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Facebook-Experiment: Falscher Geburtstag, Reaktionen & Schlussfolgerungen

5.11.2018·Kommentare:  17Retweets:  0 2

Vor einer Woche war ich Gast auf einer Geburtstagsfeier, wo das Gespräch irgendwann auf das Thema Geburtstage und Facebook kam. Um genauer zu sein darauf, wie Facebook Geburtstage verwendet und den Umstand, dass sie sich kaum jemand merkt und wenn überhaupt, dann nur durch den Hinweis seines Social-Media-Netzwerks darauf reagiert.

Das brachte mich auf die Idee, ein kleines Experiment zu starten: Was, wenn ich meinen Geburtstag gleich auf den nächsten Tag lege und ihn für Freunde auf sichtbar schalte? Ich weiß jetzt, im Nachhinein, dass das nichts Neues ist, aber ich fand die Idee spannend – die komplette Tragweite war mir allerdings nicht wirklich bewusst und schon am nächsten Tag konnte ich drei wesentliche Schlussfolgerungen aus meinem Versuch ableiten:

1. Eine Party ist kein idealer Nährboden für ein Experiment

Am nächsten Morgen staunte ich nicht schlecht, als mir die – für mich rekordverächtige – Summe von rund 20 Facebook-Nachrichten am Notifications-Screen angezeigt wurde1 – natürlich alles Glückwünsche zu meinem (neuen) Geburtstag. Das Problem dabei: Ich hatte die Interpretation und damit verbundene Reaktion der (unfreiwilligen) Probanden auf dieses Experiment als Variable nicht berücksichtigt. Einfacher ausgedrückt: Jemand könnte das Vortäuschen meines Geburtstags als böswilligen Streich verstehen und mir übelnehmen.

2. Kenne deinen Facebook-Freundeskreis

Auch wenn mir die Idee harmlos und die Änderung minimal erschien, wird einem so wieder bewusst, dass ein Facebook-Freundeskreis keinesfalls mit einem echten Freundeskreis gleichzusetzen ist. Denn während ich echte Freunde persönlich und ohne weitere negative Folgen über den Hintergrund dieses Experiments aufklären kann, ist dieses Unterfangen auf Facebook ungleich schwieriger, weil dort der Begriff Freundeskreis sehr weit gefasst ist: neben Familie, Freunden und Verwandten, tummeln sich dort auch (ehemalige) Schulkollegen (die man zum Teil alle 10 Jahre trifft), (ehemalige) Arbeitskollegen, (ehemalige) Chefs und mehr. Und was, wenn ein aufmerksamer, informierter Gratulant den falschen Geburtstag auf der Facebook-Chronik aufdeckt? Was denken sich dann dann die anderen – sofern sie sich die Zeit nehmen, die Glückwünsche zu lesen? Eine Situation, die man durchaus als unangenehm bezeichnen könnte – würde man sich nicht auf die Position des wissenschaftlichen Experiments zurückzuziehen können. 😉

Ebenfalls interessant: Einige gratulierten zwar aufgrund der Facebook-Erinnerung, aber auf einem anderen Kanal, z.B. auf WhatsApp. Zumindest in einem Fall schien dies aufgrund einer gewissen Skepsis gegenüber des Geburtsdatums zu erfolgen – eine gute Strategie, die Facebook als Inhaber von WhatsApp aber freilich nicht verborgen bleiben dürfte.

3. So profitiert Facebook

Ich hatte meinen Geburtstag auf Facebook bisher weder öffentlich noch für Freunde auf sichtbar gestellt, weil ich selber in sozialen Netzwerken nicht gern zum Geburtstag gratuliere2. Nicht, dass ich Glückwünsche als Empfänger nicht zu schätzen wüsste, aber das konsequente Ausstellen digitaler Grußkarten wäre dann fast täglich notwendig, weil wie oben beschrieben, der Freundeskreis in so einem Netzwerk eine Größe hat, die im echten Leben unbetreubar wäre (und somit von Natur aus nie so groß werden könnte). Zudem gehört sich dann auch eine entsprechende Dankes-Reaktion, womit wir gleich beim Thema wären, warum Geburtstage für Facebook so eine tolle Sache sind: Wenn ich meinen Geburtstag in Facebook auf sichtbar schalte und damit im Lauf des Tages mehr als 20 Reaktionen erzeuge (plus theoretisch über 20 Dankes-Reaktionen in Form von Likes oder Antworten), kann man ungefähr abschätzen, wie wertvoll solche Daten für soziale Netzwerke als Generator für Page- und Ad-Impressions sind – vor allem bei über 2 Mrd. Usern.

Sonstige Beobachtungen

Facebook erlaubt übrigens nicht, den eigenen Geburtstag beliebig oft zu ändern, sondern sperrt diese Option dann für einige Tage. In meinem Fall ca. eine Woche – möglich wäre auch, dass die Sperre mit dem neuen Monat aufgehoben wurde.

Ebenfalls interessant ist, wie versteckt die Geburtstagsinfos z.B. in der iOS-App nach Anlegen des Profils sind: Profil-Icon in der unteren Leiste → Profil bearbeiten → ganz nach unten zu »Deine Infos bearbeiten« scrollen und antippen → bis zum Ende des ersten Drittels scrollen zu »Allgemeines« scrollen und beim Geburtstag das Bearbeitungsicon antippen.

Von der ursprünglichen Idee, meinen Geburtstag jeden Monat zu wiederholen und die Reaktionen zu beobachten, werde ich absehen. Wer jedoch wissen will, wie so ein Experiment ausgeht, kann einfach den, in der Einleitung verlinkten, Artikel auf Slate lesen.


  1. Ohne des neuen Gruppierungs-Features in iOS 12 wäre der Schock wohl noch größer gewesen. 
  2. Im Gegensatz zum echten Leben, wo ich mich zudem als termintechnisch unkomplizierter Partygast bezeichnen würde. 

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