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Abenteuer Stadtpark

24.1.2006·Kommentare:  8

Auf dem Weg zur Arbeit gehe ich meistens durch den Wiener Stadtpark. Da ich bei meinem Job öfters nach 22.00 Uhr die Redaktion verlasse, stehe ich immer vor der Wahl: außen herum oder durch den Park durch.

Nun weiß jeder, dass nächtlich Spaziergänge in Parks nicht empfehlenswert sind. Aber hey, wir sind in Wien, einer der sichersten Städte der Welt! Außerdem geht doch nichts über einen nächtlichen Abstecher durch den Park bei sternenklarem Himmel, oder? Und so ging ich einige Male ohne besondere Vorfälle in der Nacht durch den Stadtpark zur gleichnamigen U4-Station. Meine anfänglichen Bedenken waren zerstreut und ich sah keinen Grund mehr, den etwas längeren Weg außen herum zu nehmen. Bis vor kurzem.

Strangers in the Night

Es war an einem Donnerstag, so um 22.15 Uhr. Um die Arbeitswelt aus- und meine Freizeit einzublenden, ließ ich mich auf dem Weg durch den Stadtpark von einem dementsprechenden Soundtrack aus meinem iPod begleiten. Da erblickte ich in einiger Entfernung plötzlich zwei Typen, die mir lockeren Schrittes entgegenkamen. Eigentlich kein Grund zur Besorgnis, immerhin ist das hier ein öffentlicher Park. Naja, außer vielleicht, dass sonst niemand mehr da ist und sie zu zweit sind. Aber gut, die genießen sicher auch nur die nächtliche Atmosphäre.

Ich bin nicht John McClane

Nachdem ich wenige Schritte an ihnen vorbeigegangen war, bemerkte ich, wie die beiden plötzlich kehrt machten. »Die gehen mir jetzt aber nicht wirklich nach«, war mein erster, leicht ironisch angehauchter Gedanke. Genau das taten sie aber. Um besser mitzubekommen, was weiter passiert, drehte ich die Musik ab. Nicht, dass man nach dem abrupten Ende von lauter Musik gut hören kann, aber zumindest war diese Reaktion ein gesundes Zeichen meines Überlebenswillens. Kurz nach der kleinen Holzbrücke in der Mitte des Parks drehte ich mich um und sah, wie einer der beiden begann auf mich zuzulaufen. Das ist normalerweise der Moment, in dem man sich entscheiden muss, ob jetzt gleich etwas Schlimmes passieren wird oder nicht. Hat man diese Wahl getroffen, kann man handeln. Aber wie das mit wichtigen Entscheidungen so ist, schob ich diese erstmal auf die lange Bank und stand lieber wie angewurzelt da und dachte nur trocken: »Oh, Mann.«

Showdown

Als der Typ bei mir angekommen war, schob ich leicht nervös meinen iPod in die Jackentasche zurück (ja ich weiß, gutes Timing) und bemerkte dabei, wie seine Augen meiner Handbewegung folgten. Ein unangenehmes Gefühl, dass man da für 329 Euro im gut sortierten Fachhandel kaufen kann. Dann blickte er mich an und fragte mich mit der klassischen Rauchergeste nach einer Zigarette. Ich antwortete hastig, dass ich keine Zigarette dabei hätte und wollte mich schnell wieder auf den Weg machen. Als ich dabei war mich umzudrehen, meinte er noch mit einer ruhigen Geste »Warte, warte.« Da ich aber keine Ahnung hatte, worauf ich denn warten sollte, und in dieser Situation auch nicht wirklich auf irgendetwas warten wollte, marschierte ich einfach zielstrebig zur U-Bahnstation – diesmal ohne Verfolger.

The End

Ich weiß noch immer nicht, was die beiden von mir wollten. Wenn jemand wirklich eine Zigarette will, läuft er einem doch nicht mitten in der Nacht 50 Meter durch einen Park nach. Was meint ihr? Übertriebene Paranoia oder berechtigte Bedenken?

Jedenfalls spaziere ich jetzt wieder um den Park herum. Dauert nicht viel länger und ein (fast) autoleerer Ring ist ja auch schön anzusehen.


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8 Kommentare

#1 von gernot am 24.1.2006, 12:07 Uhr

Wow, klingt ja gruslig.
Beim nächsten Mal ein Tipp:
Versuchs gar nicht auf John McLane (harter Mann) oder Jim Carrey Weise (die Situation abwarten und im Fall des Falles einen Schmäh reissen) sondern LAUFEN!!! 😉

lg gernot

#2 von stefan am 24.1.2006, 15:57 Uhr

Am besten die (auffälligen) weißen Original-Kopfhöhrer durch Billigsdorfer ersetzen…

Hab ich zumindest gelesen:

http://www.techsmec.com/index.php/2005/04/28/p100

#3 von h@rry am 25.1.2006, 10:27 Uhr

du hast also ECHT diesen netten jungen mann MIT seinen problemen und OHNE eine zigarette im dunklen park stehen gelassen???

ich hätte schon ein wenig mehr nächstenliebe von dir erwartet – wo ist nur die wärme in der welt geblieben?*kopfschüttel*

#4 von gernot am 25.1.2006, 11:13 Uhr

Stimmt harry, von der Seite betrachtet: Pfui Benedikt, genier dich!

😉

#5 von Benedikt am 25.1.2006, 11:37 Uhr

Versuchs gar nicht auf John McLane (harter Mann) oder Jim Carrey Weise

Das habe ich auch gar nicht versucht. Ich habe eigentlich keine Ahnnung, warum ich stehengeblieben bin – aber Laufen ist ein guter Tipp, vor allem im Nachhinein betrachtet.

Am besten die (auffälligen) weißen Original-Kopfhöhrer durch Billigsdorfer ersetzen…

Ich benutze eigentlich eh schwarze Sony-Orhöhrer. Allerdings hat er sowieso den iPod gesehen.

du hast also ECHT diesen netten jungen mann MIT seinen problemen und OHNE eine zigarette im dunklen park stehen gelassen???

Ich weiß, ich kann manchmal unheimlich hart und gemein sein. 😉

#6 von sigrun am 25.1.2006, 18:57 Uhr

Mir ist mal sowas ähnliches passiert auf der lände.

ich war in einer 00:00 viennale vorstellung in der urania, und, nachdem die ubahn ja um soeine zeit nicht mehr fährt, dacht ich mir, was solls ich geh einfach heim, unten an der lände ist es zudem ja viel schöner zu spazieren als oben bei der straße.
also, ging ich nach unten und spazier da so entlang. genauso wie du, hab ich mir nichts weiter dabei gedacht, immerhin sind wir in wien und nochdazu praktisch in der innenstadt.
es war mir anscheinend doch etwas unheimlich und deswegen schweifte mein blick doch hin und wieder nach hinten – nach einer zeit fiel mir auf, das jemand, allerdings in beträchtlichem abstand, hinter mir ging (sicher 100 meter) . trotzdem, drehte ich mich immer wieder um, nichts geschah.
doch plötzlich, und das war jetzt richtig horrorfilm like, als ich mich das nächste mal umdrehte, steht der typ plötzlich vor mir (in nicht mehr so beträchtlichem abstand ~1/2 meter).
mit einer sehr nervösen geste bittet er mich um mein handy, während er immer nach hinten blickte als ob ihn jemand verfolgen würde (was nicht der fall war, immerhin war er ja der verfolger). was ich tun sollte, hab ich auch nicht gewußt, immerhin, um 02 in der nacht irgendwo an der lände, kein mensch weit und breit. »niemand würde mich hören…« da war mir schon etwas unheimlich zumute. aber jetzt wirklich laufen?schrein?warten?
long story short: passiert is natürlich nix. da hab ich beschlossen, nicht mehr so skeptisch zu sein. die meisten menschen, wollen einem nichts antun. sondern nur hilfe oder tschick (WOBEI ich jetzt nämlich anmerken muss, dass ich schon, unter bestimmten umstände, einem menschen im park folgen würde, nur um eine gute-nacht-zigarette zu erschnorren…)

jetzt hab ich den kommentar teil verschmutzt…

#7 von Benedikt am 25.1.2006, 19:12 Uhr

als ich mich das nächste mal umdrehte, steht der typ plötzlich vor mir

Er stand er hinter dir, oder? Also, wenn du dich umdrehst natürlich schon vor dir. Auf deine Wegrichtung bezogen aber hinter dir. Sorry, ich brauch diese Details für meine Vorstellungskraft. Das würde nämlich den Unterschied ausmachen, ob er einfach nur schneller geworden ist, oder dich, wirklich Horrorfilm-alike, auf magische Art und Weise überholt hat.

mit einer sehr nervösen geste bittet er mich um mein handy

Da klingt so nach freundlichem Überfall: »Darf ich um das Geld in Ihrer Kassa bitten?« Aufgrund deiner restlichen Story nehme ich aber an, dass er nur telefonieren wollte, oder?

unter bestimmten umstände, einem menschen im park folgen würde, nur um eine gute-nacht-zigarette zu erschnorren

Raucher sind krank. 🙂

jetzt hab ich den kommentar teil verschmutzt…

Nein, dafür ist der Kommentarteil da!

#8 von sigrun am 25.1.2006, 20:18 Uhr

naja also gut er stand wegrichtungstechnisch gesehen natürlich hinter mir, aber, eben weil ich mich umdrehte vor mir.

aber das komische war ja, das ich mich innerhalb von einer halben minute umgedreht hatte, das heißt, ich hab erwartet, selbst wenn er schneller gegangen wär dass er noch ein gutes stück von mir weg gewesen wäre…

das ist wie in: die ritter der kokosnuss, wo man den einen ritter ewig lang anrennen sieht, sicher 3-4 einstellungen lang, und bei der nächsten einstellung, die genauso beginnt wie die vorigen, steht er plötzlich direkt bei der kamera…. egal, so war das… und es war gruselig.

und nervös eher so junkie mäßig, aber ja, er wollte nur telefonieren, und es war ihm auch klar dass das alles sehr strange war, weil er hat mir seinen Ausweis in die hand gedrückt damit er nicht mit meinem handy abhaut – das fand ich dann schon fast wieder amüsant…

ps.: in zeiten des lernens, lob ich mir solche seiten und überhaupt, das ganze internet… (was haben die leut bloß früher gemacht? womöglich gelesen oder so…)

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