Logitech »K600«: Logitechs zweiter, fragwürdiger Versuch einer Wohnzimmer-Tastatur
Frisch von der IFA 2018 und vom Technikfaultier in einem Unboxing kurz vorgestellt, präsentiert Logitech mit der »K600« den Nachfolger des »Harmony Smart Keyboards«, das ich vor einigen Jahren einem ausführlichen Langzeittest unterzogen habe – mit eher ernüchterndem Fazit.
Meine Vermutung war damals, dass sämtliche digitale Peripherie rund um den Fernseher – pardon, Smart TV – oder Beamer (z.B. Amazon Fire TV oder Apple TV) grundsätzlich sprachgesteuert werden und Eingabegeräte wie Tastaturen im Wohnzimmer ein Auslaufmodell sind. Logitechs Auslaufen lassen des »Smart Keyboards« sah ich auch als Indiz für diese Entwicklung (Siri auf Apple TV wurde z.B. damals groß von Apple angekündigt). So rasant scheint diese aber doch nicht fortgeschritten zu sein und zu meiner Überraschung wagt Logitech einen erneuten, aber auf den ersten Blick auch fragwürdigen, Tastatur-Vorstoß ins Wohnzimmer.
Bevor wir zu den »Dealbreakern« der »K600« kommen, zuerst ein paar Änderungen, die mir positiv erscheinen. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass mir kein Testgerät zur Verfügung steht und meine Einschätzung folgender Vor- und Nachteile rein auf den im ersten Absatz verlinkten Informationen basiert.
Das macht die »K600« richtig
- Im Gegensatz zum »Smart Keyboard« (für Bilder auf der Produktseite runterscrollen) sieht die »K600« wirklich gut aus.
- Wenn die Tasten jener der »K380« entsprechen (sie sehen zumindest genau so aus), die ich lange Zeit selbst im Einsatz hatte, dürfte auch das Schreibgefühl passen (ebenfalls ein kleines Manko des »Smart Keyboards«).
- Die von mir beim »Smart Keyboard« kritisierte schmale Lösch-Taste hat nun eine normale Größe.
- Es scheint nun keinen dezidierten »Off«-Switch für »Harmony«-Umgebungen zu geben (ist die »K600« überhaupt »Harmony«-kompatibel?); den hat man mit dem »Smart Keyboard« doch hin und wieder versehentlich erwischt.
- Separate Medien-Tasten links (Links/Rechts-Klick, Home, Suche etc.) sowie Steuerkreuz mit OK-Button rechts oben.
- Im Gegensatz zum »Smart Keyboard«, das nur mit Hub in »Harmony«-Umgebungen funktioniert, scheint die »K600« als Stand-alone-Keyboard via Bluetooth verwendbar zu sein.
So weit, so gut. Absolut unverständlich sind mir für mich aber folgende Schwächen, die Logitech auch bei der »K600« nicht ausgemerzt hat:
Keine Beleuchtung
Das Um und Auf einer Wohnzimmer-Tastatur sind beleuchtete Tasten. Mir ist das damals bereits bei meinem »Smart Keyboard« als größtes Manko aufgefallen und nun bringt Logitech schon wieder eine Tastatur für – im Normalfall abgedunkelte – Fernseh- und Beamer-Umgebungen ohne Beleuchtung heraus. Um 80 Euro UVP wäre wirklich keine Beleuchtung machbar gewesen? Noch dazu in einer Tastatur, die weder besonders dünn, leicht oder transportabel sein muss? Pikantes Detail am Rande: Nicht nur die Beleuchtung fehlt, bei dem Preis muss man offenbar auch mit aufgeklebten Buchstaben leben (siehe auch Technikfaultier-Unboxing, 3:38).
Altmodisches Touchpad
Das auffällige runde Touchpad erweckt zunächst Hoffnungen: Ist es eine Art Touch-Wheel wie damals beim iPod? Dreht es sich vielleicht? Kann es etwas Besonderes? Nach meinem aktuellen Wissensstand und der Beschreibung auf der Verpackung nach leider nein.
Dort steht nämlich lediglich (siehe auch Technikfaultier-Unboxing, 5:16):
Integriertes Präzisions-Touchpad
Mühelose Webnavigation auf einem mit
Ihrem PC verbundenen Smart TV
Laut Logitech-Website (siehe Produktvideo, 0:45) wird offenbar Zweifinger-Scrolling unterstützt. Das ist besser als Nichts, die Vision intuitiver Touchpad-Steuerung von Fernseh-Oberflächen, die Apple mit seiner umstrittenen Fernbedienung zumindest versucht anzubieten, bleibt damit leider weiterhin in weiter Ferne.
Fehlende Standards?
Mangels etabliertem Industriestandard sind die begrenzten Möglichkeiten des Touchpads wohl nicht Logitechs Verschulden, die Praktikabilität eines altmodischen Touchpads für TV-Benutzeroberflächen bleibt damit aber weiterhin äußerst fraglich. Zumindest das Auslösen simpler Spul- oder Lautstärke-Aktionen mittels Gesten hätte Logitech hinbekommen können. Wie traurig es im 21. Jahrhundert um systemübergreifende, standardisierte Steuerungsmöglichkeiten bestellt ist, kann man auch Logitechs Kompatibilitäts-Leitfaden zur »K600« entnehmen: Bei drei großen TV-Marken kann man z.B. in der Amazon »Prime«-App mit der »K600« nicht einmal Text eingeben …
Keine »Harmony«-Kompatibilität?
In der Produktbeschreibung wird »Harmony«, Logitechs Universalfernbedienungs-Lösung, nicht erwähnt. Die Ziffern 1 bis 3 links oben deuten zudem auf eine klassische Multiswitch-Lösung für bis zu 3 Geräte via Bluetooth hin. Sollte die »K600« mit »Harmony« gar nicht kombinierbar sein, wäre das sogar ein kleiner Rückschritt. Zugegeben, aufgrund der ohnehin problematischen Kompatibilität mit Tastaturen in »Harmony«-Umgebungen, nur ein ganz kleiner – und das »Harmony Smart Keyboard« konnte man zudem nicht als Stand-alone-Bluetooth-Keyboard verwenden.
Warten auf erste Tests
Ich bin auf erste Tests gespannt, hege aber ehrlich gesagt keine großen Hoffnungen – obwohl ich mich durchaus in der Zielgruppe so einer Tastatur sehe. Im Zuge dieses Artikels habe ich allerdings bemerkt, dass Apple TV (4. Generation) mittlerweile Bluetooth-Tastaturen unterstützt und werde mein eingemottetes »Smart Keyboard« testhalber wieder aktivieren. Mal sehen, vielleicht werde ich ja doch wieder zum Wohnzimmer-Tastaturfan und schiele dann doch auf eine »K600« …
Neueste Artikel
Teilen & Favorisieren
Twitter (0 & 1) · Facebook (0 & 0)
Kommentieren
Dieser Eintrag kann nicht mehr kommentiert werden.