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»iPhone X«: Erste Eindrücke nach 24 Stunden

28.11.2017·Kommentare:  0 · ~ 6 min

Es ist soweit, wie vor einiger Zeit angekündigt, bin ich nun von meinem »Lumia 950« auf ein »iPhone X« umgestiegen. Anbei meine ersten Eindrücke nach 24 Stunden Nutzung.

Update, September 2018: Siehe auch meinen »iPhone X«-Langzeitest.

Zu schnelle Lieferung

Wahrscheinlich war ich der einzige Apple-Kunde weltweit, der am 27. Oktober bestellt hat und tatsächlich auf die 6-wöchige Lieferzeit gehofft hat, um das »iPhone X« genau vor zu Weihnachten zu erhalten. Doch dann erfolgte die Zustellung »leider« bereits nach knapp über drei Wochen. Natürlich hätte ich das »iPhone X« auch erst am 24. in Betrieb nehmen können, dann hätte ich aber die 14-tägige Rückgabefrist verstreichen lassen müssen, was ich bei Erste-Generation-Produkten aber eher ungern mache. Denn auch beim »X« wurde bereits von Problemen wie knacksenden Lautsprechern oder der »Green Line of Death« berichtet. Bis jetzt ist mir glücklicherweise noch kein entsprechendes Problem aufgefallen.

Ja zu 64 GB in Spacegrau, Nein zu 256 GB und Apple Care

Entschieden habe ich mich für das »iPhone X« in Spacegrau mit 64 GB. Die dunkle Farbe gefällt mir besser als das Weiß, das beim »X« aber wenigstens ein »sportliches« Weiß mit schwarzen Akzenten ist (ähnlich dem cool aussehenden weißen Nokia 808). Die 180 Euro Aufpreis waren mir die 256 GB nicht wert, ebenso wie 230 Euro für den zusätzlichen Apple-Care-Protection-Plan. Für beides zusammen hat man sich quasi schon 1/3 des »iPhone X«-Nachfolgers zusammengespart. Wer so rechnet, sollte aber dennoch in eine Hülle investieren – siehe dazu auch meine Meinung zu Smartphone-Schutzhüllen.

Schlichte Verpackung, schlichtes Zubehör

Die Verpackung ist, wie von Apple mittlerweile üblich, schlichter, weißer Karton in Zellofarn eingeschweißt. Letzterer lässt sich – und das war für mich neu – mit einer Lasche in einer Bewegung abziehen. Wer bezüglich Originalverpackung pingelig ist, kann beruhigt sein: Die Folie ist mit Einmalklebestreifen versehen, ankleben kann man diese nachher nicht mehr wirklich. Unter dem Kleingedruckten zur Gestensteuerung und dem Pin für den Sim-Karten-Einschlub befindet sich ebenfalls in einer einfach abzulösenden Schutzfolie das »iPhone X«, unter diesem die Earpods, das Lightning-Kabel, ein Lightning/3,5-mm-Adapter sowie das Netzteil.

Zerbrechliche Materialien als Zutaten für schöne Hardware

Die meiner Meinung nach besten Smartphone-Gehäuse waren die der frühen »Lumias« bis hin zum »Lumia 1020« – perfekt geformtes Polycarbonat, das sich gut in der Hand anfühlt, formschön und stabil war. Die Materialien des »iPhone X« sind das genaue Gegenteil: Vorne und hinten komplett aus Glas, der Rahmen rundherum aus glänzendem Edelstahl, bei dem man schon beim Einsetzen des Pins für den Sim-Karten-Einschub Angst vorm Zerkratzen hat. Aber selbst ich muss zugeben, dass das »iPhone X« als Ganzes sehr gut aussieht, auch so in der Hand liegt und sich sehr wertig anfühlt – was es für die Anschaffungskosten übrigens auch sollte.

Offenbar wichtig: »iPhone X« nicht im Hausmüll entsorgen

Wer sich aufgrund der U.S.-Produktwebsite und -Reviews bereits auf eine designtechnisch saubere Rückseite, lediglich mit Apple-Logo und iPhone-Schriftzug gefreut hat, wird beim europäischen Modell leicht enttäuscht: Hier prangen nach wie vor das CE-Logo und die durchgestrichene Mülltonne auf dem Glasrücken. Damit diese Symbole direkt unter der Wortmarke »iPhone« nicht ganz so ironisch rüberkommen, hat Apple auch noch die Klassiker »Designed by Apple in California« und »Assembled in China« dazwischengeschoben. Man sieht: Regulatorische Produktkennzeichnungen sind offenbar schwerer wegzubekommen als Displayränder – womit wir gleich beim Thema wären:

Cooles, (fast) randloses Display

Nach dem ersten Einschalten offenbart sich das neue Display, von dessen Großartigkeit allerorts berichtet wird. Wie beim »iPad Pro« bin ich aber nicht ganz so euphorisch. Auflösung und Farben wirken zwar sehr gut, die Blickwinkelstabilität kam mir aber selbst bei meinem »Lumia 950« besser vor – das ist aber wie gesagt nur ein erster Eindruck, der noch weiterer Prüfung bedarf.

Randlos?

Wir werden noch darüber schmunzeln, dass wir solche Displays einmal als »randlos« bezeichnet haben. Aus heutiger Sicht ist es aber tatsächlich ein großer Schritt von klassischen »Rahmen-Displays« zur »Randlosigkeit«. Und so versucht auch jeder Hersteller mit den nach wie vor vorhandenen Constraints unterschiedlich klarzukommen: Während Samsung die seitlichen Ränder mit seinem abgerundeten Edge-Display gut im Griff hat, dafür aber oben und unten noch größere Balken benötigt, hat Apple rundherhum einen gleichmäßigen, aber sehr schmalen schwarzen Rand gewählt, mit einer aktuell noch unweigerlich notwendigen Einschränkung.

Der/die berüchtigte »Notch« bzw. Kerbe

Viel wurde über sie geschrieben, aber wenig Gutes: Die noch notwendige »Notch« am oberen Displayrand, die alle Sensoren inklusive Lautsprecher enthält, und die Apple noch nicht hinter das Display verbannen konnte. Ich mag sie und ich finde es in der Tat besser, dass Apple die verbleibenden »Ohren« links und rechts nicht mit einem schwarzen Balken überdeckt um eine gleichmäßigere Bildschirmform vorzugaukeln. Denn so vermittelt die Rahmenform ein bisschen den Eindruck des derzeit maximal Möglichen, eines schlichten »mehr geht einfach nicht« – mir gefällt das. Und ich finde die Unterbringung der klassischen Handysymbole wie Netzbertreiber, Empfang, Akkustand etc. links und rechts der »Notch« eigentlich effizient und elegant. Und mich stört die »Notch« nicht einmal wirklich im Querformatmodus, wenn sie bei Videos im gezoomten, bildschirmfüllenden Modus links einen (sehr) kleinen Teil des Videos überdeckt. Das erinnert mich irgendwie an die übertrieben inhomogenen Rahmen von Displays (meist außerirdischer Rassen) in Science-Fiction-Filmen. Zumindest nach 24 Stunden Nutzung finde ich das noch recht charmant – und man kann problemlos mit der Zoonmgeste zum kompletten Bildinhalt mit Balken links und rechts schalten.

Face ID

Noch skeptischer als der »Notch« standen viele der Entsperr-Methode »Face ID« gegenüber. Vor allem als bekannt wurde, dass das neue Topmodell kein »Touch ID« mehr haben wird. Nach zwei Jahren mit dem »Lumia 950«, das – zumindest theoretisch – dieselben Entsperr-Methoden bot (Gesichtserkennung ohne Fingerabdrucksensor) und als jemand der die »Clickyness« der iOS-Home-Buttons als inhomogen und inkonsistent empfindet (»iPhone 6«, »iPad 2«, »iPad Pro«, »iPhone SE« – alle klicken unterschiedlich und viele nicht wirklich gut), bin ich von »Face ID« ziemlich begeistert. Denn zwischen der prototypischen Lösung im »Lumia 950«, die einfach nie schnell genug war, und der auf 3-D-Messung basierenden Technologie im »iPhone X« liegen einfach Welten. Sprich, in der Praxis funktioniert »Face ID«, die »Windows Hello«-Gesichtserkennung nicht.

Aus »iPad Pro«-Backup wiederherstellen

Mein ursprünglicher Plan war es, das »iPhone X« mit einem lokalen »iPad Pro«-Backup wiederherzustellen. Doch das funktioniert nur, wenn die iOS-Version, mit der das Backup erstellt wurde, mit der am Zielgerät übereinstimmt. Wer also voreilig sein vorhandenes iOS-Gerät auf 11.1.2 aktualisiert muss ein mit 11.1 ausgeliefertes »iPhone X« erst als neues Gerät einrichten, aktualisieren und dann mit dem Backup überschreiben. Logins, Postfächer etc. wurden interessanterweise trotz verschlüsselten lokalen Backups nicht übernommen.

Gestensteuerung ohne Home-Button

Die Steuerung über Gesten ganz ohne Home-Button hat man schnell raus und funktioniert wunderbar:

… einfacher geht’s nicht. Die Steuerung scheint mir zudem trotz Ähnlichkeiten zum »iPad Pro« intuitiver, da ich mir bei Letzterem vor allem mit der »Discoverability« der Gesten beim Multitasking wesentlich schwerer tue.

Noch Probleme mit Mobilfunkanbieter »Yesss!«

Legt man eine Yesss-Sim-Karte ein, stellt man schnell fest, dass die Datenverbindung von Haus aus auf 3G reduziert ist. Will man in den Einstellungen LTE aktivieren, erhält man eine Warnung, dass das »iPhone X« für den LTE-Betrieb beim Provider noch nicht zertifiziert ist. Aktivieren kann man es trotzdem und es scheint zu funktionieren.

Problematischer ist hingegen, dass man auch den Persönlichen Hotspot nicht aktivieren kann: »Wenden Sie sich an den Netzbetreiber« – mühsam. Die Anfrage bei »Yesss!« zu beiden Punkten läuft. Update: Wie mir der »Yesss!«-Support mitgeteilt hat, muss man in den Mobilfunkeinstellungen für den Persönlichen Hotspot ebenfalls den entsprechenden APN eintragen (bei »Yesss!« lautet dieser »webapn.at«) – was ich bei der Ersteinrichtung schlicht übersehen habe. Danke an »Yesss!« für die schnelle Antwort!

Zubehör: Nicht berauschend, aber ok

Das »iPhone X« ist mein erstes iOS-Gerät mit Apples Earpods – und sie passen mir überhaupt nicht. Ohren sind verschieden und offenbar kommen viele Apple-User mit den Earpods klar, aber mir rutschen sie einfach aus den Ohren. Wer die Earpods nicht mag, findet in der Packung zum Glück auch einen Adapter von Lightning auf 3,5-mm-Kopfhörer-Buchse.

Ebenfalls beigelegt ist ein kleines Ladegerät ohne Schnellladefunktion, sowie ein Lightning-Kabel, für das man bei einem Einzelpreis von 25 Euro fast schon dankbar sein muss.

Preis/Leistung

Der Preis ist hoch, darüber muss man nicht diskutieren. Brauchen tut man ein »iPhone X« auch nicht, wenn man seine Eigenschaften rein auf die Funktionen eines Smartphones reduziert: Telefonieren, Surfen, Social-Media und Messenger-Kommunikation kann z.B. auch ein solides Moto G5S, das nur 1/6 des »iPhone X« kostet. Mit randlosem Display, 3-D-Gesichtserkennung, dem bei weitem schnellsten SoC in einem Smartphone, einer voraussichtlich exzellenten Kamera (die habe ich noch nicht wirklich ausprobiert) und verblüffenden AR-Fähigkeiten ist das »X« definitiv für Smartphone-Enthusiasten. Wer es sich bewusst aus diesen Gründen kauft, wird auf jeden Fall seine Freude daran haben.

Fazit

Der erste Eindruck ist jedenfalls vielversprechend, wie gut das »iPhone X« tatsächlich ist, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.


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