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Blast from the Past: Eine Woche mit dem Lumia 950 als iPhone-Ersatz

28.2.2020·Kommentare:  0Retweets:  0 1

Da sich der Akku meines iPhone X aufgebläht hat (mittlerweile repariert), musste ich in der Zwischenzeit auf ein Ersatzhandy ausweichen.

Die Krux mit dem Reserve-Handy

Leider gelingt es mir ja nie, einen Smartphone-Wechsel so zu timen, dass ich das alte Gerät notfalls als Ersatz-Smartphone nutzen könnte. Und so blieb mir auch dieses Mal nur eine nicht mehr ganz taufrische Option: Mein Lumia 950 mit Windows 10 Mobile von 2015.

Windows 10 Mobile gibt’s noch?!

Ich mochte eigentlich sowohl Lumias als auch Windows 10 Mobile, wobei ich wohl aufgrund der App-Gap selbst auf iOS umgestiegen wäre, wenn Microsoft an Windows 10 Mobile und Smartphones festgehalten hätte. Doch der Reihe nach. Wer heutzutage ein Lumia 950 in Betrieb nehmen will, ist gut beraten sich die diesbezüglichen Status-Artikel von Steve Litchfield auf All About Windows Phone durchzulesen, aktuell eben jenen von Februar 2020.

Was auf Windows 10 Mobile noch läuft … und was nicht

Nein: Facebook, Instagram, WhatsApp

Und ganz ehrlich, viele der nicht mehr unterstützten Apps in diesem Artikel lesen sich glatt wie eine Feature-Liste: Ein Smartphone ohne WhatsApp, Facebook, Instagram und Co.? Großartig!

Ja: Outlook, RSS-Reader, ÖBB Scotty

Neben den Microsoft-Apps wie Outlook-Mail und -Kalender sowie Edge, die weiterhin exzellent funktionieren, nutzte ich noch den NextGen-Reader für RSS, auch dieser funktioniert wie eh und je. Auch Scotty von den ÖBB funktioniert ebenso klaglos wie die am Ende des Windows-10-Mobile-Lifecycles gerade noch erschienene offizielle Twitter-App, die auch optisch noch eine gute Figur macht.

Spotify wird zum Plattenladen

Eine meiner meistgenutzten Apps lässt sich zwar noch starten und grundsätzlich verwenden, befindet sich aber bereits auf dem Weg ins Jenseits: Spotify. Die App aus Windows-Phone-8.1-Zeiten mit der nie behobenen »Resuming …«-Ladeanimation beim Multitasking mutet zeitweise wie ein Zombie an.

Startscreen und Suche sind praktisch tot, auf ersterem wird nichts angezeigt, zweitere liefert kein Suchergebnis mehr. Lediglich über in anderen Clients (Mac, Windows, iOS, Android) angelegte Wiedergabelisten lassen sich Songs abspielen. Zudem kann auf dem entsprechenden Wiedergabelisten-Screen in von Spotify generierten Listen gestöbert werden – Nostalgie wie einst im Plattenladen.

Bei wem Spotify mit der Meldung »Audio kann nicht gestartet werden« den Start quittiert, der sollte über die Multitaskingansicht die Groove-App von Microsoft beenden – offenbar kommt es hier zu Problemen, wenn die App zuvor einmal gestartet wurde.

Ach ja, und nach wie vor gilt: Wer in Spotify auf Windows 10 Mobile Wiedergabelisten sortieren will, muss sich mit diesem Trick behelfen.

Mythos Ersatzakku

Als die Akkuleistung nach 1½ bis 2 Jahren immer schlechter wurde, nutzte ich die Gelegenheit und gönnte mir einen Ersatzakku – denn immerhin ist der Akku des Lumia 950 wechselbar. Ernüchterndes Ergebnis: Der »neue« Akku hatte die exakt gleich schlechte Leistung – mit Stromsparmodus dauernd auf an näherte sich der Akkustand am Abend immer den 50 Prozent.

Ob man auf Amazon zudem tatsächlich einen Original-Akku oder irgendeinen fragwürdigen Nachbau erhält, weiß man aufgrund der Händlersituation – vor allem bei Ersatzakkus – auch nicht. Microsoft selbst bot jedenfalls – wenn überhaupt – schon Monate nach dem Start keine Originalakkus mehr an. Immerhin: Die Akkuleistung hat sich nach über zwei Jahren Inaktivität nicht wesentlich verschlechtert, ein Hoch also auf den Stromsparmodus!

Melancholische Gefühle – mach’s gut, Windows 10 Mobile!

Die Hardware des Lumia 950 wirkt beim ersten in die Hand nehmen nach all den Jahren leicht billig. Wobei dieser Eindruck durch Eigenschaften, die ich eigentlich gut finde, entsteht: geringes Gewicht und griffiger Kunststoff. Die Performance ist nach all den Jahren überraschend gut, ein paar Systemruckler merkt man hin und wieder allerdings schon.

Was mich überraschenderweise öfters gestört hat: Beim Tippen auf der eigentlich sehr guten Onscreen-Tastatur habe ich relativ oft versehentlich den virtuellen Home-Button in der Navigationsleiste erwischt und bin am Startscreen gelandet. Der berühmt-berüchtigte (halbwegs) systemweite Zurückpfeil links daneben, brachte mich aber meistens wieder genau an die vorherige Stelle zurück. Apropos Navigationsleiste: Die fix platzierte Bing-Suche rechts ist nach wie vor übel, oft tippt man im Browser oder anderen Apps diese Such-Lupe an, anstatt die zu einer Lupe mutierte Enter-Taste der Onscreen-Tastatur.

Trotz dieser Schwächen der Navigationsleiste: Um die Benutzeroberfläche von Windows 10 Mobile ist es ewig schad‘! Live Tiles mit der schnittigen Systemschriftart – das sieht alles einfach noch immer viel moderner als iOS und Android aus. Auch der seit Windows Phone 7 standardmäßige Dark Mode wirkt hier aus irgendeinem Grund viel harmonischer als in iOS – eventuell durch die kleinere Schriftart und das bessere Spacing? Und ja, die Wochenansicht im Outlook-Kalender ist immer noch top. Warum das Microsoft in Outlook für iOS nicht nachbaut, erschließt sich mir nicht.

Nicht alles aber, was ich einst als Punkte, die ich vermissen werde, aufgelistet habe, fehlt mir tatsächlich: Glance Screen ist für Apple-Watch-Träger kein Thema mehr und auch die Kameras übersteigen, zumindest langsam, die damals noch von Nokia hoch gelegte Messlatte.

Ein positives Was-wäre-wenn zum Abschluss: Gäbe es noch Lumias mit starker Hardware in punkto Display und Kamera und hätte Microsoft irgendwie das Problem mit der App-Gap in den Griff bekommen, ja, dann hätte ich wohl heute den Nachfolger des Lumia 950 in Verwendung.


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