action und Spezialeffekte befinden sich wie gewohnt auf hohem Niveau, verlieren aber aufgrund ihres andauernden Einsatzes an Wirkung. Schön anzusehen sind auch viele witzige Ideen, wie kleine Droiden, die mit ihren Werkzeugen Raumjäger auseinandernehmen, und die Liebe zum Detail in manchen Szenen. Letztere sind aufgrund des hohen Tempos aber kaum wahrnehmbar. So ist »Die Rache der Sith« zwar ganz nett, aber dank Lucas’ Umgang mit Dialog und Charakteren nicht ganz das, was es hätte sein können.

Fans, und dabei meine ich solche, die sonst nicht oft ins Kino gehen und bei der Premiere schon beim Aufziehen des Vorhangs klatschen, dürfen zur Wertung ruhig noch einen halben Punkt dazuzählen. Und Leute die mit Stars Wars absolut nichts am Hut haben tun einfach selbiges in die andere Richtung.

Ok, es ist Star Wars ★★★☆☆

Trailer, Internet Movie Database (IMDb)


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Star Wars: Episode III https://benedikt.io/2005/05/star-wars-episode-iii-rache-sith/ 2005-05-19 https://benedikt.io/media/movie-review.jpg Aus dem Hollywood-Einmaleins: Wenn du nicht weißt, wie du einen Roboter synchronisieren sollst … … gib ihm eine Mickey-Mouse-Stimme (Kinder lieben das!) oder … … lass ihn, wenn er der Chef ist, wie Barry White klingen Wenn jemand sagt, sie sei schwanger, lass den Vater folgenden Satz sagen: »Das ist … wunderbar!« Wenn jemand seine […]

6 Kommentare

#1 von h@rry am 20.5.2005, 15:24 Uhr

in kombination mit dem roman und dem pc-spiel ergibt sich ein schönes rundes bild von Episode III, das kaum noch wünsche übrig lässt.
die verschiedenen medien gleichen quasi ihre schwächen gegenseitig aus!
doch wer setzt sich schon so intensiv mit Star Wars auseinander, wenn nicht nur die wahren fans?

#2 von Benedikt am 20.5.2005, 16:18 Uhr

Aber wenn ein Film sowohl ein Buch als auch ein Computerspiel braucht um seine Schwächen auszugleichen, dann ist er einfach nicht gut. Das muss im Gegenzug auch nicht heißen, dass er schlecht ist, aber mir gehts eigentlich gar nicht um die Story, welche hier durch Zusatzprodukte wie Spiele oder Bücher abgerundet wird. Die Art und Weise wie George Lucas seine Geschichte erzählt (ok, es ist seine Geschichte) hat einfach erhebliche Schwächen und die nicht durch Merchandising ausgemerzt werden können.

#3 von kindchen am 20.5.2005, 18:39 Uhr

Endlich mal ein »positiverer« Kommentar. Jetzt gerate ich doch wieder ins Grübeln, ob ich mir den Film nicht doch in Kino ansehen sollte und nicht auf die Videothek warte.

Stimme den Meinungen über die anderen Teile zu; Fand (bisher) Teil eins der »neuen« Trilogie am Besten (die alten sind ausser Konkurrenz).

Werd mich aber überraschen lassen, obwohl es kaum denkbar ist, dass mir der dritte (als dann wahrscheinlich einzigem Menschen im Universum) am Besten gefallen wird.

Tja, bei mir gibts dann wohl denn halben Punkt zusätzlich. (Obwohl ich nichts davon halte im Kino zu klatschen) 😉

#4 von Benedikt am 20.5.2005, 19:44 Uhr

ob ich mir den Film nicht doch in Kino ansehen sollte und nicht auf die Videothek warte.

Ich empfehle dir auf jeden Fall, den Film in einem vernünftigen Kino zu sehen. Wie auch immer einem »Die Rache der Sith« gefallen mag, die Weltaumszenen sind einfach imposant und schreien förmlich nach einer großen Leinwand und einem ordentlichen Soundsystem!

obwohl es kaum denkbar ist, dass mir der dritte (als dann wahrscheinlich einzigem Menschen im Universum) am Besten gefallen wird.

Mir haben alle drei ungefähr gleich gefallen. Sicher, es wäre mehr drin gewesen (wie hätten die Teile unter der Leitung eines Gore Verbinski, David Fincher oder Alex Proyas oder ausgesehen?) aber schlecht sind sie auch nicht unbedingt.

Obwohl ich nichts davon halte im Kino zu klatschen

Wie gesagt, ich bin nicht grundsätzlich dagegen und außerdem ist es mir auch schon passiert. Aber man kann es – wie in der Vorführung die ich besucht habe – auch übertreiben. Highlight war irgendein 15-Jähriger der beim Lucasfilm-Logo lauthals »28 Jahre!« durch den Saal gebrüllt hat. 🙂

#5 von kindchen am 20.5.2005, 20:11 Uhr

Wenn dann alle drei in ein Kombination aus »Dark City«, »Se7en« und naja, Gore Verbinsy find ich jetzt nicht so gut.

Das mit dem 15-jährigen ist schlimm; Ich denk sein Vater war damals noch zu jung um in den Film reingelassen zu werden.

#6 von Benedikt am 20.5.2005, 22:41 Uhr

Gore Verbinsy find ich jetzt nicht so gut

Ich mag Gore Verbinski deshalb, weil er in meinen Augen sehr vielfältig ist und Stoffe unterschiedlichster Genres sehr gut umgesetzt hat. Natürlich ist die ganze Diskussion rund um andere Regisseure ist rein hypothetisch, aber alle genannten Vertreter schufen bereits atmosphärisch dichte Filme und genau diese Eigenschaft vermisse ich bei den neuen Teilen. Deswegen gefällt mir auch »Das Imperium schlägt zurück« am besten.

Das mit dem 15-jährigen ist schlimm;

Wirklich cool war ein Kino-Angesteller, der sich nach dieser schrecklichen Antipiraterie-Werbung (»Sag Ja zum Kino, Sag Nein zum Filmklau« in Orwell’scher Big-Brother-Ästhetik) aufs Podium schwang und ein ironisches »Fürchtet euch!« von sich gab.

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