(Wieder) angespielt: 96er-Hit »Z« der Bitmap Brothers
Die Original-Verpackung des Echtzeitstrategie-Spiels Z aus 1996 steht bei mir sogar noch im Regal. Doch wie komme ich über 25 Jahre später dazu, den (nicht unumstrittenen) Hit von einst noch einmal anzuspielen?
Wie komme ich 2023 auf Z von 1996?
Dafür hole ich ein bisschen aus, weil da die eine oder andere Empfehlung für euch dabei sein könnte. Zunächst bin ich bei Stefan über eine Podcast-Empfehlung gestolpert. In selbigen, nämlich »Stay Forever« (in der laut Selbstbeschreibung »zwei alte Männer über alte Spiele reden« und den vermutlich eh schon jeder kennt, außer mir 😅), bin ich dann vollends hineingekippt: Über Schleichfahrt (inkl. mit Interview mit Entwicklern!), Monkey Island 1 & 2, Sensible Soccer etc. bin ich auch auf eine Episode zum 96er-Hit Z gestoßen.
Da habe ich dann, für mich eher ungewohnt, richtig Lust bekommen, das Spiel wieder einmal zu spielen. Doch warum eigentlich? Es klingt paradox, aber ich vermute aufgrund der vielen Mobilegames, in die man schnell einsteigen kann, die aber ein enormes Suchtpotenzial entwickeln können. Einige davon, wie z.B. Isle of Arrows habe auch ich lang gespielt und im Gegensatz zu storytechnisch eher episch ausgelegten Strategiespielen mit ausgeprägtem Basis-Bau (Starcraft, das ich damals aber auch sehr mochte), fühlte ich mich beim Gedanken an Z sofort an schnelle Partien a la Isle of Arrows erinnert.
Wo kaufen?
Die schlechte Nachricht: Das Spiel von damals bekommt man mit der Original-CD wohl kaum noch zum Laufen, dank Plattformen wie GOG.com (die Abkürzung steht für »Good Old Games«), kann man aber auch auf aktuellen Systemen lauffähige Ports kaufen – in dem Fall um recht günstige 6,39 Euro.
Screenshots anfertigen
Kurzer Einschub, weil sich das schwieriger als gedacht gestaltet hat: Trotz der Xbox Game Bar (Win + G drücken) und seiner umfangreichen Aufzeichnungsfunktionen klappte das in Z zunächst nicht. Und irgendwie schaffte ich es nicht, das Spiel im Fenstermodus laufen zu lassen. Weder die GOG-Galaxy-App noch die Xbox Game Bar boten diese Funktion. Der Trick: Z selbst bietet diesen Modus ingame in den Optionen an. Dann läuft das Spiel als normales Windows-Fenster und Screenshots können nach Belieben angefertigt werden.
Das Gameplay – wie eine Zeitmaschine in die 90er
Mit dem Port bekommt man eine an aktuelle Bildschirme angepasste Spielansicht, sodass man Z heutzutage auch auf einem 32-Zöller mit 4K spielen kann (zu den Details und Einschränkungen gleich mehr). Das »Z-Feeling« von damals (Sommer 1996) ist jedenfalls sofort wieder da, auch wenn ich einige Eigenheiten des Gameplays nicht mehr am Radar hatte.
- Einerseits bewegen sich die Einheiten gefühlt sehr langsam. Andererseits ist man ständig im Stress, die wenigen vorhandenen Einheiten zu Spielbeginn sofort an die richtige Stelle zu schicken um gegenüber dem Feind nicht ins Hintertreffen zu geraten. Ein weiterer Stressfaktor: Wurden neue Einheiten produziert, sollte man am besten ASAP entscheiden oder schon vorher wissen, wohin sich diese bewegen sollten.
- Dazu sollte man vielleicht wissen: Z entspricht in vielerlei Hinsicht nicht den klassischen Echtzeitstrategie-Spielen von damals. Zunächst gibt es keinen Basis-Bau. Die Fabriken sind über die Karte in Sektoren verteilt. Diese gilt es zu erobern, indem man die Fahne des Sektors erreicht. Ab dem Moment produziert die Fabrik für die eigene Fraktion. Wird sie erobert, fällt die Produktion (inklusive des aktuellen Produktionsfortschritts neuer Einheiten!) hingegen in feindliche Hände.
- Was man dadurch nicht hat: dieses Gefühl von Aufbau. Klar, es gibt ja keinen Basisbau, aber selbst das Aufstellen der eignen Armee vermittelt dieses Gefühl nicht wirklich. Ein »Hah! Wo schlage ich jetzt mit meinen 3 Jeeps und 9 Grunts zu?!«, gibt es nicht. Weil die Fabriken über die ganze Karte verstreut sind, ist es viel wichtiger, bei einer Fertigstellung zur entsprechenden Fabrik zu springen und die Einheit gleich einzusetzen.
- Das erzeugt Stress: Denn obwohl Z als schnelles Spiel gilt, bewegen sich die Einheiten, egal ob motorisiert oder nicht, wie bereits erwähnt relativ langsam. Sie so schnell wie möglich zum Ziel zu schicken ist also extrem wichtig. Überspitzt könnte man sogar sagen, dass es fast wichtiger ist, eine schnelle als eine richtige Entscheidung zu treffen.
- Großartige Immersion darf man sich nicht erwarten: Hier kämpfen zwei Roboter-Fraktionen gegeneinander, die sich nur in der Farbe (blau gegen rot) unterscheiden. Jede Fraktion nutzt die gleichen Einheiten, einen Grund für den Konflikt gibt es nicht. Das Ganze ist eher locker-leicht als Persiflage ausgelegt, mit General Zod inklusive einer Anspielung auf Oberst Kilgore aus »Apocalypse now«.
- Aber immerhin: Hier fliegen die Fetzen, denn wenn man eine Fabrik oder feindliche Panzer zerstört fliegen die Trümmerteile durch die Gegend und die eigenen Einheiten kommentieren sowohl die allgemeine Spielsituation, als auch ihre eigene Aufträge: Ein »Nie im Leben!« oder »Sie scherzen wohl, Sir!«, wenn man ein paar arme Grunts einen Panzer angreifen lässt, darf man sich da schon mal anhören. 😂 Dafür aber auch ein »Worauf warten Sie noch Sir?!«, wenn man kurz vor dem Sieg steht. 😎
1996 nicht unumstritten
Das Spiel war damals ein Hit, aber natürlich nicht unumstritten – hört am besten die entsprechende Podcast-Episode von Stay Forever. Prominentestes Beispiel, das im Podcast allerdings gar nicht erwähnt wird: Da gleiche Einheiten mit gleichen Fahrzeugen gegeneinander kämpfen, kann es sein, dass die gleiche Gefechtssituation einmal auf die eine und einmal auf die andere Art ausgeht. Drei Roboter gegen einen feindlichen im Jeep kann entweder so ausgehen, dass der Roboter aus dem Jeep geschossen wird und die eigenen Einheiten den Jeep übernehmen können. Oder eben der Jeep alle Angreifer erledigt. Einmal kurz vorher speichern und so oft neu laden, bis das Duell zu den eigenen Gunsten ausgeht, ist eine Strategie die durchaus funktioniert (macht aber wenig Spaß und bringt nur in frustrierenden Situationen etwas).
Zu den Remake-Kritiken
Etwas skeptisch war ich vor dem Kauf wegen der Kritiken auf GOG.com, denn sie sind mit 2,9 von 5 durchaus durchwachsen. Die Kritiken sind alle von 2014, konkret Juli 2014, wo der Port des Spiels erschienen ist. Nachvollziehen kann ich die negativen Kritiken aber nicht (evtl. gab es danach noch Fixes): Man erkennt sehr wohl, welche Einheiten man ausgewählt hat, das Verhalten entsprecht jenem von 1996, ebenso das Scrolling etc.
Es stimmt aber, dass die Grafiken upgescaled sind – wobei mir die leichte Unschärfe am Anfang gar nicht aufgefallen ist. Wirklich stören tut das meiner Meinung nach nicht und die Neuerstellung aller Bitmap-Grafiken von damals für hochauflösende Bildschirme wäre wohl etwas viel verlangt gewesen.
Fazit
Wer das Spiel 1996 gern gespielt hat, wird sich sofort wie zu Hause fühlen – es lässt sofort Erinnerungen an Mitte der 90er wach werden. Und ja, es hat tatsächlich so ein bisschen das Flair eines heutzutage modernen »mobile« Strategie-Spiels für Zwischendurch, wie ich finde (und ich meine das gar nicht abwertend). Wer also über die Feiertage ein bisschen Retrozocken möchte, kann mit Z bzw. seinem Port für aktuelle Systeme nichts falsch machen!
Eure Meinung
Habt ihr Z schon damals gespielt oder jetzt erstmals ausprobiert? Findet ihr es gut oder eher mau? Habt ihr andere Nostalgie-Tipps? Über eure Meinung freue ich mich wie immer in den Kommentaren!
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90s · Nostalgie · Screenshot · Spiel · Windows
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