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»Frasier« (2023): Was taugt der Ableger der 90er-Kult-Sitcom?

Spoilerfrei·4.0 / 5Sterne·20.10.2023·Kommentare:  0

»Seinfeld«, »Frasier«, »Friends« – das wären meine Top-3-Sitcoms der 90er, wenn mich jemand fragen würde. In rein chronologischer Reihenfolge übrigens, denn mir gefallen alle drei auf unterschiedliche Art und Weise gleich gut. Dass von der einstigen Kult-Sitcom »Frasier« (1993), die in den 90ern meist als Doppelfolge nach Mitternacht auf Sat 1 lief, überhaupt eine Fortsetzung geplant ist, habe ich dabei erst vor Kurzem durch Zufall erfahren.

Was taugen Reboots?

Und ich war skeptisch. Sehr skeptisch. Denn Reboots sind ja so eine Sache: Populäre Shows hatten ihre Zeit und es gab auch immer einen Grund, warum sie eingestellt wurden – und das Aufwärmen alter Konzepte in Ermangelung neuer Ideen oder des Ruf des schnellen Geldes wegen ist meist kein gutes Rezept für qualitativ hochwertigen Content.

»Frasier« hat es schon einmal hingekriegt

Aber zurück zu »Frasier«, dessen Neuauflage seit 13. Oktober 2023 auf Paramount+ verfügbar ist. Da ist die Ausgangslage etwas anders. Denn die ursprüngliche Sitcom war einst selbst Ableger einer populären Sitcom, nämlich von »Cheers« (die ab 1982 Ted Danson berühmt gemacht hat). Dort tauchte der titelgebende Charakter des leicht versnobten aber gutherzigen Psychiaters Dr. Frasier Crane (Kelsey Grammer) erstmals auf. Auch im original »Frasier« (1993) kamen keine anderen Charaktere aus »Cheers« vor (höchstens in späteren Folgen als Gastauftritt) und trotzdem wurde daraus ein großer Hit.

Somit könnte man behaupten, dass die »Neuauflage« oder, besser gesagt, der Ableger vom Ableger, die gleiche Ausgangslage hat (wobei zwar nicht alle, aber einige der anderen Darsteller:innen aus »Frasier« in Gastauftritten zu sehen sein werden).

Beim Cast alles richtig gemacht

Zugegeben, es ist nach all der Zeit etwas schwer, wieder ins klassische Sitcom-Konzept reinzukommen (selbst für mich, obwohl ich mit Laugh-Track und sonstigen Eigenheiten des klassischen US-Formats keine Probleme habe). Dem wirkt jedenfalls gleich Kelsey Grammer entgegen, denn bei diesem wirkt es so, als wäre er nie weg gewesen: Das ist Dr. Frasier Crane, so als hätten sie 2004 nach der letzten Klappe am nächsten Tag sofort mit dieser Serie weitergemacht.

Bemerkenswert gut besetzt sind aber noch zwei weitere Hauptcharaktere, nämlich Freddy (Jack Cutmore-Scott) und David Crane (Anders Keith). Dabei handelt es sich um die beiden Söhne. Einerseits mit Freddy um den von Frasier und andererseits mit David um den von Frasiers’ Bruder Niles (David Hyde Pierce). Letzterer wurde (Mini-Spoiler) im damaligen Staffelfinale 2004 geboren.

Wenn ich nicht wissen würde, dass Jack Cutmore-Scott nicht der einstige Kinder-Darsteller von Freddy Crane war, könnte man glatt glauben, es wäre dieselbe Person. So glaubwürdig wirkt die erwachsene Version des Freddy Crane. Und was Keith Anders angeht: Wie der es schafft mit seinem Spiel wie eine junge Version seines Fernsehvaters rüberzukommen, ist fast schon unheimlich – als wäre der Spirit von David Hyde Pierce (Vater Niles Crane) im Raum.

Zumindest in den ersten beiden Folgen gibt es noch drei weitere Stars, die IMO ebenfalls gut gewählt sind, aber wohl erst ihren Platz finden müssen: Frasiers neuer Uni-Kollege Alan Cornwall (Nicholas Lyndhurst) geht in Richtung tiefenentspannter, zynischer Misanthrop.

Freddys Mitbewohnerin Eve (Jess Salgueiro) verstärkt die jüngeren Mitglieder im Team und könnte – positiv gemeint – direkt aus »How I Met Your Mother« entnommen sein (ebenfalls einer meiner Lieblings-Sitcoms, allerdings aus den 2000ern).

Und Olivia Fitch (Toks Olagundoye), Frasiers Fakultätsleiterin an der Universität Harvard. Und die geht für mich stark in Richtung Variante von Roz Doyle (Peri Gilpin), Frasiers Producerin im Original.

Alle drei haben für mich Potenzial, bis man sie als Zuseher:in gut genug kennt, damit die Schmähs auch richtig zünden, wird es aber naturgemäß eine Weile dauern.

Wie funktioniert Frasier (2023)?

Ein großer Faktor ist natürlich, dass die Rollen aus dem Original umgedreht werden: Kam es in den 90ern zwischen Frasier und seinem Vater Marty (John Mahoney, der leider 2018 verstorben ist) oft zu heiteren Meinungsverschiedenheiten, so ist dies beim 2023er-Ableger nun zwischen Frasier und seinem Sohn Freddy der Fall.

Auch die Gründe dafür wurden vertauscht bzw. wechseln mit ihren Charakteren nun die Seiten: Niveau, gehobenerer Lebensstil und Eitelkeit werden nun vom »alten Mann« vertreten, der bodenständige Typ von der jungen Generation. Mini-Spoiler: Und, dass Sohn Freddy, im Original noch sehr seinem Vater nacheifernd, sein Studium abgebrochen hat um Feuerwehrmann zu werden, birgt ebenfalls Story-Potenzial.

Der Humor ist weitgehend gleich wie im Original, auch von der Qualität her, würde ich sagen. Wenn David am Flughafen beim Versuch (Mini-Spoiler), Frasiers (vermeintlichen) übergroßen Koffer zu transportieren, über den Gepäckwagen stolpert, würden sich andere Shows mit der Slapstick-Einlage allein begnügen. Bei »Frasier« legt man natürlich einen drauf, indem der Hauptcharakter lapidar dazu meint, »I don’t have the heart to tell him that’s not my luggage«. Und es gibt natürlich einige weitere, wirklich gelungene Frasier-Oneliner und, wie könnte es anders sein, -Monologe, die es tatsächlich schaffen, an frühere Zeiten anzuknüpfen.

Was taugt mir nicht?

Auf die Schnelle könnte ich gar nicht sagen, was man hier anders hätte machen müssen. Wobei, eine Sache aus dem Original vermisse ich schon: So etwas wie die (natürlich fürs Studio gefakte) Seattle-Skyline aus Frasiers großzügigem, gemütlichen Apartment von einst, gibt es hier nicht. Nicht nur, weil der Ableger in Boston spielt, sondern auch, weil sich die Wohnung im Erdgeschoß befindet und aufgrund von Freddys Einkommen wohl auch in einer nicht so teuren Gegend liegt.

Allgemeine Rezeption

Spannend ist, dass die Neuauflage beim Publikum besser als bei den Kritiker:innen abschneidet. Ein aktuelles IMDb-Rating von 7,2 ist zwar nicht überdrüber, bei Rotten Tomatoes liegt der Audience Score aber bei 85 % (der Kritiker:innen-Tomatometer bei nur 58 %). Selbst beim naturgemäß kritischeren Metacritic steht den 57 % aus den aggregierten Reviews ein User Score von immerhin 7,4 gegenüber.

Fazit, Folge 1 & 2

Wer klassische Sitcoms mag und vor allem »Frasier« von einst mochte, wird meiner Meinung auch mit dem neuen Ableger etwas anfangen können.

★★★★☆

Eure Meinung

Was meint ihr? Seid ihr Fan vom Original und seid bezüglich Neuauflage skeptisch? Oder habt ihr sie schon gesehen und seid gleicher oder anderer Meinung als ich? Auf euer Feedback freue ich mich wie immer in den Kommentaren!


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