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Filmkritik: »Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben« – der Fantasy-Film, auf den wir seit 30 Jahren warten

Spoilerfrei·5 / 5Sterne·28.6.2023·Kommentare:  0

Nachdem »Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben« (fortan als »D&D« abgekürzt) – im Gegensatz zu den USA – im deutschsprachigen Raum nicht und nicht auf Paramount+ erscheint, habe ich den Film jetzt auf Amazon Prime ausgeliehen. Meine Erwartungen waren hoch – und genau deswegen war ich auch skeptisch.

⚠ Overselling-Warnung
Mal was anderes als eine Spoiler-Warnung (diese Kritik ist spoilerfrei): Wenn mir was wirklich, wirklich gefällt, neige ich eventuell hie und da zum Overselling. Wenn du also an D&D interessiert bist, lies nicht diese Kritik. Schau zuerst den Film und lies die Kritik später.

Warum war ich also skeptisch? Wäre ich die letzten 30 Jahre nicht ins Kino gegangen und hätten den Trailer zum ersten Mal gesehen, hätte ich wohl gedacht, dass das der beste Film aller Zeiten werden muss. Aber ich war die letzten 30 Jahre im Kino und habe sie alle gesehen:

(»Solomon Kane« fehlt mir, und ja, ich beziehe mich auf »klassische« High Fantasy, »Stardust« oder »Der goldene Kompass« passen da nicht ganz rein.)

Sollte ich was vergessen haben, gerne in den Kommentaren. Trailer hatten die jedenfalls alle gute. Und so habe ich mir auch beim D&D-Trailer gedacht, dass ich mir schon ungefähr vorstellen kann, wie das finale Produkt scheitern wird. Nicht, dass ich das dem Film wünschte, aber es war meine Art des Erwartungsmanagements.

Trailererwartungsmanagement

Und was hätte ich mir anhand des Trailers erwartet? Ein kurzweiliges, lustiges Fantasy-Action-Abenteuer, muss weder genre-definierend, noch innovativ sein. Aber kurzweilig und abholen und mitreißen soll es einen – gerne auch im klassischen Hollywood-Blockbuster-Gewand, aber gut eben.

Und dann schaue ich mir D&D an – und bin begeistert. Denn dieser Film macht alles richtig. Ja, kein einschränkendes Adverb wie »fast, »annähernd« etc.

Und wenn du den D&D-Trailer gar nicht so gut findest: Vergiss den Trailer. Es ist IMO wie bei »Pacific Rim«: Trailer eher: ja, eh. Der Film dann: wow! Bonus: Der D&D-Trailer verrät gar nicht mal die besten Schmähs bzw. Wendungen.

Vom Buch über Humor bis zur Action stimmt einfach alles

Es beginnt mit einer soliden Basis: Der Film ist super geschrieben. Locker-flockig, findet aber einerseits genau die richtige Mischung aus Humor und (im Gegensatz zu z.B. »Your Highness«) Tiefe, dass einen die Geschichte doch abholt. Und andererseits ist das ein Film, bei dem die Struktur passt und wo die Erwartungshaltung des Zuschauers handlungstechnisch stets erfüllt wird – und es wird nie fad. Ja, der ist 138 Minuten lang, aber keine davon ist zu viel.

Auch visuell und von den Effekten her passt natürlich alles. Schöne Einstellungen und gelungene Effekte für eine immersive Fantasy-Welt, die sehr stimmig in Szene gesetzt wurde.

Humor. Ach, der Humor. Ich muss ja nicht immer laut lachen, auch wenn ich einen Film witzig finde. Laut lachen muss ich meistens nur, wenn der Gag auf einer unerwarteten Pointe beruht und da gab es in D&D schon Szenen, da musste ich eben nicht nur das, sondern auch noch Tage später, beim Gedanken an die Szene, im Büro breit grinsen.

Die Action. Ich hatte erst kürzlich eine Diskussion mit einem Freund bzgl. Action in Filmen und Serien. Nämlich, dass diese zwar meist visuell opulent ist, aber unterm Strich einfach fad. Selbst als Action-Liebhaber kenne ich das und würde das auch so unterschrieben, den Action muss halt thrillen bzw. einen mitnehmen und das klappt erstaunlich oft nicht. Auch das ist hier über weite Strecken gegeben, weil z.B. die Ausgangslagen für die Action interessant aufgesetzt sind oder als Mittel zum Zweck, z.B. als kurzweiliger Gag in Rückblenden, dienen.

Mini-mini-Spolier dazu (sonst überspringen): Mir ist z.B. erst ganz am Ende bewusst geworden, dass Chris Pine den ganzen Film über keine Waffe trägt. Das ist aus zwei Gründen faszinierend: Weil der Film auf der Tatsache gar nicht herumreitet und die Action dadurch auch überhaupt nicht leidet.

Ja, und hier sind sogar die Rückblicke genial, wenn Charaktere aus ihrer Vergangenheit erzählen.

Im Kino leider gefloppt

Apropos, »Warcraft: The Beginning« (oben in der Liste): Ich ärgere mich, dass ich D&D nicht im Kino gesehen habe. Und damit zu jenem Teil der Zuschauer gehöre, die wohl eine Fortsetzung verhindert haben. Denn mit 200 Mio. Einspielergebnis weltweit, zählt der Film mit einem Budget von 150 Mio. Dollar eindeutig als Flop. Für eine detaillierte Marktanalyse bin ich nicht Experte genug, würde aber wetten, dass genau jene, in der Einleitung erwähnte, Fantasy-Historie im Kino dazu beigetragen hat, dass genau jene, die Fantasy mögen, dafür nicht mehr ins Kino gegangen sind.

Was man Marketing-technisch hätte machen können: Statt dem Over-the-Top-Trailer (der hier, wie gesagt, vorbildlich nicht mal die besten Szenen verrät), zeigt halt eine Szene, die die Stimmung des Films vermittelt. Ja, hat Paramount offenbar auch gemacht – ganz zeitgemäß im Web auf YouTube – hat mich, Kernzielgruppe, aber nicht erreicht. Was mich erreicht hätte: Ein entsprechender Clip am Streaming-Service Paramount+. 😉 Gar nicht mal als Zwangswerbung vor einer Folge »From« oder so, sondern irgendwo oben im Header der App. Und ja, vielleicht hätte es sich bei 150 Mio. Dollar ausgezahlt eine eigene Szene zu produzieren, die im Film gar nicht vorkommt um Spoiler komplett auszuschließen und trotzdem das entsprechende Feeling zu vermitteln.

Fazit

Egal, ob Flop oder nicht: »Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben« ist der Fantasy-Film, den wir seit 30 Jahren immer wieder sehen wollten, uns aber verwehrt blieb. Jetzt ist er da!

★★★★★


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