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Filmkritik: »Rebel Moon« – Star Wars in Zeitlupe

Spoilerfrei·3 / 5Sterne·25.12.2023·Kommentare:  0

»Rebel Moon« oder vollständig »Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers« – Story, Kamera und Regie jeweils Zack Snyder – stand ich aus drei Gründen skeptisch gegenüber. Halt, aus vier Gründen: Ist ja eine Netflix-Produktion. Nicht, dass die Grundprämisse nicht episch wäre (und Zack Snyder keine großartigen Filme machen könnte), immerhin geht’s hier um den Kampf Gut gegen Böse im Sci-Fi-Gewand. Noch dazu mit Franchise-Ambitionen – mit übrigens frappierender Ähnlichkeit zu einem weiteren eben solchen (dazu gleich mehr). Sowohl was den Regisseur, als auch die produzierende Streaming-Plattform angeht, habe ich in den letzten Jahren allerdings gelernt, meine Erwartungen im Zaum zu halten (*hust*Armyofthedead*hust*).

⚠ Diese Kritik enthält keine Spoiler, listet im folgenden Abschnitt aber einige Parallelen zu Star Wars anhand von Beispielen auf (IMO nur Kleinigkeiten), bei Bedarf überspringen.

Das ist ja Star Wars!

Worum es geht erklären einem gleich die ersten Minuten, die so rüberkommen, als wäre es der erste Star-Wars-Teil und Anfang der 2000er gedreht worden: Die Einstellung mit dem riesigen, vorbeifliegenden Raumschiff gibt’s (wenn auch in anderer Perspektive, man muss die Ähnlichkeiten ja schon etwas kaschieren), die ziemlich gleiche Story (die bösen heißen hier sogar Imperium!) wird statt eines Textcrawls von einem Off-Erzähler übernommen und danach landen wir, schwupps, auf einem Planeten, wo – ihr werdet es kaum glauben – hauptsächlich friedliche Farmer das Land bewirtschaften.

Schaffen wir den ersten Brocken also gleich aus dem Weg: »Rebel Moon« ist »Star Wars«. Vielleicht keine 1:1-Kopie, aber – und das kann man nur in der Härte sagen – so eine Kopie, die rauskommt, wenn man Star-Wars-Fan ist und wenig kreative Energie in eigene Ideen stecken kann oder möchte. Oder noch böser formuliert: Als hätte diese ein Kind bzw. Teenager geschrieben, nachdem es zum ersten Mal Star Wars gesehen hat.

Meine Güte, sogar der Söldner, dessen Raumschiff die Protagonisten brauchen, um den Planeten zu verlassen, wird in einer Bar (natürlich besucht von lauter illustren, schrägen außerirdischen Barflys) aufgegabelt. Und ja, tatsächlich nicht ohne, dass die Protagonisten zuvor in einen Streit mit Duell-Ausgang verwickelt werden. Die Ähnlichkeiten zu Star Wars sind teilweise fast richtiggehend peinlich.

Eigentlich klingt für mich sogar bereits der Titel nach Star-Wars-Spin-off: »Rebel« und »Moon«. Ersteres untrennbar mit Star Wars verbunden und der berüchtigte »Moon«, bei dem ich immer an den legendären Spruch »That’s no moon« aus Episode IV denken muss.

Wenig kreative Energie

Jetzt wird es noch weirder: Alles, was nicht direkt an Star Wars erinnert, ist schlicht unserer Welt entlehnt: Die Bösen tragen Naziuniform, die Bauern muten wie Wikinger an, die in einem Western gestrandet sind. Leben tun sie auf einem Mond namens »Veldt«, was verdächtig nach dem deutschen Wort »Feld« klingt (und was bewirtschaften Bauern? Bingo!) Denn Namensspielchen wie »Vader« (für Vater) aus Star Wars dürfen in »Rebel Moon« natürlich nicht fehlen. Ebenso übrigens wie Samurais oder ein Djimon Hounsou, der einen Charakter spielt, der wie eine Mischung aus Jubo aus »Gladiator« und Korath aus »Guardians of the Galaxy« anmutet – nur um mal die »kreative Energie« zu umreißen, die in das Projekt geflossen ist. Jede erstbeste Idee scheint es da ohne weitere Entwicklung ins Drehbuch geschafft zu haben (ein typisches Netflix-Phänomen).

Auch stilistische Probleme

Neben Story und Aufmachung ist auch die Machart von »Rebel Moon« so eine Sache. Was gleich zu Beginn auffällt: Viele Szenen enthalten einfach unnötig viele Einstellungen, sodass man sogar als Laie zu überlegen beginnt, wie man diese oder jene Szene effizienter hätte schneiden können. Kommt wohl davon, wenn der Regisseur auch Kameramann ist und jede »geniale« Einstellung auch im Endprodukt haben will.

Immerhin war ich aber positiv überrascht, als ich vor dem Klick auf »Abspielen« gesehen habe, dass der Film nur 135 Minuten dauert (aber natürlich kommt im April Teil 2, insofern muss man froh sein, dass sich die Produzenten für die Aufteilung entschieden haben). Nichtsdestotrotz wäre »Rebel Moon« etwas knackiger geschnitten wohl nur knapp über 100 Minuten lang.

Jetzt kommt aber noch eine andere Sache dazu, die noch mehr und den ganzen Film über nervt: Zeitlupe. Deren Einsatz ist so inflationär1, dass vom zuvor prognostizierten 100-Minüter ohne Zeitlupe ein 85-Minüter übrigbliebe.

Was dabei – im Gegensatz zu den unnötigen Einstellungen – viel schwerer wiegt: Viele der Szenen wären ohne nervige Zeitlupe viel intensiver. Man würde sich denken, »Wow! Da muss ich zurückspulen und mir das in Zeitlupe ansehen!« Etwas muss so cool sein, dass man es in Zeitlupe sehen will und nicht umgekehrt. So denkt man sich jedes Mal, »Oh Gott, ich wünschte ich könnte das in Originalgeschwindigkeit sehen.« Wie wärs damit, Netflix: Macht von »Rebel Moon« einen Echtzeit-Cut, in der jede Zeitlupeneinstellung mit normaler Geschwindigkeit abläuft– der kriegt sicher mehr Stunden Spielzeit für eure Jahresauswertung. 😉

Zur Ehrenrettung …

Bis hier her liest sich das Ganze eher wie ein Verriss, also warum sollte man sich »Rebel Moon« vielleicht doch ansehen? Nun ja, wenn man Sci-Fi-Fan ist, wenn man Star-Wars-Fan ist und auch action-orientierter Sci-Fi gegenüber nicht abgeneigt ist, dann hat »Rebel Moon« schon was. Vielleicht nicht viel und ja, es ist erschreckend banal erzählt (spielt mit »Rebel Moon« keinesfalls Trinkspiele, die auf Klischees oder Star-Wars-Ähnlichkeiten aufbauen! 🙏), aber ich kann damit schon was anfangen und es hat mir besser gefallen als z.B. »Leave the World Behind«. Klar, komplett unterschiedliche, nicht vergleichbare Genres, die mir aber beide grundsätzlich taugen und da ist »Rebel Moon« in seinem Bereich schon besser gelungen und kurzweiliger.

Und wer weiß: Wenn daraus tatsächlich ein Franchise wird, das über den 2. Teil hinausgeht, wird dieses Universum ja vielleicht auch noch komplexer und etwas, nun ja, individueller.

★★★☆☆


  1. Während des Films musste ich an die »How I Met Your Mother«-Folge mit den Interventions denken und daran, wie im Netflix-Büro die Angestellten auf Zack Snyder warten um eine eben solche gegen Zeitlupen-Einsatz abzuhalten. 

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