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Filmkritik: »Nyad« – 177 Ki­lo­me­ter im offenen Meer

Spoilerfrei·4.5 / 5Sterne·13.11.2023·Kommentare:  0

Über die Verfilmung von Diana Nyads Versuch, 177 Kilometer von Kuba nach Key West zu schwimmen, bin ich zufällig bei der Filmszene gestolpert. Die Kritik dort war eher mäßig, aufgrund des spannenden Themas habe ich mir »Nyad« aber trotzdem angesehen – und war ziemlich begeistert.

Gleich vorweg: Auch wenn der Ausgang bekannt ist, wäre meine Empfehlung bei Interesse nichts zu Diana Nyad zu googlen, sondern sofort den Film anzusehen – ist viel spannender. Vor allem, wenn einem – wie mir – der Name Nyad gar nichts sagt (Schande über mich 😅). Diese Kritik ist übrigens, auch was den Ausgang betrifft, spoilerfrei.

Regie führten Elizabeth Chai Vasarhelyi und Jimmy Chin, die schon mit ihren Dokus »Free Solo« (2018) und »The Rescue« (2022; absolute »Sofort alles stehen und liegen lassen und anschauen!«-Empfehlung meinerseits) ihr Gespür für vor allem emotional mitreißende Dokumentationen unter Beweis stellen konnten.

Mit »Nyad« wagen die beiden nun ihre erste Dramatisierung als Spielfilm – und das ist ihnen durchaus gelungen. Das beginnt schon einmal mit der Besetzung, den Jodie Foster und Annette Bening mimen hier mit ihren Alter Egos Diana Nyad und ihrer besten Freundin/Trainerin Bonnie Stoll zwei der coolsten Socken, die man seit langem auf der Leinwand gesehen hat – und die es auf ihre »alten Tage« noch einmal wissen wollen.

Denn den wahnwitzigen Versuch, 177 Kilometer im offenen Meer von Kuba nach Key West zu schwimmen, musste Diana Nyad 1978 einst abbrechen. Jetzt (bzw. im Film 2011), mit über 60, fasst sie den Entschluss, nicht zum alten Eisen gehören zu wollen und es noch einmal zu versuchen. Faktisch entsprechen dabei viele der Szenen klassischen Underdog-Sport-Storys: Das Training, die Hürden, das Finden eines Teams etc. – aber eben alles sehr behutsam und in den richtigen Dosen und vor allem in einem passenden Ton, ohne zu viel Pathos, inszeniert.

Immer wieder eingestreut werden dabei einerseits passende Archivaufnahmen, die sich aber meist als Nachrichten-Clips stilisiert nahtlos in den Film einfügen und die andererseits nie Diana Nyads Gesicht zeigen, damit diese Annette Benings Darstellung nicht konterkarieren. Und andererseits Rückblenden in Diana Nyads Kindheit und Schwimmtraining und damit erschütternde Ereignisse, die sie beim neuen Versuch immer wieder einholen.

Klingt vielleicht alles nach ein bisschen viel bzw. Flickenteppich, wurde aber vom Pacing her harmonisch zusammengefügt und erzählt eben auch wichtige Aspekte, die man bei einem Film über Diana Nyad auch nicht einfach weglassen kann.

Als besonders gelungen empfand ich den eingefangenen Spirit, wenn der Entschluss zum erneuten Versuch fällt, die körperliche Fitness und erste Tests aber nicht gerade vielversprechend ausfallen. Wer sich schon einmal die eine oder andere sportliche Leistung im Leben vorgenommen hat (z.B. Halb-/Marathon), findet hier besondere Anknüpfungspunkte, die einen noch mehr in die Story hineinziehen (und ja, natürlich ist ein läppischer Marathon mit Diana Nyads Leistung nicht einmal ansatzweise zu vergleichen 😅).

Unterm Strich jedenfalls ein wirklich gelungener, kurzweiliger, packender um vor allem am Ende emotionaler Film über einen, ja man kann es wohl so sagen, aufgrund seines Alters abgeschriebenen Underdog, der es noch einmal allen zeigen will.

★★★★½

(PS: Ich frage mich, ob wir jemals eine Verfilmung über Debra Searle sehen werden, die hätte auch enormes Potenzial.)


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