In der Fanzone bei Österreich gegen Deutschland
Ein paar Fotos und Notizen von unserem Ausflug in die Fanzone zum tragischen Duell Österreich gegen Deutschland:
- Unsere Ankunft um halb Sieben war schon fast zu spät: nach einer knappen Stunde Stop-and-go-Verkehr riegelt die Polizei wenige Meter hinter uns ab.
- Die Uefa hat wohl einen günstigen Vertrag mit dem AMS über dessen »Restl-Pool«. Zumindest lässt das Verhalten des Ordners, der mich kontrolliert, darauf schließen.
- In der Fanzone angekommen beschleicht mich ein mulmiges Gefühl. Etliche, in zwei Lager gespaltene Betrunkene auf einem Fleck zusammengesperrt. Was mach ich hier?
- Bald darauf Bilder, die uns die Uefa sicherheitshalber erspart: Stewards (aggressionsmindernde Bezeichnung der Uefa für »Security«), die sich wie eine Klette von unerwünschten Gästen durch die Menge ziehen lassen oder selbige durch die Menschenkorridore irgendwo nach hinten schleifen.
- Nachdem am Rückweg vom Heldenplatz ein paar Stewards im Laufschritt an uns vorbei zum nächsten Einsatz huschen, platzieren wir uns neben gesetzteren österreichischen Fans und fühlen uns halbwegs sicher.
- Kurz vor Anpfiff hole ich mir das erste Bier. Unschön: Betrunkene Grobiane setzen der ohnehin überfordertern Standl-Besatzung verbal zu.
- Fangesang ertönt überall. Ergibt der Spruch »Wien wird Cordoba!« Sinn? Demnach hätten die meisten Österreicher wohl gerne, dass wir gewinnen aber trotzdem raus sind.
- Höhepunkt des Matches: Hickersberger und Löw müssen gegen Ende der ersten Hälfte auf die Tribüne.
- Wenige Minuten nach Beginn der zweiten Halbzeit hole ich das zweite Bier – diesmal ist am Stand fast nix los.
- Kurze Zeit später fällt auch schon das erste und einzige Tor. Volle Becher fliegen – ob von oder in Ansammlungen deutscher Fans ist schwer zu sagen. Leute, wisst ihr eigentlich, wie viel ihr dafür gelöhnt habt?
- Die Uhr tickt, das Schicksal der österreichischen Nationalelf scheint besiegelt: Angriffe über Flanken enden in den Händen des deutschen Goalies oder in unserer »Stärke«, dem Eckball – der mir schon seit dem Spiel gegen Polen keine Hoffnungsschreie mehr entlockt. Die Mehrheit in der Fanzone sieht das anders – immerhin etwas Stimmung.
- Kurz vor Schluss verlassen bereits die ersten Fans die Zone.
- Vor dem Abpfiff ziehen einige grimmige Gesichter an uns vorbei, die sich finsteren Blickes ihre Fan-Schals über die Nase ziehen und wohl irgendwas vorhaben. Unheimlich.
- Das Spiel endet 0:1. Wir trinken im »Volksgarten« noch was mit Freunden und beobachten im neu umgebauten McDonald’s in der Mariahilfer Straße niedergeschlagene österreichische sowie zufriedene und recht ruhige deutsche Fans. Für sie scheint dieser Sieg nicht alles, sondern nur der nächste Schritt zu sein.
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Euro 2008 · Fotos · Fußball · Österreich · Spannung
3 Kommentare
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Sehr netter Erlebnisbericht! Hier sind meine Eindrücke in Bildern.
du hast tatsächlich 4,50€ für ein bier gezahlt, 2x?????
Wir haben uns das deutsch-österreichische »freundschaftsspiel« im gastgarten des pluntzerbräus im 7.bezirk angeschaut.
die stimmung war gut und das bier halb so teuer – ist echt zu empfehlen!
ich war mit dem spiel recht zufrieden und das nicht nur weil wir gewonnen haben.
die österreicher haben bis zur letzten minute mit vollem einsatz gespielt und es so den deutschen schwer genug gemacht zu gewinnen.
außerdem klingt doch cordoba auch viel schöner als wunder von wien 😉
Pietropizzi, schöne Bilder, mit sehr großem Rot-Weiß-Rot-Anteil (hat leider nix geholfen).
h@rry, ja, 2x. Es ist eh wahnsinnig teuer, aber ich war nur einmal in der Fanzone und wollt mir das Ganze genauer anschauen. Dass die Österreicher bis zur letzten Minute mit vollem Einsatz gespielt haben mag aus Sicht eines »gegnerischen« Fans so wirken. Bei mir hat sich da jedenfalls schon Anfang der zweiten Hälfte diese böse Vorahnung eingestellt. Die Deutschen mögen gegen uns keine Glanzleistung abgeliefert haben, aber für sowas hab ich letztens einen netten Begriff gehört: Turniermannschaft – davon sind wir eben noch weit, weit entfernt.
Was Córdoba betrifft kann ich dir nur recht geben. Den Medien ist auch nix besseres eingefallen als das »Wunder von Bern« zu kopieren. Naja, tragend wurde es ohnehin nicht. Bei der WM 2010 gibt’s aber ein paar sehr klingende Namen, die »Córdoba« den Rang ablaufen könnten: »Jo domois in Näsbruitt, im 10er Joa.« 😉