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Filmkritik: »Oppenheimer« – nicht »Peak Nolan«, aber gut

Spoilerfrei·4.0 / 5Sterne·28.7.2023·Kommentare:  4Retweets:  0 1

Die wohl offensichtlichste Frage: Wie funktioniert ein Film über die Erfindung der Atombombe mit 3 Stunden Laufzeit und Nolan-Kniff? Vor allem nach »Peak Nolan«-Projekten wie »Tenet«?

Dazu gleich vorweg: Technisch gesehen enthält diese Kritik zwar keine Spoiler, ich nehme aber den Aufbau vorweg – und das ist bei einem Nolan-Film mit einem Spoiler gleichzusetzen. Wer den Film sehen will, sollte das zuerst tun und diese Kritik nachher lesen.

Damit zur Antwort auf meine Frage in der Einleitung: Er funktioniert, vor allem für einen Nolan-Film, relativ banal – keine Kniffe mit Raum und Zeit wie einst in »Inception« und »Interstellar«, keine verschachtelten Timebox-Parallelhandlungen wie in »Dunkirk« und schon gar keine Reverse-Time-Verrücktheiten wie in »Tenet« (worauf sich das »Peak Nolan« im Titel bezieht). Ja, da wird schon zwischen verschiedenen Erzählsträngen, die zu unterschiedlichen Zeiten spielen, hin und hergesprungen, das mutet aber fast schon klassisch an.

Im Prinzip ist »Oppenheimer« eine Art Biopic, das, no na ned, die Geschichte von Robert Oppenheimer, die Erfindung der Atombombe und der, mir weniger bekannt, Verfolgung Oppenheimers durch US-Behörden Jahre später erzählt.

Das mag jetzt ein wenig negativ klingen. Der Film ist dabei aber – zumindest die ersten beiden Stunden – durchaus kurzweilig und interessant. Das ist vor allem Nolans Gespür für Drehbuch und Dialog geschuldet. Die Charaktere, die Gespräche – das ist halt schon alles sehr gut und sehr spannend inszeniert. Ja, auch, wenn der Ausgang bereits bekannt ist.

Nur das letzte Drittel (und das ist bei 3 Stunden Gesamtspielzeit halt auch ein ganz schöner Brocken), stemmt Nolan dann nicht mehr ganz so gut. Wo die für Nolan typische Dichtheit an (ja durchaus cleveren) Dialogen und Aneinanderreihung verschiedener Zeitebenen zuvor noch Spannung aufbaut, sorgt sie hier eher dafür, dass man alles nicht mehr ganz so gut versteht.

Unterm Strich ist »Oppenheimer« trotz oder gerade wegen seiner visuellen Natürlichkeit ein beeindruckender Film, der über weite Strecken für mich sogar kurzweiliger als »Mission Impossible: Dead Reckoning Teil eins« war (obwohl die Filme natürlich schwer zu vergleichen sind).

Ob man zwei Sitzungen »Oppenheimer« verkraftet, weiß ich zwar nicht so recht. Dafür ist er allein als Experiment, der »normalste« (und mit 100 Mio. Dollar Budget ein relativ günstiger) Nolan-Film zu sein, sehenswert.

★★★★☆


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