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Google zitiert ohne Kontext und verkehrt Aussage ins Gegenteil

5.2.2024·Kommentare:  3

Hatte ich mir bisher naiverweise nur Sorgen darüber gemacht, ob Googles hervorgehobene Snippets negativen Einfluss auf die Klickrate haben könnten, schildert jetzt Michael einen viel krasseren Fall: Wenn Google nämlich den eigenen Blogpost aus dem Zusammenhang gerissen zitiert und die eigene Aussage dabei ins Gegenteil verkehrt.

Screenshot der »Weiteren Fragen« auf der Google-Suchergebnisseite, die Frage »Ist Spark seriös?« ist mit Antwort ausgeklappt.
Antwort auf »Ist Spark seriös?« bei Google-Suche nach »spark mail«.

Lest den Post am besten direkt bei Michael auf mkln.org, ich erlaube mir aber hier eine kurze Zusammenfassung: Michael hat einen ausführlichen Post zum Thema Spark und Datenschutz geschrieben. Für Google sogar hervorhebungswürdig, z.B. in Form von Elementen auf der Suchergebnis-Seite wie »Weitere Fragen« (auf Englisch »People also Ask« oder kurz PAA), wo Google ähnlich formulierte Fragen auflistet und darunter »praktischerweise« gleich den Inhalt der Website, auf denen es das Ergebnis gefunden hat, anzeigt (siehe Screenshot oben). Oder auch schlicht als ganz oben hervorgehobenes (organisches) erstes Suchergebnis, ebenfalls mit prominentem Zitat:

Screenshot des obersten organischen Suchergebnisses auf Google mit dem Suchbegriff »spark datenschutz« als hervorgehobenes Snippet.
Hervorgehobenes Snippte als 1. Suchergebnis bei Google-Suche nach »spark datenschutz«.

Das Problem dabei? Google verkehrt Michaels Aussage, nämlich dass der Datenschutz bei Spark nicht transparent ist, ins Gegenteil, indem es die falsche Passage zitiert – nämlich eine Aussage von Spark selbst zu dem Thema, die Michael als Zitat (!) eingefügt hat. Das ist schon eine ziemlich schwache Leistung von Google, zumal über der ganzen Passage eine Überschrift 2. Ordnung (h2) mit dem Titel »Schwache Datenschutzerklärung« prangt.

Ist Spark jetzt DSGVO-konform?

Jetzt kann man natürlich grundsätzlich die Frage stellen, ob Spark DSGVO-konform ist oder nicht. Und dann ggf. ableiten, dass Google zumindest den richtigen Schluss zieht. Laut Entscheidung des EuGH 2020 bzw. Fällen wie der 1-Mio-Euro-Strafe der schwedischen Datenschutzbehörde 2023 (in einem anderen Fall) sieht es für mich allerdings nicht danach aus, als würde Spark der DSGVO entsprechen.

Die verlinkten Beispiele sind allerdings mit Fokus auf Google Analytics, Facebook und Co. und nicht auf den konkreten Fall eines E-Mail-Anbieters, der die Daten halt in den USA hostet (ich würde zwar davon ausgehen, dass es keinen Unterschied macht, lasse mich aber gern eines Besseren belehren). Die EU-Kommission versucht übrigens aktuell im dritten Anlauf, eine Lösung für den Datenaustausch zwischen der EU und den USA zu finden, bei noyb.eu ist man aber wenig optimistisch.

Aber, darum geht es hier nicht. Michael zerpflückt in seinem Post die Datenschutzangaben von Spark, Google dreht in seinem Zitat den Sachverhalt dann aber so um, als wäre alles paletti. Google muss entweder korrekt zitieren (also auch kontextbezogen!) oder stattdessen halt ein Ergebnis anzeigen, das tatsächlich zu dem Schluss kommt, Spark ist EU-DSGVO-konform. Die aktuelle Vermischung geht aber gar nicht.

Fazit

Wenn man dem Ganzen etwas Positives abgewinnen will, dann vielleicht das: Die Empfehlung, vielleicht doch auf das ursprüngliche Suchergebnis zu klicken und alles im richtigen Zusammenhang zu lesen, um sich seine eigene Meinung zu bilden, ist nicht einfach nur das Geheule von Autor:innen originaler Inhalte, denen Google nicht in den Kram passt, sondern schlicht ein guter Rat, um von Google (& Co.) keine falschen bzw. falsch wiedergegebenen Antworten zu erhalten.

Eure Meinung

Habt ihr euch auch schon oft auf Googles direkte Antworten verlassen oder klickt ihr immer auf das Suchergebnis und lest die Inhalte direkt an der Quelle? Über euer Feedback freue ich mich wie immer in den Kommentaren!


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3 Kommentare

#1 von Michael am 6.2.2024, 8:48 Uhr

Good catch! Das mit »spark datenschutz« ist mir gar nicht aufgefallen, so sehr habe ich mich gewundert. Ich habe das nun – natürlich mit adäquater Referenz hier her – bei mir ergänzt. Es ist schon eine richtig schlechte Leistung eines Milliardenkonzerns wie Google, so etwas Banales wie ein Zitat nicht zu erkennen. Aber ja: Vielleicht ist das für den einen oder anderen ja eine Lehre, sich eben nicht auf die automatisiert bereitgestellten Inhalte zu verlassen.

#2 von Benedikt am 7.2.2024, 8:06 Uhr

Hi Michael, vielen Dank fürs Feedback und vor allem auch fürs verlinken! 🙏 Das mit Datenschutz als Suchbegriff ist mir nur zufällig beim Schreiben aufgefallen, fand ich aber – wie du – fast noch dreister, weil es viel zugespitzter ist und direkt das 1. Ergebnis.

Vielleicht nur ein Gefühl meinerseits, aber Google wirkt zuweilen einfach recht auf »pro business« gepolt, also ohne Prio kritische Inhalte auf die vorderen Suchergebnis-Ränge zu holen (vielleicht auch, weil das für Google rechtlich sicherer ist – Stichwort Klagen)?

(PS: Werde bei dir auch noch kommentieren, bin leider noch nicht dazu gekommen.)

#3 von Michael am 7.2.2024, 8:08 Uhr

Stress dich nicht wegen des Kommentars, aber die Pro-Business-These finde ich interessant. Ich werde das mal beobachten. Das wäre nämlich insofern extrem heftig, weil ja dann das »Erkennen« sehr wohl funktionieren würde…

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