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Retro-Kritik: »The Wolf’s Call« (2019) – ein fran­zö­si­sches »Crimson Tide«?

Spoilerfrei·3 / 5Sterne·20.12.2023·Kommentare:  0

Ein französischer U-Boot-Thriller von 2019 mit Omar Sy und einem respektablen IMDb-Rating von 6,9? Wie konnte mir der nur entgehen?! Also nachgeholt und, naja …

Im Prinzip ist »The Wolf’s Call« ein französisches »Crimson Tide«. Mit Nippeln1. Denn im Gegensatz zu den recht fokussierten (und natürlich prüden) US-Thrillern »Jagd auf Roter Oktober« (1990) und »Crimon Tide« (1995) wurde hier auch eine Romanze integriert, die aber nicht so wirklich reinpasst.

Unabhängig davon holt einen der Film aber gleich am Anfang mit einem starken Einstieg ab, wo eine Militär-Operation, an der auch ein U-Boot beteiligt ist, außer Kontrolle gerät. Leider endet die Sequenz mit einem schlechten Effekt, der einen fast zu sehr rausreißt. Gerade als interessierter Laie was Filmemachen angeht, war das eine von zwei Szenen-Auflösungen, wo sogar ich mich gefragt habe, ob man das nicht knackiger und effektiver hätte lösen können.

Den besagten schlechten Effekt hätte es hier meiner Meinung nach z.B. gar nicht gebraucht. Mini-Spoiler, sonst überspringen: Anstatt einen schlechten Explosionseffekt zu zeigen, lieber drauf verzichten, kurz vorm Raketeneinschlag wegschneiden und beim Zuschauer durch die Unklarheit Spannung erzeugen. Was passiert ist, erfährt man eh gleich ein paar Einstellungen später.

Selbes Spiel beim zweiten Beispiel (auch hier Mini-Spoiler, sonst überspringen): Protagonist wird überraschend versetzt und entgegnet baff, dass ihn der Kommandant des neuen U-Boots doch gar nicht kenne. Darauf entgegnet ihm sein Vorgesetzter: »Der Neue schon.«

Anstatt hier zu schneiden, führt man die Szene fort, zeigt den Protagonisten spazierend etc. Jetzt bin ich sicher zu sehr Blockbuster-vorbelastet, aber nach dem coolen Satz »Der Neue schon.« gehört natürlich ein Schnitt auf eine Militärbasis, meinetwegen in strömendem Regen, mit Flutlichtanlagen und massig zum Appell angetretenem Militärpersonal in Regenschutz natürlich mit Hans-Zimmer-artigem Percussion-Einsatz, der ein bisschen Schwung in die Sache bringt. So endet die Szene halt nichtssagend und strahlt total unpassende Autor:innen-Film-Atmosphäre aus.

Aber wie ist jetzt der Film selbst? Naja, solche U-Boot-Thriller haben’s in Anbetracht von »Das Boot«, »Jagd auf Roter Oktober« und »Crimson Tide« halt nicht leicht. Immerhin: Seine wahre Stärke zeigt »The Wolf’s Call« tatsächlich bei Szenen im U-Boot auf der Kommandobrücke und auch die Unterwasser-Effekte sind eigentlich gut. Die Story drumherum ist halt verkorkst und zu kompliziert erzählt. Wobei die Grundidee, aus dem Protagonisten einen Audioanalysten an Bord zu machen, gut ist (und wohl nur aus »Jagd auf Roter Oktober« stammen kann 😉).

Wenn man die US-Vorbilder schon einige Zeit nicht gesehen hat, wird man an einer erneuten Sitzung von z.B: »Crimson Tide« vermutlich mehr Freude haben. Zeitverschwendung ist »The Wolf’s Call« aber auch nicht. Traurigerweise hätte man aus exakt dem gleichen Material einen kürzeren, viel fokussierten und effektiveren Thriller schnippeln können – auch, wenns nur ein 70-Minüter geworden wäre.

★★★☆☆


  1. Männliche & weibliche. 😉 

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The Wolf’s Call https://benedikt.io/2023/12/filmkritik-the-wolfs-call/ 2023-12-20 Antonin Baudry https://benedikt.io/media/movie-review.jpg Ein französischer U-Boot-Thriller von 2019 mit Omar Sy und einem respektablen IMDb-Rating von 6,9? Wie konnte mir der nur entgehen?! Also nachgeholt und, naja … Im Prinzip ist »The Wolf’s Call« ein französisches »Crimson Tide«. Mit Nippeln1. Denn im Gegensatz zu den recht fokussierten (und natürlich prüden) US-Thrillern »Jagd auf Roter Oktober« (1990) und »Crimon Tide« […]

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