Mad Catz R.A.T. DWS: Erste Eindrücke der modularen Bluetooth-Gaming-Maus
Es war zumindest nicht ganz ein Impulskauf, eher ein Angebot, das sich zur rechten Zeit aufgetan hat. Denn nach meiner Frustration mit der Logitech M720, stolperte ich auf der Suche nach ergonomischen Bluetooth-Mäusen über die Mad Catz R.A.T DWS und habe einfach zugeschlagen. Anbei meine (umfangreichen) ersten Eindrücke nach zwei Tagen Nutzung.
Hinweis: Ich habe das Produkt selbst bezahlt, mir stand weder ein Testmodell oder eine Leihgabe zur Verfügung, noch enthält dieser Artikel Affiliate-Links. Ich stehe zudem in keinerlei Beziehung zum Hersteller und/oder Händler. Mehr zur nicht-kommerziellen Ausrichtung von benedikt.io gibt’s unter Über.
- Die Verpackung strahlt einen gewissen 90s-Charme aus – cool.
Konkret bin ich auf die R.A.T. DWS1 gestoßen, als ich auf der Suche nach Mäusen mit Ablage für den kleinen Finger (im englischen Fachjargon schlicht »Pinkie rest« genannt) bei Gaming-Mäusen gelandet bin. Davon gibt es mit Bluetooth-Unterstützung wiederum nur eine überschaubare Anzahl. Die R.A.T. DWS des 2018 wiederauferstandenen Kultherstellers Mad Catz ist eine davon, welche mit etwas Verspätung Mitte März in Europa erschienen ist. Wer die Marke nicht kennt, dem sei verraten, dass das Killerfeature von Mad-Catz-Mäusen weder drahtlose Verbindungen noch besondere Präzision sind (wohl auch, aber nicht ausschließlich), sondern die mannigfaltigen Anpassungsmöglichkeiten des Gehäuses durch den Benutzer.
- Die Mad Catz R.A.T. DWS inklusive aller mitgelieferten Teile und Werkzeuge.
Nach dem Auspacken und – aufgrund des großen Interesses meinerseits – Anbringen des »Pinkierests« ging es also gleich los, in Windows unter Nine-to-five-(Home-)office-Bedingungen. Hier meine ersten Eindrücke und alles, was mir sonst noch nach rund zwei Tagen Nutzung aufgefallen ist:
Preis, Verpackung
- Mit 120 Euro ist die R.A.T. DWS die teuerste Maus, die ich mir je zugelegt habe. Im normalen Consumer- bzw. Gaming-Bereich gibt es auch kaum teurere Mäuse – wobei Mad Catz bei seiner R.A.T. Pro X3 Supreme mit 230 Euro noch einmal ordentlich drauflegt (bringt doch die mit Bluetooth raus, Mad Catz!)
- Die Verpackung (mit coolem 90s-Vibe, siehe auch Bild oben) der R.A.T. DWS wird in einem mit zwei Klebestreifen zugeklebten Plastikbeutel geliefert, die Packung selbst ist noch einmal links oben und rechts unten mit einem runden durchsichtigen Sticker versiegelt. Nach dem Durchtrennen lässt sich die innere Schachtel links oder rechts herausschieben.
- Öffnet man die Verpackung gibt es gleich einmal Abzüge: Die Maus steckt so fest in einer Plastikeinlage, dass man sie kaum herausbekommt und es ist auch kein Hinweis dabei, wie man hier als frisch gebackener Besitzer vorgehen soll. Ich habe es dann irgendwie durch Umbiegen der Einlage geschafft.
Gewicht, (Nicht-)Features
- Mad Catz gibt als Gewicht 113 Gramm an, was ein phänomenaler Wert wäre. Allerdings ist diese Angabe exklusive der AA-Batterie, die man für den Betrieb braucht (ist inkludiert). Damit landet die DWS bei 140 Gramm und wiegt gleich viel wie Apples Magic Mouse (zumindest in meinem Fall mit Magic Grips, 139 Gramm) und die Logitech M720 (140 Gramm). Das ist aber immer noch ein guter Wert, vor allem, wenn man bedenkt, dass die R.A.T. DWS wesentlich voluminöser ist.
- Auf der Produkseite wird sie zwar nicht explizit erwähnt, trotzdem findet man teils widersprüchliche Aussagen dazu – Tatsache ist jedenfalls: Im Gegensatz zu den kabelgebundenen R.A.T.-Mäusen hat die DWS keine RGB-Beleuchtung.
- Via 2,4 GHz verspricht Mad Catz eine Betriebsdauer von bis zu 200 mit Bluetooth 5 sogar bis zu 300 Stunden.
Inbetriebnahme, Anpassen
- Erneut Abzüge muss man beim Quickstart-Guide machen. Normalerweise sind mir diese beigelegten Heftchen egal, aber gerade bei einer Maus, die mit Inbus-Schlüssel umgebaut und per Hebel verlängert werden kann, würde man sich als User schon Hinweise dazu wünschen, wie das genau geht. Der Quickstart-Guide enthält aber für jede Sprache nur 4 Seiten, auf denen die Tasten aufgelistet sind, sowie eine Koppelungsanleitung für den 2,4-Ghz-Dongle bzw. Bluetooth und, wie man das Batteriefach aufschraubt.
- Ausprobiert habe ich bisher nur den Bluetooth-Modus: Dazu einfach auf der Unterseite den Schiebschalter auf »BT« stellen und mit dem Betriebssystem verbinden.
- Das Aufschrauben per mitgeliefertem Inbus für die rechte Ablagefläche geht noch recht intuitiv von der Hand.
- Apropos: Beim Abschrauben des Seitenflügels gibt es die ersten paar Male noch Abrieb von der Schraube bzw. des Aluminiumrahmens, also ein feuchtes Tuch oder Küchenrolle bereithalten.
- Bei der Verlängerung des Heckflügels sieht die Sache bezüglich intuitiver Handhabung schon anders aus – nichts deutet darauf hin, was wie gedrückt werden muss, um die Maus zu verlängern. Der Trick: Hier muss man hinten rechts, direkt unter dem Flügel den Hebel nach innen drücken und dann den gesamten Teil (inklusive Hebel!) nach hinten ziehen. Es gibt dann mehrere Positionen zum Einrasten des Hebels.
- Zieht man den Heckflügel ganz ab, kann man die beigelegte Alternative aufstecken, die sich aber leider nur farblich und nicht von der Form her unterscheidet.
Haptik, Tasten, Klicken & Scrollen
- Beim ersten In-die-Hand-nehmen fühlt sich die R.A.T. DWS sehr wertig an, nichts knarzt oder wackelt – für den Preis sollte das auch so ein.
- Die Verarbeitung ist äußerlich top, bei den austauschbaren Teilen merkt man unter der Haube, dass sie vermutlich doch etwas kostengünstiger produziert sind (Überstände etc.) – aber nichts Tragisches.
- Das Gefühl beim Klicken der Tasten ist gut bis sehr gut, die linke und rechte Taste sind deutlich leiser als bei der M720, das Mausrad beim Drehen sogar viel leiser. Außerdem ist das Mausrad bei weitem nicht so klapprig wie das der M720 (dafür gibt es halt keinen freilaufenden Modus).
- Die linke und rechte Maustaste haben ein unterschiedliches Klickgeräusch, links eher tief und ruhig, rechts eher hoch (aber nicht so laut wie die M720).
- Zu den Seitentasten: Die Snipertaste ist gut erreichbar, die Vor-Taste auch. Bei der Zurück-Taste könnte der Eindruck entstehen, dass man den Daumen abwinkeln muss, um diese zu erreichen. Man kann die Taste aber auch einfach mit dem unteren Daumenglied drücken.
- Das Mausrad ist sehr stabil ausgeführt (wesentlich stabiler als das klapprige Rad der M720) und es scrollt leise mit angenehmen Rasterstufen. Es lässt sich von oben (das eher laut), sowie nach links und rechts klicken. Insbesondere beim Klick nach rechts neigt man aber sehr schnell dazu, zeitgleich einen Klick von oben auszulösen.
- Beim Drehen des Mausrads leider auch ein paar Abzüge: Es gibt zwar keine Totalaussetzer beim Erkennen des Scrollings wie bei der M720, aber es wird nicht immer jede Rasterstufe als Scrollen erkannt.
- Die Barrel-Scroll-Funktion (im Prinzip ein zweites, sehr breites Mausrad mit kleinem Durchmesser) ist längs an der linken Seite für die Nutzung mit dem Daumen integriert. Das »Rad« ist so positioniert, das man es nicht versehentlich erwischt und wohl für gelegentliche Nutzung (um z.B. in Spielen Waffen zu wechseln) gedacht. Es ist gut erreichbar, man muss den Daumen dafür aber leicht umpositionieren – mal sehen, ob ich mich daran gewöhne. Standardmäßig ist in Windows damit scrollen nach links und rechts möglich.
- Die Füßchen, auf denen die DWS gleitet, sind sehr klein. Dafür gibt es derer gleich 7 Stück, jene auf den Fingerablageflächen für Daumen und, wenn montiert, kleinen Finger sind die größten. Vergleich zu anderen Gaming-Mäusen kann ich zwar keinen ziehen, die DWS gleitet damit aber flüssiger über meinen Holztisch als die Magic Mouse und die M720.
Ergonomie
- Große Hoffnungen setzte ich in den »Pinkierest« (in Ermangelung eines besseren deutschen Begriffs für »Ablagefläche für den kleinen Finger«) und das ist ein spannendes Feature (im Bild oben sieht man ihn bereits an der rechten Seite montiert). Anfangs hat mich gestört, dass dieser nicht komplett flach ist, sondern hinten schräg nach oben geht. Bis ich gemerkt habe, dass das Absicht ist. Positioniert man die Hand genau im rechten Winkel zur Tischkante, hält man die Maus leicht verdreht (ca. 85 Grad). Dadurch kann der kleine Finger die schräge Fläche als Widerstand nutzen, um bei der Mausbewegung zusätzlichen Druck auszuüben.
- Feeling in der Hand: Die R.A.T. DWS liegt so wie keine andere Maus in der Hand. Die Erleuchtung in Sachen Ergonomie ist sie, zumindest dem ersten Eindruck nach, zwar nicht. Aber sie liegt gut in der Hand (ich würde meine Hände als leicht überdurchschnittlich groß bezeichnen).
- Definitiv anders ist die Spreitzung der Finger, da die DWS relativ breit ist. Während die Finger bei schmäleren Mäusen meist vorne spitz zusammengehen (so, als würde man einen Drehknopf drehen), ist bei der DWS zwischen den Fingern mehr Luft – vor allem, wenn man den »Pinkierest« benutzt. Das habe ich mir auch so erwartet und bin gespannt, wie sich das in den nächsten Wochen bewährt.
Sonstiges
- Im Betrieb negativ aufgefallen ist mir, dass der Mauszeiger bei Sitzungen in MS Teams oft anfängt, bis zur Unbenutzbarkeit langsamer zu werden und zu ruckeln. Das Problem tritt beim integrierten Touchpad und der M720 nicht auf. Sollte das tatsächlich an der DWS und nicht an MS Teams liegen, wäre das ein No-go für den Einsatz im Büro.
Update: De- und reaktiviert man Bluetooth an der R.A.T. DWS, funktioniert der Mauszeiger (meist) wieder normal, auch während MS Teams läuft – keine ideale Lösung, aber ein Workaround.
- Nach ein paar Minuten geht die Maus in den Stand-by und braucht beim erneuten Bewegen etwa 2 bis 4 Sekunden, um sich wieder zu verbinden – das können andere besser.
Vorläufiges Fazit
Trotz bereits einiger angeführter Schwächen bzw. Kinderkrankheiten ist die DWS eine Maus wie keine andere, mit einem eigenwilligen, aber zeitlosen Sci-Fi-Look, die nicht nur auf dem Schreibtisch was her macht (und einen witzigen Gegenpol zu vielen brav designten Office-Eingabegeräten darstellt), sondern durch ihre Anpassbarkeit gut in der Hand liegt und sich auch wertig anfühlt – man nimmt sie gerne in die Hand. Ich bin gespannt, ob sich die R.A.T. DWS im Langzeittest bewährt.
Eure Meinung, eure Fragen?
Ihr habt Fragen zur R.A.T. DWS oder sie gar selbst erstanden und habt eigene bzw. andere Erfahrungen gemacht? Über Feedback dazu freue ich mich in den Kommentaren!
- DWS steht (vermutlich) für »Dual Wireless«, da sich die R.A.T. DWS entweder via 2,4-GHz-Dongle oder via Bluetooth 5 verbinden lässt. ↩
Neueste Artikel
Teilen & Favorisieren
Twitter (0 & 1) · Facebook (0 & 0)
Kommentieren
Am liebsten hier, gerne aber auch auf Twitter und Facebook.
Ich freue mich über jeden Kommentar und antworte gern innerhalb von 24 Stunden.