Navigation überspringen

Kritik: »Star Trek«

Spoilerfrei·5 / 5Sterne·12.5.2009·Kommentare:  5

Als Star-Trek-Fan muss man vor allem eines: Ertragen können. Und das musste man in den letzten Jahren oft. Man erinnere sich nur an das unrühmliche Ende der »Next Generation«-Kinoserie. Oder an das von »Star Trek: Enterprise«. Und wie sich Zuseher nach der Vorstellung des allerersten Films, »Star Trek: The Motion Picture«, gefühlt haben, kann unsereins – sofern er sich traut – nur vermuten. Und dann sind da natürlich noch die »Star Wars«-Fans1, deren Franchise ja so viel cooler ist. Bis jetzt.

Story und Besetzung

Filmtechnisch ist J.J. Abrams »Star Trek« nämlich nicht nur den neuen »Star Wars«-Teilen weit überlegen, sondern lässt nach den ersten paar Minuten auch seine Vorgänger zu blassen, zweidimensionalen Erinnerungen verkommen – bei aller Liebe zu »Das unentdeckte Land« und »Der erste Kontakt«. Allein die Eröffnungssequenz bietet mehr Dramatik und Effekt-Details als alle bisherigen Teile zusammen, ganz zu schweigen von dem spannenden Handlungsbogen der während des rasanten Direkteinstiegs gespannt wird.

Star Trek wurde nicht nur mit Liebe zum Detail ins 21. Jahrhundert gerettet, sondern erhält nun auf der Leinwand auch erstmals jene epische Tiefe, die alle früheren Teile vermissen ließen. Denn was die starke Story teilweise an Überraschungen bereit hält haut selbst (oder gerade) alteingesessene Fans aus den Socken. Letzteres muss man übrigens gar nicht sein, um den Film genießen zu können. Kenner werden mit genügend Anspielungen versorgt, während sich alle anderen an moderner und zugänglicher Science-Fiction erfreuen dürfen.

Die Verjüngung der Enterprise-Besatzung wurde behutsam vorgenommen und man nimmt jedem Darsteller die junge Version seines Alter Egos ab. Das mag einerseits am ganzen Gesichter-Marketing liegen, das für den Film betrieben wurde, aber auch anhand des gelungenen Spiels lassen sich die späteren Legenden glaubwürdig ableiten. Chris Pine (Kirk), Zachary Quinto (Spock), Karl Urban (McCoy) & Co. haben ihre Hausaufgaben gemacht. Und nicht nur das: Dank J.J. Abrams Gespür für Timing und Charaktere haben auch alle ihren großen Auftritt.

Inszenierung

Optisch präsentiert sich »Star Trek« in einem völlig neuen Look. Die elegant gestalteten Sets und Kostüme verbinden den Charme der Original-Serie mit zeitgemäßem Design, ohne dabei zu steril zu wirken. Dafür sorgt die brillante Fotografie, die mit absichtlich spiegelnden Lichtquellen und passend eingesetzter Unruhe in der Führung nichts mehr mit der statischen Optik seiner Vorgänger gemein hat.

Musikalisch hat Abrams Hauskomponist Michael Giacchino alles im Griff und bringt die Melodie aus den 60ern erstmals ins Kino. Und obwohl ein ausgiebiger Vorspann fehlt, sorgt nach dem intensiven Beginn der Star-Trek-Schriftzug dennoch für 15 Sekunden Gänsehaut. Abgesehen davon: Schon mal die Beastie Boys im selben Film mit Kirk & Co. vernommen?

Spezialeffekte muss man heutzutage nicht mehr gesondert erwähnen, außer dass diese nun wirklich dynamisch und vor allem kunstvoll in Szene gesetzt wurden. Bei Gefechten im All fliegen hier wirklich die Fetzen und wenn ein Schiff evakuiert, beschossen oder zerstört wird, bekommt man als Zuschauer hautnah mit, was es heißt ein namenloses Crewmitglied zu sein. Bei Außenszenen gibt es zudem sehr viele Details, die man wahrscheinlich auch nach mehrmaligen Ansehen noch nicht ganz erfasst hat.

Synchronisiert oder Orignal?

Wer die Möglichkeit hat, sollte sich »Star Trek« auf Englisch geben. Die deutsche Synchronisation ist zwar nicht schlecht, dem Original aber vor allem bei den quirligeren Charakteren unterlegen. So weist Simon Peggs Scotty auf Deutsch keinerlei Akzent auf. Das mag in Bezug auf die synchronisierte Originalserie konsistent erscheinen, macht seinen Charakter aber gleich viel weniger komisch. Die Originalstimme des jungen Chekovs (Anton Yelchin) liegt zudem viel näher an Walter Koenigs Interpretation als die deutsche Variante. Wer Christopher Pikes (Bruce Greenwood) Stimme schon auf deutsch charismatisch findet, sollte das Original auf keinen Fall verpassen. Und zu guter Letzt ist in brenzligen Situationen der ganze Kommando-Sprech auf Englisch einfach cooler.

Anschauen!

Alles in allem ein außergewöhnlich guter Film, der all die Fragen nach den ersten Trailern (z.B. wie die gesamte Kadetten-Crew auf die Enterprise kommt) glaubwürdig beantwortet, lustig, actionreich und vor allem spannend ist. Kurz:

Muss man gesehen haben ★★★★★


  1. Man kann natürlich beides sein, ändert aber nix dran.

Neueste Filmkritiken

Mehr zu »Star Trek«

Trailer (Apple) · IMDb · Rotten Tomatoes

Schlagwörter

· · · · · · ·

Star Trek https://benedikt.io/2009/05/star-trek/ 2009-05-12 https://benedikt.io/media/movie-review.jpg Als Star-Trek-Fan muss man vor allem eines: Ertragen können. Und das musste man in den letzten Jahren oft. Man erinnere sich nur an das unrühmliche Ende der »Next Generation«-Kinoserie. Oder an das von »Star Trek: Enterprise«. Und wie sich Zuseher nach der Vorstellung des allerersten Films, »Star Trek: The Motion Picture«, gefühlt haben, kann unsereins […]

5 Kommentare

#1 von David am 12.5.2009, 19:41 Uhr

Im OT fand ich es super.

#2 von Benedikt am 12.5.2009, 20:26 Uhr

Schade nur, dass es OV-Vorstellungen fast nie in großen Sälen gibt.

#3 von Anonymous am 12.5.2009, 20:31 Uhr

Will sehen, will sehen!

#4 von Benedikt am 12.5.2009, 20:37 Uhr

Seit Donnerstag im Kino – worauf wartest du noch? 😉

#5 von h@rry am 12.5.2009, 22:45 Uhr

ich gib dir vollkommen recht Ben! nach zahlreichen irr-flügen ist die enterprise nun im schönen neuen look im 21. jahrhundert angelangt – herzlich willkommen!

Kommentieren

Dieser Eintrag kann nicht mehr kommentiert werden.