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Kritik: »28 Weeks Later«

Spoilerfrei·2 / 5Sterne·3.9.2007·Kommentare:  4

Der Vorgänger »28 Tage später« war ein schockierendes und trotz seiner Absurdität glaubwürdiges Meisterwerk, das mit seinem eigenwilligen Stil den Zuschauer in seinen Bann zog. Die Fortsetzung ist und hat nichts von alledem und ich frage mich, ob auch nur ein Beteiligter den Vorgänger gesehen, geschweige denn verstanden hat.

Zugegeben, die ersten Minuten von »28 Weeks Later« sind nicht schlecht und zugleich die Sternstunde des Films: Eine Gruppe von Menschen hat sich in einem Haus verbarrikatiert, die Vorräte neigen sich dem Ende zu. Das Haus ist zum Schutz komplett abgedunkelt, ob es Tag oder Nacht ist weiß man nicht. In dieser schaurigen Atmosphäre wird behutsam die Geschichte eines Ehepaares erzählt. Plötzlich klopft es an der Tür …

Die angespannte Atmosphäre und die gelungen eingefangene Hoffnungslosigkeit in der Eröffnungssequenz erinnern noch am ehesten an Teil 1. Ab dann geht es leider stetig bergab, die Handlung beginnt sich am Hollywood-1×1 zu orientieren (»Wenn alles in Ordnung ist, lass jemandem etwas furchtbar Dummes und Unglaubwürdiges tun«) und nach und nach werden die im Vorgänger etablierten Standards über Bord geworfen. So verkommen die Infizierten von furchteinflößenden Bestien zu grunzenden Sprintern, denen plötzlich Tageslicht nichts mehr ausmacht. Der Familienaspekt, der letztendlich den gesamten Film beherrscht, ist einfach lächerlich und führt gemeinsam mit einigen schlampigen Schnitten zu Ungereimtheiten.

Gibt es auch Gutes zu berichten? Die Grundidee ist nicht schlecht und böte Raum für massenhaft Action und Spannung, ausgnutzt wird dieses Potenzial aber nicht. Packende Momente gibt es nämlich genau zwei, die restliche, recht horrorlose Action erreicht bestenfalls den Status »nett«. Die Charaktere wirken anfangs interessant, handeln dann aber dank wenig herausgearbeiteter Motive zu unglaubwürdig. Die Ansätze sind also nicht schlecht, aber so sehr ich diese Fortsetzung gern gemocht hätte, taugt sie leider nicht viel.

Kurzum: Wer sich das perfekt gruselige Universum von »28 Tage später« erhalten will, sollte die Vorkommnisse 28 Wochen später aus seinem Gedächtnis streichen oder besser gar nicht erst anschauen.

Enttäuschend 2 von 5 Sternen


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28 Weeks Later https://benedikt.io/2007/09/28-weeks-later/ 2007-09-03 https://benedikt.io/media/movie-review.jpg Der Vorgänger »28 Tage später« war ein schockierendes und trotz seiner Absurdität glaubwürdiges Meisterwerk, das mit seinem eigenwilligen Stil den Zuschauer in seinen Bann zog. Die Fortsetzung ist und hat nichts von alledem und ich frage mich, ob auch nur ein Beteiligter den Vorgänger gesehen, geschweige denn verstanden hat. Zugegeben, die ersten Minuten von »28 […]

4 Kommentare

#1 von CountZero am 3.9.2007, 18:50 Uhr

es mag dran liegen, daß ich den ersten teil bis dato nicht gesehen habe, daß ich dem zweiten teil wesentlich aufgeschlossener gegenüber stehe, oder einfach daran, daß horror eigentlich so gar nicht mein genre ist, aber ich kann deine kritik nicht wirklich nachvollziehen.

nur weil sich 28 weeks later in sachen splatter bis auf die hunschrauber-szene relativ zurückhält, hält extrem brutale gewalt dennoch fröhliche urständ‘. die vorstellung, daß das moderne telespiel-wir-drücken-mal-auf-nen-button-militär sich in einer realen katastrophe sehr ähnlich reagieren dürfte, finde ich weit erschreckender bzw. gruseliger als wenn ein durchgeknallter rasender pseudo-zombie jemandem in den hals beißt und die cam dabei unverwackelt draufhalten würde.

#2 von Benedikt am 5.9.2007, 10:25 Uhr

Ich hab deine Kritik gelesen und es ist interessant den Film aus der Sicht von jemanden zu sehen, der Teil 1 nicht kennt. Ich hab mich auch gefragt, wie mir der Film gefallen hätte, hätte ich den Vorgänger nicht gesehen.

Für Kenner von »28 Tage später« ist »28 Weeks Later« allerdings eine ziemliche Enttäuschung. Es ist einfach nichts von dem da, das Teil 1 so ausgezeichnet hat. Ein gutes Beispiel (Achtung, Spoiler!):

Die Kinder, die die Sperrzone verlassen um Fotos von ihrer Mutter zu holen. (Spoiler Ende)

Das ist lächerlicher Hollywood-Schwachsinn, der in diesem Setting einfach nichts verloren hat. Nichts gegen Hollywood, aber gerade der Versuch ein realistisches Was-wäre-wenn-Szenario zu zeichnen, hat Teil 1 so ausgezeichnet. Wenig glaubwürdige Plotpoints wie der obige machen die ganze Atmosophäre zunichte. Und davon gibt es in der Fortsetzung leider einige. Ich hab mir zwei Tage vorher mit einem Freund nochmal Teil 1 angesehen und er war der gleichen Meinung wie ich.

Natürlich spricht nichts dagegen, wenn einem »28 Weeks Later« gefällt. Wer Teil 1 aber wegen dem realitischen Ansatz und der Story mag, wird von der Fortsetzung enttäuscht sein.

#3 von jason barnes am 17.9.2007, 7:39 Uhr

Ich weiss nicht, wie man von »Kennern« des ersten Teils sprechen kann.
Der erste Teil war vielleicht besser als der Zweite, aber schon der
war der übliche US »Zombieschrott« in englischer Ausgabe…Schema F.

Der Film (beide Teile) basiert auf einem 1826 veröffentlichten Roman von Mary Shelley (Frankenstein) namens »The Last Man« und wurde hiermit zum x-ten mal schlecht verfilmt. Natürlich mit einer Prise Maul- und Klauenseuche, damit man zumindest in GB das schlottern bekommt 😉

Spoiler voraus! (Anm. von Benedikt)

Ganz klar: im Ausnahmezustand, wenn ich meinen Vater grad wieder-gefunden hab, meine Mutter angeblich tot ist und ganz England von Leichenbergen durchzogen ist, mach ich mal ne Spritztour, weil der kleine jammert und ein Foto von ihr haben will! Davon können mich als Teenager doch keine Eliteeinheiten der Army abhalten…

Spoiler Ende

Aber darauf haben die anderen Redner ja schon hingewiesen.

Ich schaue Filme meist in englischer Sprache, da an der Synchro-nisation immer Menschen beteiligt sind die meinen, sie müssten dem Film eine persönliche Note geben, ein Papier besitzen auf dem »Bestanden« steht und die Wünsche des Verleihs für den deutschen Markt befriedigen sollen, um´s mal freundlich auszudrücken.
Die meisten Filme haben zudem leider keinen vernünftigen Raumton mehr. Dadurch bemerkt man oft nicht, wie gut/schlecht Darsteller und letztendlich auch der Film, wirklich waren.

Bei diesem Film war es leider egal. Der Sound war generell nich so der
Knaller… eher der Rinderwahnsinn

Die Particles (animierter Rauch) waren zT. ultraschlecht, was wahrscheinlich auf Zeit- und Budgetknappheit zurückzuführen ist:

Das Feuer etc. war ganz ordentlich, aber wer die Mittel nicht hat, sollte lieber sparsam mit VFX umgehen, die Szenen waren dafür zu lang und oft mit Effekten zugeballert, sodass selbst der Laie sie sofort als unecht empfinden musste: Zurückskippen nicht erforderlich.

England befindet sich seit längerem auf dem Tripp den USA zu folgen, mit Bush hat das aber beim Film wenig zu tun…

Seit kürzerem gelingt es ihnen sogar mit guter Besetzung
(und SEHR guten VFX) sogar die Ami´s mit Glaubwürdigkeit und Anspruch auszuknocken (»Children of man«, mit Clive Owen).

Aber hier war das Thema leider nach fünf Minuten gelaufen…
Schade! Mit einem besseren Drehbuch wär´s vielleicht gelungen we-nigstens aus Teil 2 einen Unterhalter draus zu machen, denn Anspruch
war ja ohnehin nicht geplant.

Der breiten Masse aber, wird der Film wieder einmal genügen:

Hurra! England kann einen US Blockbuster in B-Qualität produzieren!!!

#4 von Benedikt am 17.10.2007, 15:05 Uhr

Sorry für die viel zu späte Antwort, aber besser spät als nie. 😉

Ich weiss nicht, wie man von »Kennern« des ersten Teils sprechen kann.

Ganz einfach: Die, die ihn gesehen haben.

Der erste Teil war vielleicht besser als der Zweite, aber schon der
war der übliche US »Zombieschrott« in englischer Ausgabe…Schema F.

Der Film ist eigentlich eine durchwegs britische Produktion. Die beteiligten Produktionsfirmen sowie der Regisseur und der Autor kommen allemsamt von der Insel. Über die Qualität kann man natürlich immer streiten, aber Schema F?! Gerade bei einem Film der versucht ein realisitisches Was-wäre-Szenario zu zeichnen.

Der Film (beide Teile) basiert auf einem 1826 veröffentlichten Roman von Mary Shelley (Frankenstein) namens »The Last Man« und wurde hiermit zum x-ten mal schlecht verfilmt.

Sehe ich nicht so. Während die Handlung durchaus Ähnlichkeiten aufweisen mag bzw. inspiriert wurde handelt es sicht nicht um eine Verfilmung. Die kommt erst in ein, zwei Jahren.

England befindet sich seit längerem auf dem Tripp den USA zu folgen (…) Seit kürzerem gelingt es ihnen sogar mit guter Besetzung (und SEHR guten VFX) sogar die Ami´s mit Glaubwürdigkeit und Anspruch auszuknocken (»Children of man«, mit Clive Owen).

Nur das »Children of Men« eben keine reinrassige englische Produktion ist. Zwei Firmen kommen aus den USA, eine aus Japan, eine aus Kanada und eine aus GB.

Was Synchronisation, Ton und Spezialeffekte angeht: Da hab ich zumindest keine echten Mängel festgestellt (abgesehen von den miesen Vorstellungsbedigungen, aber das ist ein anderes Thema).

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