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Amanda Palmer in Wien

23.10.2008·Kommentare:  6

Amanda Palmer rockt.
Amanda Palmer rockt. Alle 23 Fotos ›

Am Montag war ich am Amanda-Palmer-Konzert in der Szene Wien. Die Dame dürfte den meisten als Sängerin der »Dresden Dolls« bekannt sein, die vor einiger Zeit Darbo-TV-Spots mit »Coin-Operated Boy« untermalten.

Die Musik ist zwar nicht so meine, aber das Konzert war wirklich gut. Die erste Vorband, ein Solokünstler namens Jason Webley, der unweigerlich an Jack Sparrow erinnerte, war recht witzig. Vorband Nummer Zwei, Zoë Keating, gab mit ihren Cello »nur« Instrumentales zum Besten. Schön aber auch etwas fad.

Und dann kam Amanda Palmer, die von 21.30 Uhr bis Mitternacht eine exzellente, kurzweilige Show mit drei oder vier Zugaben zum Besten gab.

Zur Halbzeit passierte das Unausweichliche, nämlich der obligatorische Kommentar zum Ausgang der Nationalratswahl. Das Übliche »terrible vote« und »so sorry for you« passt schon so und ist ja auch, wenn man so will, zielgruppengerecht. Aber wer mit Worten wie »godlike retribution« jüngste tragische Ereignisse kommentiert und die Menge zum Jubeln bringt, beweist eben auch nur, dass Populismus bereits ein Werkzeug der Kleinkunst geworden ist. Schade.

Das Konzert war trotzdem sehr gut und dank der mitwirkenden Theatergruppe »The Danger Ensemble« witzig und, nun ja, künstlerisch. Da erkor man während »Coin-Operated Boy« ganz unverschämt Darbo zur wichtigen Requsite, Fragen aus dem Publikum wurden verlesen (»What would you do if you had a penis for twelve hours?«) und während einer eigenützigen Geldsammel-Aktion frech Bon Jovis »Livin On a Prayer« gecovert. Zum Schluss ließ sich ein Mädel aus dem Publikum zu Leonard Cohens »Hallelujah« live die Haare schneiden. Sicher nicht jedermanns Sache, aber wer grundsätzlich gern auf Konzerte geht, sollte sich Amanda Palmer nicht entgehen lassen.


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6 Kommentare

#1 von Michaela am 23.10.2008, 18:27 Uhr

toller Artikel und tolle Fotos 🙂 – zu flickr-Albumname: im Englischen gibt’s im Gegensatz zum Deutschen schon einen genitiven Apostroph – also muss es »…pictures of A. Palmer’s concert« heißen 😉
zum Kommentar von der tragischen Ereignissen beim Konzert muss ich leider hinzufügen: 1. find ich es toll, dass sie weiß, was in Österreich passiert ist – zumal sie nur einen Tag hier war und sich daran erinnern konnte, was sie ein paar Wochen zuvor in Schottland (!) über Österreich gehört hat – und 2. darf man nicht vergessen, dass in der ausländischen Presse halt nicht hervorgehoben wurde, dass der Haider im »normalen« Leben »eh« nicht so radikal war und »eh« ein ganz normaler Mensch war…. »godlike retribution« klingt schon hart, aber das ist wohl die eigensinnige Radikalität, die Amerikaner an den Tag legen – die dürfen ja 😉 – aber als Populismus würd’ ich es, wie du, nicht bezeichnen…. die hat das nicht gesagt, um die Menge zum jubeln zu bringen.

#2 von Benedikt am 23.10.2008, 19:07 Uhr

Danke! Den Flickr-Text hab ich ausgebessert, normalerweise bin ich bei so etwas penibel, in der Eile hab ichs wohl übersehen.

Was den Jubel und die Menge betrifft: Mag sein, dass Sie es nicht vorm Spiegel geübt hat, aber nachdem das Publikum durch die vorherigen Aussagen bereits »angeheizt« war, war’s wohl abzusehen. Ist natürlich die Frage was hier schlimmer ist: die Aussage an sich oder die Reaktion des Publikums. Vielleicht haben die meisten das auch gar nicht kapiert. Irgendwie hat die ganze Sache in der Form einfach nicht dazu gepasst.

#3 von Michaela am 23.10.2008, 19:32 Uhr

dazugepasst hat es nicht, das stimmt – der Großteil des Publikums hat ihr Kommentar auch sicher nicht geschnallt. Der Jubel war aber auch nicht so groß (also kein »encore«-Jubel oder so).
Auf der anderen Seite muss man auch sagen, dass wir nie etwas so radikal ausdrücken würden, sondern meist ein vorsichtiges und objektives Drumherumreden bevorzugen. Sie hat ja im gleichen Satz auch den abdankenden Bush und den rassistischen Midwest erwähnt – und das passte auf gar keinen Fall – vor allem wenn sie einen Song einleiten will, bei dem es um Schulmassaker geht….

#4 von gernot am 25.10.2008, 13:15 Uhr

Sorry, aber »dass der Haider im »normalen« Leben »eh« nicht so radikal war und »eh« ein ganz normaler Mensch war« möchte ich lauthals in Frage stellen. Leider wurde dass bei uns immer mehr so aufgenommen, da die Schmerzgrenze für radikale Aussagen rechten Typus erstens in Ö sowieso sehr niedrig liegt (siehe nach der Wahl getroffene Aussagen zu »Konzentrierung von Asylbewerbern« mit dem »Endziel der Abschiebung«) und zweitens eben durch Haider und Konsorten immer niedriger gesetzt wurde.

Das hier dann ein ausländischer Künstler keine Krokodilstränen Herrn Haider nachweint wundert mich nicht. Dass das Publikum so johlt ist natürlich schon ein wenig merkwürdig, im Vergleich zu johlenden Bierzelten bei der Verspottung von zu Tode gekommenen Opfern (siehe z.B. Markus Omofuma) durch Haider ist das jedoch eher vernachlässigbar. Irgendwie bekommt er halt nun auch das Fett ab von der Gesellschaft die durch ihn immer pietätloser wurde – fair enough.

Möchte hier keine politische Forumsdiskussion beginnen, können dann gern mal bei einem Kaffee drüber reden.

lgg

#5 von Michaela am 25.10.2008, 21:03 Uhr

gernot, das mit »eh« »normal« hab ich eben genau so unter antführungsstriche geschrieben, weil das in unseren medien so dargestellt wurde – nicht weil das meine meinung ist! – leider kann man in geschriebener sprache nicht anders einen unterton vermitteln….

#6 von gernot am 26.10.2008, 19:17 Uhr

Hab ich mir sogar fast gedacht 😉 Hört man nur so oft in letzter Zeit ohne Anführungszeichen…

lg gernot

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