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Musik selber machen – Die Starmania-Alternative

8.12.2006·Kommentare:  11

Ich frage mich, was Starmania-Teilnehmer dazu treibt, sich vor fragwürdigen Juroren zum Affen zu machen und unfreiwilliger Star auf YouTube zu werden. Selbst wenn man es auf die Starmania-Bühne schafft, wie hoch sind die Chancen, dass man gewinnt? Und eigentlich ist nicht einmal Gewinnen von Bedeutung. Wieviele, denen diese zweifelhafte Ehre zuteil wurde, sind noch im Geschäft? Die regelbestätigende Ausnahme hat sich bereits Christl Stürmer unter den Nagel gerissen. Also, wollt ihr, liebe Starmaniacs, 15 Minuten Ruhm oder Musik machen?

Wenn die Antwort mit Musik zu tun hat, lest, wie ich es machen würde.

Der 2.0-Weg

Selbst wenn du nicht singen oder ein Instrument spielen kannst, lerne es, mach es, werde besser. Die Chancen, dass du etwas wirklich gerne, aber total schrecklich machst, sind gering. Soviel zur sogenannten – und von besagter Jury of missbrauchten – Talent-Frage. Geld brauchst du nicht viel (Instrumente sind leistbar), für die Erlernung gibt’s genügend Literatur im Web, wer singen will besucht den Schul- oder Unichor. Deine Werke müssen am Anfang auch nicht perfekt sein. Mach Fortschritte und präsentiere sie, indem du verbesserte Versionen ins Web stellst – doch dazu später mehr.

Jeder kennt jemanden, der jemanden kennt …

»Ok, ich hab da also ein paar Songs, was jetzt? Wie bekomm ich einen Plattenvertrag?« Um ehrlich zu sein, ein Plattenvertrag ist wahrscheinlich das Letzte, was du in dieser Situation willst. Erinnern wir uns, du willst Musik machen und, dass viele Menschen deine Musik hören. Die Frage lautet also, wie bringe ich meine Musik in ein vertriebsfähiges Format, sprich, wie nehm ich Musik auf und mach ein MP3 daraus? Selbst wenn du niemanden kennst, der Musik aufnehmen und mischen kann, gibt es unzählige SAE– oder sonstige Ton-Studenten, die sicher gerne umsonst mit dir arbeiten um ein praktisches Projekt in ihrer Referenzliste verzeichnen zu können. Vereinbare ein Treffen, spiel was vor, komm ins Gespräch. »Aber ich hab kein Geld!« Die gute Nachricht ist, du brauchst dafür keines (die schlechte, du bekommst auch keines – aber dazu kommen wir noch). Marco Kalantari, Regisseur von »Ainoa« hat mir mal gesagt, man sollte, um Projekte für die Aufnahmeprüfung an der Filmakademie zu machen, einfach angehende Schauspieler und Kameraleute fragen, bei den erforderlichen Projekten mitzuarbeiten – das Ergebnis wäre ungleich besser als mit Freunden als »Schauspieler«. Diese würden das gerne tun! Warum soll das bei Musik anders sein?

Ich kann mich auf meinem MP3-Player hören!

»Wie mache ich jetzt Kohle?« Gar nicht. Mit oben beschriebener Guerilla-Methode besorgst du dir jemanden, der deine MP3s zum kostenlosen Download ins Netz stellt. Und wenn du niemanden findest, tut’s auch eine MySpace-Website. In diesem Stadium geht es nicht darum Geld zu machen, sondern dass möglichst viele Leute deine Musik hören. Und das wird nicht der Fall sein, wenn du nur Clips oder nicht downloadbare Streams zur Verfügung stellst. Nur so kann jemand deine MP3s auf CDs brennen, bei Partys spielen (viele Leute!!), auf seinem iPod hören und anderen weitergeben. Du willst genau das und keine 300er-Pressung von Sony, die du für 10 Euro pro Stück unters Volk zu bringen versuchst. Das kostet nur Zeit & Geld und bringt dich finanzell nicht wirklich weiter.

Was, wenn jemand meine Musik klaut?

Werd zunächst so gut, dass das jemand in Betracht zieht. Und dann warte nur darauf. Selbst wenn Sony, Universal oder Co. deine Musik stiehlt und zum Hit macht (und das ist, soweit ich weiß, noch nie passiert), warten die Medien nur auf so eine Geschichte. Schlimmstenfalls macht es dich bekannter. Veröffentliche deine Musik unter der GPL, dann bist zumindest im Recht (bist du als Urheber ohnehin) und hast eine leidenschaftliche Gemeinschaft hinter dir. Dass eine Band deines Bekanntheitsgrades dein Eigentum stiehlt ist schon aus Philosophiegründen unwahrscheinlich und selbst wenn, dürfte ihre Fertigkeit weit unter deiner liegen und ihr »Kreativitätspool« so ausgetrocknet sein, dass sie sowieso bald »verdurstet«.

Geld?

Der schwierige Teil. Sollte ich vorhin den Eindruck erweckt haben, dass zum Star wirst oder auch nur davon leben kannst, muss ich dich enttäuschen. Behalte auf jeden Fall deinen »Day-Job« (oder mach Volksmusik). So musst du wenigstens keine 500 Euro blechen, wenn du zu spät zur Starmania-Autogrammstunde kommst, oder die Reste aus deiner Toilette vom ORF verwerten lassen. Bewirb dich bei Festivals (semi-professionelle, das Frequency wirds am Anfang sicher nicht spielen), organisier selber Konzerte, richte ein Spendenkonto auf deiner Website ein. Freu dich über jeden Euro aber hab auf jeden Fall Spaß bei der Sache. Wenn du berühmt wirst oder einmal davon leben kannst, dann nur so.

Wie gesagt, so würde ich es machen. Ich weiß nichts übers Musikmachen, aber ich glaube, dass dies ein gangbarer Weg ist.


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11 Kommentare

#1 von Pietropizzi am 8.12.2006, 13:56 Uhr

Absoluter geiler Artikel von höchstem Niveau. Wunderbar!

#2 von Benedikt am 8.12.2006, 17:57 Uhr

Danke! Das Thema brannte mir schon lange unter den Nägeln und jetzt hab ich meine Gedanken einfach mal zusammengefasst.

#3 von Norwin am 9.12.2006, 15:20 Uhr

Hi Ben, toller Artikel. So kommt man als Newcomer sicher zu ein paar Auftritten. Hartnäckig bleiben und nicht gleich aufgeben! Ist eigentlich wie ein bei der Jobsuche.

Ich denke, dass die meisten Starmania-Teilnehmer von den Starmania-Stars inspiriert wurden und gesehen haben dass das Mädl von nebenan plötzlilch zum Star geworden ist. Und sich fragen, warum sollte es bei mir nicht auch klappen? schließlich singe ich gerne und die Freunde sagen ja das ich gut singen kann… nur sind das alles sehr persönliche Meinungen und man ist schnell mal von jemandem Überzeugt den man sehr gut kennt.
Die Beste Methode um heraus zu finden wie man singt ist sich selbst zu filmen und nach 2 Wochen das Video anschauen. Und auch wie du es schon geschrieben hast im Internet veröffentlichen. So kann man einen peinlichen auftritt – wo auch immer – vermeiden.

Die Juroren in Stellvertretung der Plattenfirmen, sortieren natürlich nach Ihren Vorstellungen aus: zB. passt der Teilnehmer in den derzeitigen gepushten Musikstil hinein oder konkuriert er mit der Christina Stürmer, wie kommt der Teilnehmer rüber, schaut er gut aus, kann er singen…

Wer Musik machen und nicht nur in seiner Umgebung auftretten will, für den ist eine Platform wie Starmania, Ö3 Soundcheck usw sicherlich ein sehr gutes Sprungbrett um in kurzer Zeit österreichweit auf sich aufmerksam zu machen. negativ, wie positiv!

Das Pop-Musikbuisness ist gnadenlos und ganz besonders bei jungen Bands, verkaufst du keine CDs wirst du gekündigt oder hast gute Beziehungen und bleibst noch eine Woche 😉

Also Demo-CD aufnehmen und Werbung machen!

lg
Norwin

#4 von berny am 10.12.2006, 14:13 Uhr

hi ben!

ein entspannter sonntag-nachmittag ist genau das richtige für die ’starmania outtakes‘. obwohl mehr als die zwei gelinkten, hab ich nicht ausgehalten. 😉

grundsätzlich kann ich mich deinem post nur anschließen. es ist wirklich schlimm, was die medien (und auch starmania selbst oder andere casting-shows) den jungen menschen suggerieren. – über nacht zum star und damit verbunden natürlich beliebtheit, kohle ohne ende, …

falls es wirklich talente gibt, werden sie, bis auf wenige ausnahmen, in solchen shows garantiert verheizt. zum star wird man nicht einfach so. das braucht zeit, ausdauer und auch einen batzen talent. ich denk mir das jeden abend seit mehr als einem halben jahr. in der wohnung über mir nimmt nämlich ein mädel gesangsunterricht. – dank der dünnen wände kann ich ihren fortschritt werktags aber ca. 2000 mitverfolgen. – am anfang dachte ich mir, das wird schon werden, aber nach mehr als hundert abenden training hat sich noch nicht wirklich viel getan. indeed, sie könnte allein im duett singen. – zwei-drei töne auf einmal sind keine seltenheit.

also ihr stars da draussen: jeder hat talente. manchmal kennt man sie gar nicht. ausprobieren (und schon ein bisl dranbleiben) schadet nie! ausserdem muss es ja nicht immer die standard-richtung sein. das land braucht auch mehr gute filme-macher, dj’s oder mutige künstler.

lg berny

ps.: man kann werke auch unter die creative commons licence stellen…

#5 von Fabienne am 11.12.2006, 20:32 Uhr

He ist wirklich eine gute hilfe was hier alles steht..ich wollte fragen ob ihr villeicht eine adresse habt oder so etwas woh man die musik selber machen kann…also die beatz selber machen oder die musik bearbeiten…wen es geht das der downdload dieses programmes woh man die musik selber machen kan gratis ist…würde mich freue wen ihr mir helfen könnt…

#6 von Benedikt am 12.12.2006, 13:09 Uhr

Zunächst mal Danke für die teils umfangreichen Rückmeldungen!

Norwin, das mit Sprungbrett stimmt schon, ist aber so eine Sache. Bei wievielen hat’s funktioniert? Spontan fallen mir da nur die »No Angels« und Christina Stürmer ein. Wenn man dem Hannes-Eder-Interview auf derstandard.at glauben darf, geht’s darum die Kandidaten auf Medientauglichkeit (Stress, Druck, Auftreten, …) zu testen. Bringt also den Labels eine gewisse Sicherheit – wie du eh beschrieben hast.

berny, stimmt, Talente werden auf jeden Fall verheizt. Ich glaube ja, man könnte grundsätzlich jeden Starmania-Teilnehmer zum Star hochproduzieren, denn singen können sie ja alle irgendwie. Das mit der Creative Commons License ist eine gute Idee!

Fabienne, kostenlose Programme fallen mir momentna keine ein und außerdem hab ich recht wenig Erfahrung damit. Wenn du einen Mac hast, würd ich dir GarageBand ans Herz legen, das ist kostenlos dabei und soll recht vernünftig sein. Wenn du aber nicht dezidiert elektronische Musik machen willst, würde generell zur Erlernung eines Instruments bzw. Gesangsübungen raten verbunden mit ein wenig Hintergrundwissen. Ist zwar anfangs sicher nicht einfach, dafür hat man später mehr davon und kann mit dem Wissen auch mehr machen.

#7 von MASSIV am 1.4.2007, 20:20 Uhr

Hey das ist ja mal voll die coole Hilfe. Hab schon 2 Demotapes fertig,und schon auf 8 Gestivals gespielt (Unter anderem im Royal Bunker)

#8 von Benedikt am 1.4.2007, 23:13 Uhr

Freut mich, dass du meinen Artikel hilfreich findest. Gratualtion außerdem zu deinen Demotapes und Festivalauftritten – kann man die wo anhören?

#9 von Fabienne am 1.4.2007, 23:18 Uhr

Hee merciii für die info…habe inzwischen von einem Kolleg der auch selber rappt sehr viele beatz bekommen und auch selber musik zusammen geschnitten…aber ich muss das alles noch ein wenig bearbeiten..

#10 von Benedikt am 2.4.2007, 0:03 Uhr

Gerne Fabienne. Würd mich freuen wenn du einen Link zu deinem Material hast.

#11 von Fabienne am 2.4.2007, 12:46 Uhr

Heee sry…hab die Sachen nur auf meinem Pc gespeicheret…gib keinen Link dazuu…

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