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Liebe Fern­seh­geräte­her­steller, wir müssen über Zwi­schen­bild­be­rech­nung reden

16.1.2019·Kommentare:  0Retweets:  0 1

Ein interessantes Detail bei der Einführung von Full-HD (bzw. Blu-ray) im Consumer-Bereich vor gut zehn Jahren war auch die Ermöglichung von echtem 24p-Playback: Die Darstellung von exakt 24 Bildern pro Sekunde. Diese war bis dahin im europäischen PAL-Format nicht möglich und führte zu einem leicht beschleunigtem Abspielen von Filmen und Serien auf DVD sowie im Fernsehen (siehe auch PAL-Speedup). Für Kino- und Heimkinoenthusiasten ging damit ein kleiner Traum in Erfüllung.

Nun sind 24 Bilder pro Sekunde nicht das Maß aller Dinge und eigentlich nur ein Kompromiss. Oder besser gesagt, die minimal notwendige Anzahl an Bildern pro Sekunde, um dem menschlichen Auge einen kontinuierlichen Bewegungsablauf vorzugaukeln.

Technisch gesehen sind mehr Bilder besser: Bewegungen wirken schärfer und echter – sehen dank unserer Sehgewohnheiten aber nicht mehr nach Kino aus, sondern aufgrund des Seifenoperneffekts nach billigem Fernsehen.

Aus irgendeinem Grund haben sich aber Hersteller von Fernsehgeräten seit einigen Jahren auf diesen »Bildverbesserungs«-Wahn eingeschossen und liefern ihre Geräte mit aktivierter Zwischenbildberechnung aus: Besteht ein Inhalt original nur aus 24 Bildern pro Sekunde, werden weitere Zwischenbilder künstlich erstellt – der Seifenoperneffekt stellt sich ein.

Je nach Hersteller heißt dieses Feature immer anders, oft mit vielversprechenden Zusätzen wie »Advanced« im Namen, im besten Fall sogar mit Abstufungen, wie viele Zwischenbilder berechnet werden sollen. Gemein haben diese Implementierungen aber alle, dass mit 24 Bildern pro Sekunde gedrehte Filme fürchterlich aussehen. Und, dass den jeweiligen TV-Besitzern dieser Umstand oft nicht einmal bewusst ist.

Nicht, dass mehr Bilder pro Sekunde automatisch schlecht sind. Selbst ich habe mir alle »Hobbit«-Teile in der Imax-HFR-Version (48 Bilder pro Sekunde) angesehen, aus Interesse und weil es selbst von Peter Jackson so gedacht war sowie massiver Aufwand in die Produktion gesteckt wurde, damit auch alles gut aussieht (höhere Bildwiederholraten erfordern bezüglich Set- und Requisitendesign erheblichen Mehraufwand, damit auch weiterhin alles glaubwürdig aussieht).

Es stellt sich also die Frage: Warum ist dieses Feature immer aktiviert? Was spricht dagegen, Inhalte mit 24 Bildern unverändert anzuzeigen und andere Inhalte genau so zu zeigen, wie sie gedreht wurden (z.B. mit 25 Bildern – bei 50 Halbbildern wie bei Seifenopern – eben mit 50 Bildern etc.)?

Update, August 2019: Offenbar ist die Zwischenbildberechnung nicht nur mir ein Dorn im Auge. Die UHD Alliance entwickelt nämlich mit der Unterstützung einiger Hollywood-Prominenz einen neuen »Filmmaker«-Modus, der den Seifenoperneffekt künftig verhindern soll.


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