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Das MacBook Air verstehen

21.1.2008·Kommentare:  4

Das MacBook Air ist in aller Munde und in zwei Wochen wahrscheinlich auch einigen Händen. Bis dahin scheint es im Web und von der Presse zerlegt zu werden – mit teils haarsträubenden Argumenten. Deswegen hier mein Versuch, ein paar Missverständnisse auszuräumen und zu erklären, warum Apples neuester Wurf eine tolle Sache ist.

Die meisten Kritikpunkte lassen sich leicht widerlegen, vor allem wenn man bedenkt, dass das MacBook Air als relativ rechenstarke Kleinstlösung konzipiert wurde. Einzig die 80-GB-Festplatte und das Fehlen eines 3G-Modems trüben den ansonsten guten Eindruck – doch dazu später mehr.

Kein optisches Laufwerk

Wer braucht ein DVD-Laufwerk wirklich? Als Backup-Medium sind die Scheiben eine Illusion, Software bekommt man dank Breitband und Paypal zu 99 % als Download. Wer Monster-Software wie Final Cut Studio 2 am Air über »Remote Disc« installieren will (kann über W-Lan nämlich dauern) um den nächsten Hollywood-Blockbuster zu schneiden, wird mit 13-Zoll-Display und 80-GB-Festplatte sowieso nicht glücklich. Unterwegs DVDs schauen kann man mit dem Air nicht. Wer seine DVD-Sammlung gern auf Reisen mitnimmt, für den dürfte auch das normale MacBook reichen.

Fix verbauter Akku

Jeder jammert über fest eingebaute Akkus. Mir ist nur nicht ganz klar warum. Wer hat denn tatsächlich schonmal einen Ersatzakku für sein Handy gekauft? Sicher kann man das MacBook Air preislich nicht mit einem Handy vergleichen. Aber: Der Tausch des Akkus kostet nur 140 Euro. Ersatzakkus für andere Notebooks kosten (z.B. für Sonys TZ-Serie) 200250 Euro.

Kein Ethernet

Ich kann mich nicht erinnern, wann ich den Ethernet-Anschluss meines MacBooks zum letzten Mal benutzt habe. Wer mobile Lösungen schätzt, hat ohnehin einen Router daheim. Den kann man mit dem MacBook Air zwar nicht in Betrieb nehmen, aber einen Vorgänger-Rechner zur Erstkonfiguration hat wohl jeder daheim. Ansonsten tut’s auch ein USB-Ethernet-Adapter um 20 Euro. Kurzum: Wozu etwas einbauen, das man – wenn überhaupt – ein-, zweimal im Jahr braucht?

Kein Firewire

Auch hier gilt: Wozu? Um im Cafe mal schnell die Firewire-Platte auszupacken? Um im Zug ein paar Camcorder-Videos zu digitalisieren? Wer das wirklich macht (und besagte Gerätschaften mit sich rumschleppt), dürfte auch mit einem MacBook glücklich werden.

Nicht erweiterbare 2 GB Ram

Sicher, je mehr Ram, desto besser. Mit 2 GB läuft Mac OS 10.5 aber perfekt – für mobile Lösungen vollkommen ausreichend. Apple-Kenner freuen sich sowieso einfach darüber, dass 2 GB nun endlich Standard sind.

Zu wenig USB-Anschlüsse

Wer haufenweise Peripherie an sein Notebook anhängen will, sollte sich dran erinnern, warum er sich ursprünglich eines zugelegt hat. Zudem gibt es weitaus komfortablere Möglichkeiten, weitere Geräte mit einem Notebook zu verbinden. Tastatur und Maus besorgt man sich als Bluetooth-Variante (leider glauben einige Hersteller wie Logitech noch immer, eigene Empfänger-Einheiten am USB-Port wären eine super Sache). Externe Massenspeicher nutzt man via W-Lan. Wenn überhaupt, sollte man in die Gegenrichtung kritisieren: Wo bleibt die drahtlose Synchronisation mit iPods und dem iPhone?

Preis

Das MacBook Air bekommt man mit einem »echten« 1,6-GHz-Core-2-Duo und 2 GB Ram um 1700 Euro. Bei der Leistung ist das jedenfalls billiger als die Vergleichsserie von Sony. Dessen billigste Variante kostet etwa gleich viel wie das Air, wartet aber mit einem schwächeren Prozessor auf (Ulta-Low-Voltage 1,06-GHz-Core-2-Duo), bringt nur einen GB Ram mit und lässt ebenfalls ein HSDPA-Modem vermissen.

Glossy-Display

Die Kritik von Glossy-Displays wird in meinen Augen stark übertrieben. Überall dort, wo Sonne einstrahlt, kann man auch ein mattes Display nicht verwenden. Außerdem sind die Apple-Displays recht leuchtstark. Ich hatte damit noch kein Problem.

Nicht wechselbare 80-GB-Festplatte

Das ist der erste echte Kritikpunkt. 80 GB sind mager, zumal diese nicht ausgetauscht werden können und es grundsätzlich 160-GB-Platten im 1,8-Zoll-Format gäbe (Update: Die 160-GB-Variante ist um 3 mm höher und daher nicht im Air einsetzbar). Dann könnte Apple auch elegant an den 100-GB-Platten der Sony TZs vorbeiziehen. Den überzogenen Preise für SSDs kommentiere ich jetzt mal nicht – wer’s braucht …

Kein HSDPA/Edge-Modem

Der größte Dämpfer beim MacBook Air. Mobiler als seine MacBook/Pro-Kollegen soll es sein. Deswegen hat man das optische Laufwerk weggelassen und nur eine minimale Anzahl an Anschlüssen verbaut. So weit, so gut. Aber warum, um alles in der Welt, gibt’s dann kein 3G? Beim iPhone hieß es noch: Braucht zuviel Strom, ist in den USA zu wenig verbreitet. Aber jetzt? Der Air-Akku hält 5 Stunden! Da sollten sich im HSDPA-Dauerbetrieb schon »ein paar« Webseiten ausgehen. Und zu »zu wenig verbreitet«: Surft man halt mit Edge, wenn’s kein HSDPA gibt. Immerhin greift’s sich in diesem Punkt auch nicht so leicht zu Konkurrenz: Nur ein Modell in Sonys TZ-Serie bietet integriertes HSDPA (Sony Vaio VGN-TZ2AWN/B), und dieses schlägt mit 2300 Euro zu Buche. 500 Euro mehr als das MacBook Air.

Fazit

Ich habe null Ahnung von Hardware-Design, bin mir aber sicher, dass bei Kleinstlösungen um jeden Millimeter gekämpft wird. Deswegen verzeihe ich Apple auch die Einführung einer weiteren proprietären DVI-Buchse (Micro-DVI). Und dafür, dass im Air keine abgespeckte Subnotebook-Hardware, sondern ein Core 2 Duo schlummert, haben die Kalifornier das Teil super hinbekommen. Wie’s mit der allgemeinen Qualitätssicherung bei der ersten Generation aussehen wird, ist natürlich eine andere Frage.

Grundsätzlich gilt, wer eine rechenstarke Workstation mit hohen Transferraten zu externen Geräten will, für den hat Mobilität keine Priorität. Das Gejammere wegen der eingeschränkten Anschlussmöglichkeiten kann ich im Zeitalter drahtloser Konnektivität deswegen auch nicht nachvollziehen. Preislich scheint das Gerät in Ordnung zu sein (und bitte keine Vergleiche mit dem Asus Eee PC – das Ding ist ein Subnotebook mit 900-MHz-Celeron-Prozessor).

Die »kleinere« Variante des MacBook Air um 1700 Euro wird meiner Meinung nach ein Verkaufsschlager. Die 2900 Euro teure Version mit SSD und 200 MHz mehr wird dafür wie Blei in den Regalen lieben bleiben (aber gut, für die abartigen SSD-Preise kann Apple auch nichts).


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4 Kommentare

#1 von ernst am 27.1.2008, 15:19 Uhr

Netter Beitrag ausm Standard-Forum:
Smart nicht das schnellste Auto!
Tests haben ergeben, dass das viel gepriesene Designwunder »Smart« nicht das schnellste Auto am Markt ist. Zusätzlich zum kleinen Kofferraum fiel auch das Sitzplatzangebot für nur 2 Personen negativ auf. Wer vor hat den fehlenden Platz durch einen Wohnwagen auszugleichen wird ebenfalls enttäuscht: der Smart hat keine Anhängekupplung!
Alles in Allem ist dieses Auto mehr als mangelhaft, es stellt sich die Frage wer so eine Fehlentwicklung kaufen soll.

#2 von Benedikt am 28.1.2008, 17:56 Uhr

Einerseits find ich den Vergleich super, weil er treffsicher aufzeigt, dass ein Gerät für eine spezielle Zielgruppe zugeschnitten sein kann. Die eierlegende Wollmilchsau gibt’s ja bekanntlich nicht.

Andererseits ist gerade der Smart ein »ungutes« Beispiel, weil der ja gefloppt ist (und es anscheinend noch immer tut – wohl ein Fall von »Totgesagte leben länger«). Für den Smart seh ich keine Zielgruppe (wer gibt schon 10-15.000 Euro für einen Miniaturneuwagen aus?), fürs Air hingegen schon.

#3 von Tom am 12.6.2008, 12:35 Uhr

Genau. Benedikt hat recht: Im Gegensatz zu Smarts geben die Leute fuer Apple-Rechner durchaus schon mal 10-15.000 Euro aus. Wuerde mich jedenfalls nicht wundern…

#4 von Benedikt am 15.6.2008, 17:46 Uhr

Tom, einfach eine Null hinten weglassen und dein Weltbild ist zurechtgerückt. 😉

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